Special - Zeig dein wahres Gesicht
verwandelt hatte.
„Was ist denn los, Shay? Das Krankenhaus wird doch nicht nur unseretwegen evakuiert, oder?“
„Nein, wir sind es nicht.“ Shay drehte sich zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Du musst jetzt sorgfältig zuhören, Tally. Das hier ist wichtig.“
„Ich höre zu, Shay. Sag mir einfach, was hier läuft.“
„Na gut. Ich weiß Bescheid über Fausto - ich habe seine Hubantenne geortet, sowie ich hier angekommen war, vor einer Woche. Er hat alles erklärt.“
„Dann weißt du also ... dass er nichts Besonderes mehr ist.“
Shay zögerte. „Ich bin nicht so sicher, ob du da richtigliegt, Tally.“
„Aber er ist anders, Shay. Er ist schwach . Das sah man an seinen ...“ Tally verstummte, als sie genauer hinsah, und sie schnappte ungläubig nach Luft. In Shays Augen lag eine Sanftheit, die sie noch nie dort gesehen hatte. Aber es war doch Shay, noch immer so schnell und tödlich – sie hatte die Gruppe von Wächtern durchschnitten wie eine Sense.
„Er ist nicht schwach“, sagte Shay. „Und ich bin es auch nicht.“
Tally schüttelte den Kopf, wich stolpernd zurück. „Dich haben sie auch erwischt.“
Shay nickte. „Ist schon gut, Tally-wa. Sie haben schließlich keinen Blubberkopf aus mir gemacht.“ Sie trat einen Schritt vor. „Aber du musst mir zuhören!“
„Fass mich nicht an!“, fauchte Tally und ballte die Fäuste.
„Warte, Tally, hier passiert gerade etwas Ungeheuerliches.“
Tally schüttelte den Kopf. Sie konnte jetzt die Schwäche in Shays Stimme hören. Wenn sie nicht so benommen gewesen wäre, hätte sie es von Anfang an gesehen. Die echte Shay hätte sich keine Gedanken über das Handgelenk irgendeiner Wächterin gemacht. Und die echte Shay - die Special Shay - hätte Tally niemals so leicht verziehen.
„Du willst, dass ich so werde wie du! Genauso wie Fausto und die Smokies das versucht haben!“
„Nein, will ich nicht“, sagte Shay. „Ich brauche dich so, wie du ...“
Ehe Shay noch mehr sagen konnte, hatte Tally kehrtgemacht und rannte zur anderen Seite des Dachs. Sie hatte keine Auffangarmbänder und keine Bungeejacke, aber noch immer konnte sie klettern wie eine Special. Wenn Shay jetzt so weich war wie Fausto, dann war sie nicht mehr so waghalsig. Tally konnte dieser verrückten Stadt also entkommen und von zu Hause Hilfe holen ...
„Haltet sie auf!“, schrie Shay.
Gesichtslose menschliche Gestalten tauchten zwischen den Entlüftungsschornsteinen und Antennen auf. Sie sprangen aus der Dunkelheit auf Tally zu, packten ihre Arme und Beine.
Das war also eine Falle. „Schalt deine Hautantenne nicht ein“, hatte Shay gesagt, damit die anderen in Ruhe miteinander reden und sich gegen Tally verschwören könnten.
Tally schlug um sich und ihre verletzte Haut traf schmerzhaft auf einen gepanzerten Anzug. Ein gesichtsloser Schlitzer packte sie am Arm, aber Tally ließ ihren Anzug glitschig werden und riss sich los. Sie ließ sich von ihrem Schwung in eine Rückwärtsrolle tragen, sprang dann vom Boden auf und auf einen hohen Entlüftungsschornstein.
Sie versuchte sich die Kapuze über das Gesicht zu ziehen, um unsichtbar zu werden, ehe die anderen sie erreichten, aber ein Paar behandschuhter Hände packte Tallys Knöchel und zog ihr die Füße weg. Als sie vom Schornstein fiel, wurde sie von einer anderen Gestalt aufgefangen. Weitere Hände griffen nach ihren Armen, hielten ihre wilden Schläge unter Kontrolle und zogen sie mit sanfter Gewalt aufs Dach zurück.
Tally kämpfte weiter, aber die anderen waren zu viele, Specials oder nicht.
Sie streiften ihre Kapuzen ab - Ho, Tachs und die anderen Schlitzer. Shay hatte sie sich alle geholt.
Sie lächelten Tally an, in ihren Augen lag eine entsetzliche durchschnittliche Freundlichkeit. Tally wehrte sich noch immer in der Erwartung, eine Injektionsnadel an ihrem nackten Hals zu spüren.
Shay trat vor sie und schüttelte den Kopf. „Tally, kannst du dich mal einen Moment beruhigen?“
Tally spuckte sie an. „Du hast gesagt, du wolltest mich retten?“
„Will ich auch. Wenn du dich nur endlich zusammenreißt und zuhörst.“ Shay seufzte resigniert. „Nachdem Fausto mir das Heilmittel gegeben hatte, habe ich die Schlitzer hierhergerufen und mich auf halber Strecke mit ihnen getroffen. Auf dem Weg nach Diego habe ich sie dann allesamt geheilt.“
Tally schaute in die Gesichter der anderen - einige grinsten sie an, als sei sie ein Winzling, der einen Witz nicht kapiert hat - und sah
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