Speichelfaeden in der Buttermilch
die Argentinienstraße, vierter Stock. Ja, er möchte Europas besten Radiosender verpacken. Er selbst höre FM4 seit zehn Jahren übers Internet, sei ein Riesenfan von »Projekt X« und »Frau Anna« und möchte nichts lieber, als FM4 in knallgelbes Geschenkpapier verpacken. Christo führte dann genauer aus, dass sowohl jeder Mitarbeiter als auch der gesamte vierte Stock des Funkhauses von seiner Gattin und ihm höchstpersönlich eingepackt werden. Schere und Klebstreifen bringe er selber mit, so Christo.
Noch wehren sich einige Mitarbeiter gegen die großartige Christo-Idee. Vor allem der Asthmatiker Ostermayer befürchtet, eingepackt schnell zugrunde zu gehen. Senderchefin Eigensperger sprach schlau irgendwas von der Freiheit der Kunst und stimmte dem ganzen Unterfangen zu. Ostermayer wurde prophylaktisch an die Sauerstoffflasche angeschlossen, und eine Atemlehrerin besucht uns ab morgen täglich. Christo will im Mai beginnen. Wir werden also unter dem Deckmantel der Kunst der Lächerlichkeit preisgegeben. Auch der in New York lebende Smash wird übrigens von einem Christo-Mitarbeiter eingepackt werden. Rotifer in London detto. Eine schöne Chance für die beiden, sich als Exzentriker einen Namen zu machen. Jesus Christo, das kann was werden!
9.2.
Liebes Tagebuch, Ute Hölzl, Chefin der Internetredaktion und Fußballwunder gleichzeitig, muss schleunigst Trainerin der Nationalmannschaft werden. Nachdem die Österreicher auch gegen die Fußballgroßmacht Zypern verloren haben, herrscht akuter Handlungsbedarf. Der köstliche Realitätsverweigerer Johann Krankl braucht zumindest medikamentöse Hilfe. Abgesehen davon, dass Krankl für ein wunderschönes sprachliches Bild sorgte, als er meinte: »Durch den Wind is der Faden gerissen«, hat er zum wiederholten Male ausschließlich Trottelsätze vom Stapel gelassen. »Ein Tor in der letzten Minute darf nicht passieren« oder »Erste Halbzeit sehr in Ordnung«. Wir folgern: Tore in der 55. und 79. Minute dürfen also jederzeit passieren und eigentlich war dieser grottenschlechte Kick ja eh in Ordnung. Ute, hilf!
Ich unterstütze selbstverständlich die Idee, Ute Hölzl zur neuen Bundestrainerin zu machen. Aber irgendwie wäre es irregulär, denn schließlich hat sie keine Trainerlizenz, liebes Tagebuch. Aber es muss was getan werden, sonst wird Österreich beim nächsten Vierländerturnier Sechster. Vielleicht sollte neben Hölzl Chefcontroller Blumenau Sportdirektor werden. Der hat erstens gute Kontakte zur kroatischen Wettmafia und könnte zweitens die Knallcharge Mario Haas höchstpersönlich vom Platz ohrfeigen. Also Hölzl und Blumenau zum ÖFB und im Gegenzug verpflichtet sich FM4 , Hans Krankls wunderbare Radio-Wien-Sendung »Der Nachtfalke« zu übernehmen. Auch schlimm, aber nicht ganz so.
11.2.
Stuart Freeman ist gestern mit gutem Beispiel vorangegangen und hat sich vorm Funkhaus einem Venencheck unterzogen. Der, so sagt der Arzt, »ist kostenlos, tut nicht weh und dauert nur ein paar Minuten«. Von der Volkskrankheit Venenleiden sind immerhin an die zwei Millionen Österreicher betroffen. Einer davon ist jetzt leider das alte FM4- Schlachtross Stuart Freeman. Im mobilen Venen-Kompetenzzentrum am Funkhausparkplatz hat man im Inneren des sympathischen Morgenmoderators Freeman ausschließlich verstopfte Venen gefunden. Liegt's am ungesunden Sitzen im Studiosessel, am Rauchen, am ungesunden Essen? Wahrscheinlich ein Mix aus allem. Der unkaputtbare Freeman nahm es mit Humor, hat sich zur entwürdigenden Venengymnastik angemeldet und nimmt morgen schon am sexy Vortrag »Alles rund um den Kompressionsstrumpf« teil.
Der Venencheck entwickelt sich zum Dauerthema hier bei FM4 . Nach Freeman hat man auch bei Zikmund, Davidek, Umbauer, Pfister, Chefcontroller Blumenau, Springenschmid, Schmoll, Schindler, Lang, Unterweger, Larkin, Unger, Votava und Edlinger eine fortgeschrittene Venendegeneration festgestellt. Senderchefin Eigensperger hat den Notstand ausgerufen. Große Sorge hatten wir alle gestern Vormittag, als Albert Farkas leichenblass vom Studiohocker fiel. Tatsächlich wurde eine Art Nulldurchblutung bei ihm festgestellt. Wir mussten ihn in Anwesenheit zweier finnischer Venendoktoren auf den Kopf stellen, damit das Blut von den Füßen wieder in den Kopf läuft.
12.2.
Die kahlen Redaktionswände sind mir seit je ein Dorn im Auge, liebes Tagebuch. Dieses sterile Büroweiß ist eines lebendigen Jugendsenders nicht würdig, und deshalb habe ich in der
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