Speechless (German Edition)
irgendwie gar so, als wäre nichts zu sagen zwischen ihnen.
Aber es reichte allein Eneas’ Blick, um alles zu sagen.
Cassiel haderte mit sich, wusste nicht, was er sagen sollte und brachte nur ein leises: „Hi“, von sich, um nicht die ganze Zeit schweigen zu müssen.
Doch Eneas nickte nur, sah ihn weiter unverwandt an.
„Können … meinst du … wir können …“, fragte er dann. Ihn irritierte diese absolute Kälte in den blauen Augen.
Sonst spiegelten sich immer nur Verletztheit, Angst oder Trauer, selten sogar richtiges Glück und Freude in diesen Augen. Aber diese Kühle… Nein, das kannte er von ihm nicht.
Das einzige Mal, als er Eneas ansatzweise selbstbewusst gesehen hatte, war damals in Darlington in der kleinen Kneipe – bei der Spionaktion mit Raven.
Aber jetzt stand der junge Gamedesigner mit hocherhobenem Haupt vor ihm.
Jedoch sagte ihm irgendwas, dass das alles nur Fake war. Er glaubte nicht, dass Eneas so sein konnte – so war.
„Wie geht es dir?“, stellte er eine andere Frage, nachdem er sich einigermaßen wieder gefangen und mit der Situation klar kam.
Eneas hob die Augenbraue und nahm die Hände aus den Jackentaschen.
Warum willst du das wissen?
Cassiel schloss kurz die Augen, atmete ruhig durch und schüttelte für sich selbst den Kopf. „Ich möchte es gern wissen“, antwortete er ihm ruhig und beobachtete Eneas dann genau. Er nahm jede Veränderung in dessen Gesicht wahr – weil er ihn inzwischen kannte.
Beschissen, wenn du es wissen willst, Cas, folgte die Antwort und Cassiel brauchte einen Moment, die hektischen Handzeichen zu entziffern. Er war noch nicht so hundert Prozent sicher darin, die Zeichensprache zu verstehen. Vor allem weil er immer umdenken musste – er war es nicht gewohnt … immer noch nicht. Ich hab überstürzt reagiert – es war mein Fehler. Es tut mir leid. Aber ich wollte lieber deine Reaktion sehen, als es lesen zu müssen.
Und plötzlich schlug der Blick von dieser Kühle in abgrundlose Traurigkeit um.
„Denkst du, ich hätte dich ignoriert? Aber meinst du, es ist besser so, wie es gelaufen ist?“
Ich weiß, dass du-
Eneas stoppte in seinen Erklärungen und seufzte tief durch. Ich hab verstanden, dass da nichts zwischen uns ist. Nicht von deiner Seite .
„Es …“, begann Cassiel. „Was verlangst du von mir? Dass ich dich belügen und dir was vorspielen soll?“
Du bist ehrlich… das reicht , folgte es jedoch nur. Bleibst du an meiner Seite?
„Ja … wenn das für dich ok ist? Ich würde gern dein Freund sein – nicht dein Liebhaber …“
Verstehe ich .
Dann drehte sich Eneas leicht zur Seite und nickte in die Richtung, aus welcher er gekommen und in welche Cassiel eigentlich wollte. „Was ist mit Raven und Claire?“, wollte er dann wissen, als er neben Eneas stand.
Liebe?! , sah er die halbe Frage und die halbe Antwort und dennoch lag dieses schräge Grinsen auf Eneas’ Lippen.
„Die treffen sich doch gar nicht so lange…“
Doch folgte von Eneas nur die typische Telefongeste und Cas wusste Bescheid. Daher hatte Claire also auch die ganzen Informationen… Und auch einen Grund, mit Raven zu telefonieren. „Sie hat mir nur nie etwas gesagt…“
Sein Blick glitt zur Seite, damit er Eneas ganz ansehen konnte.
Es war erstaunlich, wie schnell das alles gehen konnte. Wie reibungslos es klappte. Er war überrascht von der Lässigkeit, die der Ältere von ihnen beiden an den Tag legte. Doch wusste er nicht, wie es unter den Ärmeln der Jacke und der Pullover aussah. Vielleicht spielte Eneas einfach nur etwas vor – ausnahmsweise, damit er sich keine Sorgen um ihn machen sollte.
Er glaubte ihn zu kennen – er glaubte es wirklich. Aber solche Momente machten den anderen einfach unglaublich undurchsichtig.
Allein die ganzen Krankheiten, die Cassiel nicht verstehen konnte, die aber zu Eneas gehörten, machten es schwer…
„Cassiel!!“, kreischte plötzlich jemand über die gesamte Straße und er fuhr herum. Claire kam auf ihn zugesprintet und fiel ihm nahezu sofort um den Hals, als sie bei ihm angekommen war.
Sie war ihm heute definitiv unheimlich…
„Hey, was ist denn mit dir los?“, fragte er, als sie von ihm abließ. Das waren ja Seiten an der sonst so stillen jungen Frau.
„Alles in Ordnung. Ich freu mich nur, dich zu sehen. Gerade auch in Gesellschaft von ’Neas. Kommst du auch zur Feier?“
„Welche Feier?“, wollte er wissen.
„Bei mir zu Hause… Einfach so. Ich hab Lust
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