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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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T-Shirt anlässt oder sich ein Kondom aufs Nachtkästchen legt. Die Aufklärungsbeauftragte schaute fassungslos in die Runde auf unsere dicken Bäuche. Unsere Bier- und Babywampen.
    Liebes Tagebuch, »Aus welchem Material werden Kondome hergestellt?«, lautete eine Frage auf dem Aufklärungsfragebogen. Nun, laut FM4 wahrscheinlich aus Holz. 43% haben nämlich Holz angegeben. 27% Wolle, 12% tippten auf Draht, 6% waren für Leder, einige für Papier, Stroh und Pappe. Nur ich, als sexuell Erfahrenster, hatte mit Kautschuk recht. Ich erhob mich und erläuterte meinen staunenden Kollegen den Spruch »Kondome schützen«. Das heißt, man soll sie nicht benützen, sonst gehen die armen Dinger ja kaputt. Am besten schützt man Kondome, wenn man sie in der Verpackung lässt. Die Magistratsfrau verließ nach meinem Vortrag den Raum. Scheißegal, wenn Kollegen Fragen haben zum großen Feld der Sexualität, sollen sie sich einfach wieder, so wie immer, an mich wenden. Was Sex betrifft, macht mir keiner was vor.
    16.9.
    Liebes Tagebuch, hm, na ja, hm, stimmt schon irgendwie, gesund ist das wohl nicht. Die hübsche Ernährungswissenschaftlerin hat wohl Recht, wenn sie bemängelt, dass wir bei FM4 uns einseitig und unausgewogen ernähren. Viele von uns haben bei ihrem Vortrag zum ersten Mal im Leben Salat gesehen, andere, härtere Fälle, zum ersten Mal im Leben feste Nahrung. Ich selber gehöre zur zweiten Gruppe. Da ich mich ja seit Jahren ausschließlich von Hochprozentigem ernähre und pro Tag etwa sieben Schachteln Gauloises ohne Filter rauche, sind meine Zähne so schlecht, dass sogar Püree zu hart für mich ist. Obst habe ich schon als Baby abgelehnt. Ja, ich hab Skorbut, aber was soll's? Ich pfeif mir eins und fühl mich pudelwohl.
    Liebes Tagebuch, meine Beilage heißt Fleisch. Mmh, zu einem lecker Rindsbraten drei, vier lecker Scheiben Schweinsbraten, und das Ganze garniert mit einem kleinen Gulasch, was gibt's Besseres? Dieses hübsche Bengelchen vom Ernährungswissenschaftlichen Institut weiß eben nicht, was gut ist. Sie will, dass ich Grünzeug fresse. Ich bin doch keine Kuh. Außerdem esse ich pro Jahr so viele Kühe, dass ich ja eh genug von diesen Nährstoffen mitkriege, die die Kühe zu Lebzeiten gefressen haben. Aber gut, von mir aus, achte ich halt mehr auf meine Ernährung und ernähre mich ab jetzt ein Jahr lang ausschließlich von Tieren, die sich ausschließlich von Pflanzen ernähren. Eben war es übrigens lustig, liebes Tagebuch. Grissemann sollte vor den Augen der Ernährungsfaschistin eine Banane essen. Er konnte sie natürlich nicht beißen, fluchte laut, schüttete sich ein Viertel Fernet hinter die Binde und rülpste der Dame dann satt und zufrieden ins Gesicht. Mahlzeit, Frau Doktor.
    24.9.
    Liebes Tagebuch, in der Redaktion liegt ein dünnes Buch im Selbstverlag aus: »Geschichten aus 1001 Nacht« von Robin Lee. Alle rätselten, wer dieser Robin Lee ist. Wir tippten erst auf einen zum Islam konvertierten Engländer oder einen US -Asiaten, der einen Asiashop in New York führt, der auch nachts geöffnet hat. Es stellte sich aber raus, dass Robin Lee eine FM4- Mitarbeiterin ist. Sie spricht nachts die Nachrichten und hat noch nie einen Kollegen gesehen. Wahnsinn, da arbeitet sie seit neun Jahren bei FM4 und hat noch nie mit einem einzigen Kollegen gesprochen! Die hat's gut. Alleine nachts arbeiten muss paradiesisch sein, weil mit vielen tagsüber zu arbeiten die Hölle ist. Keiner stiehlt dir deine Jause, keiner brüllt dich an, keiner boxt dir in den Magen, keiner haut dir auf die Nase, keiner wirft dir gezielt DAT s ins Auge, keiner reißt dich an den Haaren, keiner übt psychische Gewalt aus, keiner droht dir Prügel an und keiner setzt die Drohung in die Tat um. Ich möchte auch nachts arbeiten. Robin Lee muss ein völlig falsches Bild von der Arbeit bei FM4 haben.
    Liebes Tagebuch, natürlich ist das Buch »Geschichten aus 1001 Nacht« eher dünn. So viel passiert ja nicht, wenn man nachts allein im Funkhaus ist. Um die Wahrheit zu sagen, hat das Buch nicht mal eine halbe Seite, und auf der steht auch nur mit Edding geschrieben ein einziges Wort: »Nothing.« Dennoch beneiden wir sie alle. Robin Lee hat das Glückslos gezogen. Sie fängt um Mitternacht an und hört vor der »Morning Show« auf, somit ist sie auf die Butterseite des FM4- Lebens gefallen. Die einzigen Kollegen, die sie in ihrem Berufsleben sieht, sind betrunken schnarchende DJ s von »La Boum de Luxe« oder betrunken schnarchende

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