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SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit

Titel: SPEED - Auf Der Suche Nach Der Verlorenen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Opitz
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modernen Bhutan heute überhaupt noch funktionieren?
    Â»Ja, ich würde sagen, es funktioniert ganz gut«, sagt Gopilal Acharya. Er ist Journalist und Chefredakteur der kritischen Bhutan Times . Ich sitze ihm am nächsten Morgen in seiner Redaktion gegenüber. »Es ist ja eigentlich unsere Aufgabe zu kritisieren, und das tun wir auch gern und häufig, aber insgesamt kann man schon sagen, dass die Menschen im Mittelpunkt der Politik des Landes stehen. Es geht um ihr Wohl.«
    Die Bhutan Times wurde 2006 als erste private Zeitung und als Konkurrenz zur bis dahin einzigen staatlichen Zeitung des Landes gegründet. Die Bhutan Times hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Politik und das Geschehen im Land distanziert und kritisch zu verfolgen.
    Das Bruttonationalglück könne man ja oft auf ganz konkrete Dinge herunterbrechen, die die Menschen zufrieden machten, erklärt der smarte Chefredakteur. Ob sie Zugang zu Gesundheitsversorgung, zu Nahrung und Trinkwasser, zu Recht und Bildung hätten zum Beispiel. Und die Regierung sei bemüht, diese Dinge zu ermöglichen. So sei sie zum Beispiel bestrebt, Jobs für Arbeitslose zu schaffen, Landlosen Land zu geben oder Bauern umzusiedeln, die auf ihrem Land kein Trinkwasser haben. Doch auch die Bürger leisteten ihren Beitrag zum Bruttonationalglück. Die meisten seien sich des Schatzes ihrer Kultur bewusst und bemüht, ihre Traditionen zu pflegen oder die Umwelt zu schützen.
    Â»Aber es geht ja nicht nur um diese konkreten Dinge. Bruttonationalglück ist ja vor allem ein Leitprinzip, ein langfristiges Ziel, das die Bhutaner gemeinsam verfolgen. Vielleicht werden wir nie alle Glücksbedingungen erreichen. Aber je mehr Menschen zufrieden und glücklich mit ihrem Leben sind, desto näher kommen wir dem Ziel«, erklärt der Journalist.
    Gopilal Acharya ist erst seit kurzem Chefredakteur. Ein junger Mann, Mitte dreißig, randlose Brille, Haare adrett gescheitelt, der schon seiner äußerlichen Erscheinung nach zwei Welten in sich vereinigt. Würde er einen Anzug tragen, könnte man ihn sich ohne Weiteres als Jungmanager eines internationalen Unternehmens vorstellen. Aber er trägt den traditionellen Gho.
    Es werde spannend zu sehen, sagt er, wie sich die Politik in der neuen Demokratie weiterentwickle. »Wir hatten in den letzten hundert Jahren einfach ziemliches Glück mit unseren Regierungen. Mal sehen, ob jetzt, wo wir die Demokratie haben, bei den verschiedenen Parteien immer noch das Wohl der Leute im Mittelpunkt der Politik stehen wird.«
    In der Redaktion der Bhutan Times , im zweiten Stock eines alten Hauses im Zentrum von Thimphu, herrscht wuselige Betriebsamkeit. Etwa zehn Männer und Frauen teilen sich fünf Computer. Ein alter Ventilator surrt, der Wind zerrt an den Papierstapeln auf den Tischen. Es ist auffällig, wie jung die Journalisten sind: Kaum einer ist über vierzig.
    Â»Seitdem wir uns der Welt gegenüber geöffnet haben«, sagt der Chefredakteur, »besonders seitdem hier 1999 Fernsehen und Internet eingeführt wurden, sickern immer mehr westliche Einflüsse ins Land. Und die prägen natürlich vor allem die jungen Leute.« Die seien hier, zumindest in Thimphu, inzwischen nicht anders als sonst irgendwo auf der Welt. Sie hörten Hip-Hop und sähen sich Hollywoodfilme an. Und auch die Globalisierung sei nicht spurlos an Bhutan vorbeigegangen, man habe die Wirtschaft weiter liberalisiert, die Märkte für ausländischen Investoren geöffnet, und viel mehr Kontakt zu den Nachbarn. »Die große Herausforderung für die Philosophie des Bruttonationalglücks ist es, dass wir uns in dieser sich so rasant verändernden Welt das Besondere an Bhutan bewahren.«
    Â»Und was ist Glück für Sie, Herr Chefredakteur?«
    Â»Lesen, gutes Essen … Und Rauchen. Rauchen macht mich sehr glücklich. Und Schreiben. Diese Dinge machen mich glücklich.«
    Als ich aus der Redaktion heraustrete, ist es schon Nachmittag. Die Autos wälzen sich durch die Hauptstraße Thimphus. Die Schüler, Jungen im Gho, Mädchen in der Kira, kommen in Gruppen aus der Schule. Plötzlich habe ich eine Idee. Eigentlich würde ich vor meiner Abreise gern noch die beiden Radiomoderatoren, Johnny Bravo und Supe, kennenlernen. Ich bitte Kinley, den Taxifahrer, mich zu Radio Valley 99,9 FM zu fahren. Er ist begeistert, denn auch er würde sie gern

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