Speechless (German Edition)
überhaupt?“
„Schule. Wir waren im gleichen Jahrgang und irgendwie ist sie sowas wie eine Teilzeitfreundin geworden. Mal ganz nett, dann wieder 'ne Furie. Keine Ahnung...“
„Dann bist du dreiundzwanzig?“
„Ja…“
„Oh man. Noch so ein süßes Alter. Da bin ich ja schon beinahe 'n Opa gegen.“
Cassiel hob die Augenbraue. „Wie?“
Ja, heute bestand sein Wortschatz beinahe nur aus Fragewörtern.
„Ich bin neunundzwanzig Jahre alt. Für mich is das Leben bald zu Ende.“
„Ja klar. Bist ja auch schon so alt und zerbrechlich. Ich seh' das schon. Guck hier, schon die ersten Falten!“
Cassiel deutete auf die eigentlich recht glatte Stirn Ravens. „Alles Altersfalten. Du wirst zu Staub zerfallen.“
„Wie kann jemand wie du, nur mit jemanden wie Jenny befreundet sein?“
„Weiß nicht. Ach und die süße Blonde, das war übe rings Claire. Claire ist auch dreiundzwanzig Jahre alt.“
„Sag nicht, dass ich das laut gesagt habe!“
„Doch, hast du.“
„Oh, verdammt.“
„So kann ’s kommen.“
Eneas saß jetzt auch da, grinste sich einen ab und gab Raven irgendwas zu verstehen, worauf dieser nur schnaubte. „Klar, fall mir in den Rücken!“, brummte Raven daraufhin und Eneas schüttelte den Kopf.
„Was denn?“
„Er meint, ich habe ohnehin kein Glück mit Blondinen.“
„Ah ja…Versuch es mal mit Brünetten, die sind eigentlich ganz zahm.“
„Ja klar. Fall du mir auch in den Rücken… Ich hab ohnehin kein Händchen für Frauen.“
„Das sagst du jetzt nur so, oder?“
„Ne. Is' echt wahr. Keine Ahnung. Teresa war die einzige, mit der ich wesentlich länger als zwei Monate zusammen war. Vielleicht bin ich einfach nicht der Typ für Beziehungen.“
Daraufhin erntete Raven jedoch blöde Blicke von beiden Seiten.
Bei Eneas konnte er es verstehen, der hörte diese Worte immerhin oft genug. Aber müsste Cassiel nicht in schallendem Gelächter ausbrechen? So wie alle anderen es vor ihm auch getan haben?
„Frag doch einfach Claire, ob sie sich nicht von deinen Qualitäten überzeugen möchte.“
„Wir kennen uns ein paar Minuten und du bist schon wie’n arschiger bester Freund! Hör auf damit.“
Lachend lehnte sich Cassiel zu ihm. „Hm. Bin ich echt so arschig? Ich versuche nur nett zu sein“, meinte er dann und schüttelte leicht den Kopf. „Ich sollte ohnehin langsam nach Hause. Mein Bericht schreibt sich nicht von allein….“
Aber ehe er sich auch nur erheben konnte, langte Eneas über seinen Bruder hinweg nach Cassiels Arm, hielt ihn fest und schüttelte den Kopf.
„Das heißt wohl, dass du noch nicht gehst“, grinste Raven ihn an. „Ich sag doch, so schnell kommst du nicht mehr davon. Jetzt, wo du einen Zugang zu Eneas gefunden hast.“
Ein Blick zu Eneas. „Los, komm. Lass mich wenigstens aufstehen und in mein Zimmer gehen.“
„Super. Wenn du jetzt gehst, dann verstehe ich ihn nicht!“, maulte Cassiel. Wenn er schon hier bleiben sollte, dann sollte wenigstens auch Raven hier bleiben.
„Was? Er kann schreiben und du wohl lesen. Also ist doch alles super. Aber eines schwöre ich dir. Mach nichts Falsches, sonst ist meine Sympathie dir gegenüber ganz schnell verflogen.“
Damit erhob sich Raven, verließ mit seiner – nun bestimmt lauwarmen – Tasse Kaffee das Wohnzimmer und verzog sich wohl in sein altes Zimmer.
„Ok. Was machen wir jetzt? Jetzt, wo du mich von meinem Laptop und meinem Bett fernhältst?“, fragte er schmunzelnd, damit Eneas keinen falschen Sinn in den Worten hörte.
Kurz überlegte der Ältere, nahm sich dann den kleinen Zettel, den er schon verwendet hatte, um nach Cassiels Namen zu fragen.
Cassiel verfolgte, wie die Miene des Kulis über das Papier zog und feine Buchstaben hinterließ.
Doch ging sein Blick gleich wieder zu dem zarten Profil des Schwarzhaarigen.
Er war wirklich süß. Obwohl er ein junger Mann war, dessen Alter Cassiel immer noch nicht wusste.
Die langen Wimpern.
Die kleine Nase.
Die vollen Lippen.
Eneas war eigentlich wirklich attraktiv. Und das sagte er. Ein Hetero, der sich eingestand, gern mal Männern hinterher zu sehen.
Nur forderte dann die Nachricht seine Aufmerksamkeit, die Eneas ihm vor hielt.
Dir macht mein ‚Zustand’ nichts aus?
Wieder musste er leicht lächeln. „Nein. Warum sollte es?“
Dann halt meine Störung. Ich weiß, dass ich nicht ganz sauber bin.
„So musst du das auch nicht sehen“, versuchte er es. „Dir ist irgendwas
Weitere Kostenlose Bücher