Special - Zeig dein wahres Gesicht

Rede wert, und Tally merkte, wie etwas in ihr ins Wirbeln geriet. Seine grausame Schönheit, die Intimität seiner Stimme in ihren Ohren, sogar seine Puls-Tätowierungen und seine Rasierklingenzähne waren keine Entschuldigung dafür, was Fausto da sagte. Er redete über die Wildnis, darüber, dass sie zerkaut und ausgespuckt wurde, um einer Horde gieriger Pret ties Platz zu machen.
    „Was haben die Smokies dir angetan?“, fragte sie mit plötzlich trockener Stimme.
    „Nichts, was ich nicht selber gewollt hätte.“
    Sie schüttelte wütend den Kopf, konnte es nicht glauben.
      Fausto seufzte. „Komm mit. Ich will nicht, dass irgendwelche Stadtkids uns hören - hier gibt es ein paar seltsame Regeln, was Specials angeht.“ Er legte Tally eine Hand auf die Schulter und führte sie zum anderen Ende der Party. „Erinnerst du dich an unseren großen Ausbruch im vorigen Jahr?“
    „Natürlich erinnere ich mich. Sehe ich aus wie ein Blubberkopf?“
    „Kaum.“ Er lächelte. „Na ja, es ist etwas passiert, nachdem dieser Sucher in Zanes Zahn losging und du unbedingt mit Zane zurückbleiben wolltest. Auf der Flucht haben wir Krims mit den Smokies eine Abmachung getroffen.“ Er verstummte, während sie an einer Gruppe von jungen Pretties vorübergingen, die ihre neuen Opis verglichen - Haut, die zwischen Schneeweiß und Pechschwarz wechselte und dabei dem Rhythmus der Musik folgte.
    Tally ließ ihre nächsten, zischenden Worte von der Hautantenne weitertragen: „Was meinst du damit, eine Abmachung?“
    Die Smokies wussten, dass die Besonderen Umstände neue Leute anwarben. Es gab jeden Tag mehr Specials, ein Großteil davon genau die Uglies, die damals ins alte Smoke abgehauen waren.“
    Tally nickte. „Du kennst die Vorschriften. Nur die, die Ärger machen, dürfen Specials werden.“
    „Sicher. Aber den Smokies wurde das gerade erst klar.“ Sie hatten fast die andere Seite der Party erreicht, wo eine Baumgruppe tiefe Schatten warf. „Und Maddy hatte noch immer die Daten von Dr. Cable. Sie glaubte, sie könnte ein Heilmittel für die Specials entwickeln.“
    Tally erstarrte. „Ein was ?“
    „Ein Heilmittel, Tally. Aber sie brauchten eine Testperson. Jemanden, der sich über die Risiken im Klaren war und trotzdem mitmachen wollte. Der sein Einverständnis gab, wie du es damals getan hast, ehe du durch die Operation zur Pretty wurdest.“
    Sie schaute ihm in die Augen und versuchte deren schwarze Tiefen zu durchdringen. Etwas darin war anders ... sie waren flacher, wie Champagner ohne Perlen.
    Genau wie Zane hatte auch Fausto etwas verloren.
    „Fausto“, sagte sie leise. „Du bist nichts Besonderes mehr.“
    „Ich habe mein Einverständnis gegeben, als wir auf der [Flucht waren“, sagte er. „Wir alle haben zugestimmt. Falls wir gefangen und zu Specials gemacht würden, könnte Maddy versuchen uns zu heilen.“
    Tally schluckte. Deshalb also hatten sie Fausto behalten und Shay entkommen lassen. Einverständnis trotz Kenntnis der Risiken - Maddys Entschuldigung dafür, dass sie an den Gehirnen anderer herumpfuschte. „Du hast sie an dir herumexperimentieren lassen? Weißt du nicht mehr, was mit Zane passiert ist?“
    „Einer musste es tun, Tally.“ Er hob eine Injektionsnadel. „Es funktioniert und ist total ungefährlich.“
    Sie bleckte die Zähne und ihre Haut prickelte bei der Vorstellung von Nanos, die sich in ihr Gehirn hineinfraßen. „Fass mich nicht an, Fausto. Ich werde dir wehtun, wenn ich muss.“
    „Nein, wirst du nicht“, sagte er freundlich, dann schoss seine Hand auf ihren Hals zu.
    Tallys Finger jagten hoch und fingen die Injektionsnadel we nige Zentimeter vor ihrem Hals ab. Sie verdrehte ihm die Hand, um ihn zu zwingen, die Nadel fallen zu lassen, und hörte seine Finger knacken. Dann bewegte sich seine andere Hand und ihr ging auf, dass er eine zweite Injektionsnadel hatte. Tally ließ sich zu Boden fallen und die Nadel fuhr dicht an ihrem Gesicht vorbei.
    Fausto gab nicht auf, mit beiden Händen versuchte er Tally eine Nadel in den Körper zu rammen. Sie bewegte sich rückwärts über das Gras und konnte ihm nur um Haaresbreite aus weichen. Verzweifelt zielte er nach ihr, aber sie wehrte ihn mit einem Tritt gegen seine Brust ab, dann traf sie sein Kinn und er taumelte weg. Er war nicht mehr derselbe - immer noch schneller als ein Zufälliger vielleicht, aber nicht mehr so schnell wie Tally. Etwas Rücksichtsloses und Selbstsicheres war aus ihm herausgesaugt worden.
    Die Zeit