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Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Buck

Vergeltung
    Geschützfeuer zerfetzte die Luft, die Lichtspuren ließen Tallys Augen brennen. Ion ihren Ohren dröhnten die Explosionen und  Schockwellen schlugen gegen ihre Brust, wie etwas, das versuchte sie aufzureißen.
    Die Armada aus Hubfahrzeugen ließ ihr Feuer auf das Stadthaus regnen, Kaskaden von Geschossen loderten so hell auf, dass das Gebäude für einen Moment verschwand. Aber auch wenn Tally wie geblendet war, konnte sie doch noch immer Glas splittern und Metall bersten hören.
    Nach wenigen Sekunden kam der wütende Angriff zum Stocken und durch den Rauch erhaschte Tally einen Blick auf das Stadthaus. Riesige Löcher klafften plötzlich darin - die Feuer, die im Gebäude brannten, ließen es aussehen wie eine irrsinnige Kürbislaterne mit Dutzenden von glühenden Augen.
    Von unten her wurde wieder Geschrei laut, diesmal erfüllt von wahnsinniger Angst. Einen schwindelerregenden Moment lang erinnerte Tally sich daran, dass Shay gesagt hatte: „Das alles ist unsere Schuld, Tally. Deine und meine.“
    Sie schüttelte langsam den Kopf. Was sie hier sah, konnte einfach nicht wahr sein.
    Es gab doch keine Kriege mehr.
    „Na los!“, schrie Shay, sie sprang auf ihr Brett und jagte hoch.
    „Das Stadthaus ist nachts leer, aber wir müssen alle aus dem Krankenhaus holen ...“
    Tally riss sich aus ihrer Lähmung und sprang auf ihr Hubbrett als das Bombardement wieder einsetzte. Shay schwang sich über die Dachkante, ihre Silhouette zeichnete sich für einen Moment vor dem Feuersturm ab, dann war sie nicht mehr zu sehen. Tally folgte ihr, balancierte aber kurz über dem Geländer und schaute auf das Chaos hinab.
    Das Krankenhaus war nicht getroffen worden, noch nicht jedenfalls, aber noch immer strömten massenweise verängstigte Menschen aus seinen Türen. Die Armada brauchte niemanden zu erschießen, um heute Tote zu erzielen - Panik und Chaos würden diese Arbeit übernehmen. Die anderen Städte würden darin wohl nur eine angemessene Antwort auf den Anschlag auf das Magazin sehen, ein fast leeres Gebäude gegen das andere.
    Tally schaltete ihre Hubrotoren aus und ließ sich sinken, sie kniete, um ihr Brett festzuhalten. Die hämmernden Erschütterungen des Angriffs hatten die Luft in etwas Greifbares und Zitterndes verwandelt, wie eine aufgewühlte See.
    Die Schlitzer waren schon unten, ihre Tarnanzüge zeigten jetzt das Gelbschwarz von Diegos Wächtern. Tachs und Ho trieben die Menge auf die andere Seite des Krankenhauses, fort von den Trümmern, die aus dem Stadthaus niederprasselten. Die anderen Schlitzer bargen Fußgänger, die zwischen den beiden Gebäuden feststeckten; alle Gleitwege waren zum Stillstand gekommen und hatten ihre nächtlichen Fahrgäste zu Boden geschleudert.
    Tally drehte sich einen Moment lang um ihre Achse, überwältigt und unsicher, was zu tun war. Dann entdeckte sie eine Schar von Winzlingen, die aus dem Krankenhaus herausgelaufen kamen. Sie stellten sich vor der Hecke beim Helikopter-Landeplatz auf und ihre Hüter blieben stehen, um sie zu zählen, ehe sie die Kleinen in Sicherheit brachten.
    Tally steuerte die Landefläche an und senkte sich so schnell, wie die Schwerkraft das erlaubte. Diese Helikopter hatten Flüchtlinge aus anderen Städten nach Smoke und jetzt hierher ins neue System gebracht – Tally konnte sich nicht vorstellen, dass Dr. Cables Angriff sie ungeschoren davonkommen lassen würde.
    Sie brachte ihren Sinkflug unmittelbar über den Köpfen der Winzlinge zum Stillstand, ihre Hubrotoren kreischten und entsetzte Gesichter starrten mit offenem Mund zu ihr auf.
    „Weg hier!“, schrie Tally die Hüter an, zwei Mittel-Pretties mit klassischen Gesichtern, gelassen und weise.
    Die Hüter starrten ungläubig zu ihr hoch, aber dann erinnerte Tally sich daran, ihren Tarnanzug auf eine grobe Nachahmung des Wächter-Gelbs umzuschalten. „Die Helikopter sind vielleicht ein Ziel!“, rief sie.
    Die verdutzten Mienen der Hüter veränderten sich nicht und Tally fluchte. Sie hatten noch nicht begriffen, worum es bei diesem Krieg ging - um Flüchtlinge und das neue System und das alte Smoke -, sie wussten nur, dass der Himmel über ihnen explodiert war und dass sie alle ihre Schützlinge bei sich haben mussten, ehe sie weitergehen konnten.
    Tally schautenach oben und entdeckte ein glitzerndes Hubfahrzeug, das sich aus der Armada löste. Es beschrieb einen weiten, trägen Boden und dann stieß es wie ein Raubvogel auf die Landefläche herab.
    „Bringt sie auf die

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