Speechless (German Edition)
keine Szene draus gemacht“, versuchte es Claire, doch innerlich regte Cassiel sich unglaublich über diese Intoleranz auf.
Er verachtete Jenny schon nahezu für das, was sie tat und von sich gab.
„Sie regt mich auf!“, fluchte Cassiel dann jedoch und wäre ihr am liebsten hinterher und hätte sie geschüttelt und sie angeschrieen und hätte ihr die Frage stellt, wer ihr denn bitte ins Hirn geschissen hätte.
„Hey, Cas! Sie ist es nicht wert. Lass sie doch einfach… Wir müssen nicht mit ihr reden… Ich bin doch immer noch da. Du brauchst weder sie, noch brauchst du Rascal. Der ist immerhin auch nicht besser“, klärte sie ihn auf und schob ihn in den Wagen. „Wir regen uns nicht über minderbemittelte Menschen auf. Ich mochte Jenny ohnehin noch nie leiden…“
Sie schlug die Tür zu und stieg hinters Steuer. „Vor allem“, begann sie erneut. „Ist es scheißegal, wen du liebst und wen nicht. Solange du glücklich mit deiner Entscheidung bist!“
„Mom … Dad…?“, fragte er am Nachmittag des einunddreißigsten Dezembers durch die Wohnung. „Ja?“, kam es von seiner Mutter zurück. Sein Vater kam gleich aus dem Wohnzimmer zu ihm in den Flur.
„Wir … also ich muss mit euch reden“, kam es kleinlaut von ihm. Vor diesem Gespräch hatte er die ganzen letzten Stunden und Tage Angst gehabt. Aber er musste es seinen Eltern einfach sagen.
Eneas hatte es seinem Vater und seiner Stiefmom schließlich auch gesagt… Also war es nun an der Zeit, dass er ebenso einen weiteren Schritt wagte.
„Wirst du Vater?“, platzte es halb geschockt aus seinem Vater heraus, der ihn fragend und zugleich geschockt ansah. Und auch die Mutter, die aus dem Keller hinaufkam, sah wenig begeistert aus.
So schlimm ist es hoffentlich nicht, dachte er sich und begann damit, seine Finger zu kneten. Oh Gott, sie würden ihn bestimmt häuten, so wie sie allein auf die Idee reagierten, dass es ein Kind sei, welcher er versehentlich mit einer jungen Frau gezeugt hätte.
„Gehen wir ins Wohnzimmer?“, wollte er dann wissen und seine Eltern saßen schneller auf der Couch, als dass er das überhaupt ausgesprochen hatte.
„Hast du ein uneheliches Kind?“
„Nein, Mom“, hielt er dagegen. „So dramatisch ist es nicht...“, stellte er klar und hängte ein leises: „Hoffe ich doch“, hinterher.
„Was ist es dann?“, bohrte sein Vater weiter und Cassiel begann, vor dem Couchtisch auf und ab zu laufen.
Wie sollte er beginnen. Das hatte er sich die ganze Zeit gefragt. Wie sollte er das machen…
„Erinnerst du dich an Eneas, Mom? Den jungen Mann, der nicht mit dir sprach?“, harkte er nach und seine Mutter nickte.
„Ich bin … also wir sind …“, haspelte er sich einen zusammen und atmete dann tief durch, doch nervös war er immer noch.
„Ich bin mit ihm zusammen!“, kam es dann schnell von ihm und er wagte es nicht, in die Gesichter seiner Eltern zu sehen.
Doch folgte nichts außer reiner Stille.
Nicht einmal diese konnte Cas definieren, weil sie einfach so komisch war. Geschockt, überrascht, verwirrt, schwer und doch nicht bedrückend und dennoch war sie da und das war es gerade, was es ihm so schwer machte. Sollte er irgendwas sagen? Sollte er seine Eltern v ielleicht doch mal ansehen, anstatt seine Füße zu mustern?
Langsam hob er seinen Blick und sah in den Augen seiner Mutter pure Verzweiflung und in denen seines Vaters irgendwas, was er nicht entziffern konnte.
Aber seine Mutter schien verzweifelt zu sein, ob der Tatsache, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte.
„Weißt du, was du tust?“, fragte sein Vater nach und brach somit diese Stille endlich.
„Ja, das weiß ich“, hielt Cas kleinlaut dagegen.
„Hast du darüber nachgedacht? Dein Job, deine Zukunft?“, fuhr er fort. Und genau das war es gewesen, was Cas nicht hören wollte.
„Ja, Dad. Das habe ich. Ich wollte doch einfach nur, dass ihr es wisst…“, kam es gar verzweifelt von Cassiel zurück. „Ich verlange doch keine Freudensprünge von euch, ich will doch nur, dass ihr es akzeptiert…“, erklärte er sich und fühlte sich total klein.
Das war hier nicht seine Welt… So sollte es nicht aussehen…
„Aber was ist, wenn…“, begann seine Mutter. „Was ist, wenn er krank ist?“, fragte sie leise nach und war den Tränen nahe.
„Er ist krank, Mom! Er ist psychisch total am Ende, aber er ist nicht so krank!“, versuchte er es. Doch sah er die ersten Tränen seiner Mutter. Warum, ging es ihm
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