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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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war. Sicher war sie nach Hause geflogen, um Dr. Cable und den Besonderen Umständen Bericht zu erstatten.
    Aber was konnten die schon ausrichten? Keine Stadt konnte doch der anderen Vorschriften machen.
    Dieses New Smoke würde ewig leben.

Zufallsstadt
    Tally verbrachte den Tag damit, durch die Stadt zu wandern und darüber zu staunen, wie sehr sie sich von der ihren unter schied.
    Sie sah neue Pretties und Uglies zusammen unterwegs, Freunde, die die Operation nicht getrennt hatte. Und Winzlinge, die an der Hand ihrer hässlichen Geschwister herumliefen, statt mit ihren Eltern in Crumblyville festzusitzen. Diese kleinen Veränderungen waren fast ebenso überraschend wie die wilden Gesichtsstrukturen, die Hautbeschaffenheit und die Körperformen, denen sie begegnete. Fast. Es konnte eine Weile dauern, bis man sich an Daunenfedern auf der Haut gewöhnte, an winzige Schlangen anstelle von kleinen Fingern, an Hauttöne in allen Schattierungen von Tiefschwarz bis Alabaster und an Haare, die sich wanden wie ein Schlangenwesen auf dem Meeresgrund.
    Ganze Cliquen trugen dieselbe Hautfarbe oder teilten ähnliche Gesichter, wie Familien in der Zeit vor der Operation. Tally fühlte sich unangenehm daran erinnert, wie die Leute sich in Prä-Rusty-Zeiten zusammengeschlossen hatten, zu Stämmen und Sippen und sogenannten Rassen, die alle mehr oder weniger gleich aussahen und die eine große Sache daraus gemacht hatten, alle zu hassen, die eben anders aussahen. Aber hier schienen bisher alle miteinander auszukommen, denn für jede Clique, die ganz gleich aussah, gab es eine andere mit wilden Variationen.
    Diegos mittlere Pretties schienen die Sache mit den Operationen weniger gut zu finden. Die meisten sahen ungefähr so aus, wie Tallys Eltern, und sie hörte mehr als einen von ihnen übe „neue Standards“ schimpfen und darüber, dass diese Modefimmel eine Beleidigung für das Auge und eine Schande seien. Aber das sagten die Leute so offen, dass Tally nicht daran zweifeln konnte, dass sie keine Läsionen mehr hatten.
    Seltsamerweise schienen die Runzlinge mehr auf Operationen zu stehen als alle anderen. Einige wenige zeigten die weisen vertrauenerweckenden Gesichter, die das Pretty-Komitee zu Hause allen aufzwang, andere dagegen sahen seltsam jung aus. Tally wusste sehr oft nicht, wie alt die Leute sein sollten, als ob die Ärzte hier in der Stadt beschlossen hätten, alle Lebensphasen miteinander verschwimmen zu lassen.
    Sie war sogar einigen Leute begegnet, die ihrem Gerede nach noch immer Blubberköpfe sein mussten. Aus irgendeinem Grund - ob es nun eine philosophische Haltung oder eine Modeaussage war - hatten sie beschlossen, die Läsionen im Gehirn zu behalten.
    Offenbar konnte man hier so ungefähr alles machen, was man wollte. Sie hatte das Gefühl, in einer Zufallsstadt gelandet zu sein. Jeder hier war so besonders, dass Tallys eigenes Special-Gesicht fast zu ... nichts wurde.
    Wie war das alles passiert?
    Sehr lange konnte das noch nicht her sein. Die Veränderungen schienen noch immer alles hier aufzuwühlen, als hätte man einen Stein in einen Teich geworfen.
    Nachdem sie ihre Hautantenne auf die Nachrichtenkanäle der Stadt eingestellt hatte, hörte Tally, dass dort heftig debattiert wurde. Es gab Diskussionen darüber, ob es wirklich klug war, die Flüchtlinge aufzunehmen, über Schönheitsstandards und vor allem über die Baustellen am Stadtrand – und nicht alle machten sich die Mühe, so höflich und zurückhaltend zu debattieren wie in Tallys Stadt. Tally hatte noch nie Erwachsene gehört, die sich dermaßen gestritten hätten, nicht einmal privat. Es war so, als ob eine Bande von Uglies den Stadtfunk an sich gerissen hätte. Ohne die Läsionen, die alle umgänglich machten, suhlte diese Stadt sich in einer dauernden Schlacht der Worte, der Bilder und der Ideen.
    Es war viel zu viel, war fast schon wie den Rusties, die auch alles öffentlich diskutiert hatten, statt die Regierung ihre Arbeit machen zu lassen.
    Und die Veränderungen hier in Diego waren nur ein Anfang, wie Tally jetzt aufging. Die Stadt um sie herum schien zu brodeln, all diese entfesselten Gehirne bewarfen sich gegenseitig mit Meinungen. Das Ganze schien kurz vor der Explosion zu stehen.
    ***
    An diesem Abend ging sie zum Aussichtspunkt.
    Das Stadt-Interface führte sie zum höchsten Punkt von Diego, einem Park auf einem Kreidefelsen, der Blick auf die Innenstadt bot. Die erste junge Pretty, der sie begegnet war, hatte Recht gehabt: im Park

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