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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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verschüttet. Ach Gott, ach Gott, es ist und bleibt die größte Pest – das alljährliche Faschingsfest.
    Letztes Jahr waren alle als Grissemann verkleidet. Das war leichter. Wir mussten uns lediglich ein paar Aknepusteln ins Gesicht malen und einen schwarzen Pennermantel vom Flohmarkt besorgen – fertig war der Grissemann. Heuer also Blumenau, na gut. Roten Rollkragenpullover besorge ich mir bei Kloucek, die Brille borge ich mir von meinem Opa aus und das Zeitungspaket klaue ich mir aus dem Altpapiercontainer. Trägt der Blumenau nicht immer so komplett ausgelatschte Adidas-Turnschuhe? Na ja, ich kriege die Blumenau-Verkleidung schon noch hin. Blumenau selbst übrigens wird sich wie jedes Jahr als Senderchefin Eigensperger verkleiden. Rote Langhaarperücke, Stöckelschuhe und ständig Glimmstängel im Gesicht. Lei-lei, Tagebuch.
    5.2.
    Als der liebe Herr Zsutty gestern mit einem dicken Verband um Hals und Kinn in die Redaktion kam, war die Aufregung groß. Was hat er denn, der liebe Herr Zsutty? Nun, der Herr Zsutty hatte eine komplizierte Doppelkinnoperation gestern Nacht im Wiener AKH hinter sich gebracht. Zsuttys Doppelkinn war in der Tat legendär hier bei FM4 . Zwei prächtige, speckig glänzende Hautreifen untermauerten sein Kinn, sodass man ihn bei richtiger Beleuchtung für Alfred Hitchcock hätte halten können. Wir alle zogen ihm immer wieder lachend sein unglaubliches Doppelkinn in die Länge, und nicht wenige Frauen hier bei FM4 sahen in Zsuttys Doppelkinn puren, geilen Sex. Aber Zsuttys Doppelkinn ist Geschichte. Es ist weg. Liegt in einem Müllsack im Wiener AKH . Und das ist irgendwie sehr traurig.
    Ein brasilianischer Spitzenchirurg, assistiert von drei belgischen Dermatologen, hat Herrn Zsuttys Doppelkinn den Garaus gemacht. Jetzt ist sein Kinn straff und fettbefreit. Er sieht mindestens 25 Jahre jünger aus und ist damit nicht mehr der Gesichtsälteste bei FM4 . Der bin jetzt wieder ich. Ich beglückwünsche Herrn Zsutty zu diesem Schritt, schließlich sind kosmetische Operationen bei Männern immer noch sehr tabuisiert. Ich denke, ich kann mich jetzt endlich auch dazu durchringen, meinem Gesicht Fett abzusaugen. Da stecken in Wangen, Stirn und Kinn gut und gern zwölf Liter drin. Nur am Kopf zwölf Kilo abnehmen, das ist mein Ziel. Mit meinem neuen Vorbild Zsutty werde ich das auch schaffen. Ab ins AKH .
    6.2.
    Liebes Tagebuch, wird höchste Zeit, endlich einmal ein paar lobende Worte über Chefinterviewerin Elisabeth Scharang zu verlieren. Zu Recht mit Sandra Maischberger verglichen, genießt Scharang bei FM4 absoluten Sonderstatus. Wenn die ganze Welt ein Interview mit der scheuen Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek will, dann muss die Scharang nur mit dem Finger schnippen, und schon sitzt der Weltstar der Scharang im Studio gegenüber. Mit gleichermaßen charmanten wie klugen Fragen spaziert die Scharang durch ihre Sendungen. Elisabeth Scharang ist die Königin von FM4 . Junge Mitarbeiter falten aus Respekt kniend die Hände, wenn die Scharang über die Gänge schwebt. Nun, andere Sender haben Reinhold Beckmann oder Johannes B. Kerner, FM4 hat Elisabeth Scharang. Und das ist gut so. Apropos Kerner, hat irgendjemand das unglaublich heuchlerische und unangenehme Gespräch zwischen besagtem Schleimer und dem dummen Schiedsrichterbuben Robert Hoyzer gesehen? Na ja, es kann nicht jeder eine Scharang haben …
    Dieser Kerner-Depp hat den sich ohnehin in Grund und Boden schämenden Schummelschiri derart unsympathisch anklagend interviewt, dass man ihm am liebsten durch den Fernseher die Ohren abgeschnitten hätte. Am Schluss fragte Kerner den peinlich berührten Schiedsrichter: »Welche gerechte Strafe haben Sie Ihrer Meinung nach verdient?« Kerner, das war klar, wollte »Todesstrafe« hören. Der gegelte Hoyzer tat ihm den Gefallen nicht, und ich habe mir so sehr die feine Frau Scharang an des Kerners Stelle gewünscht in diesem TV -Moment. Wiewohl ich die Frau Scharang nie ans ZDF verschachern würde. Da kann die kroatische Wettmafia noch so viel auf einen Senderwechsel setzen, die Scharang bleibt hier!
    7.2.
    Der Großraumkünstler Christo verpackt gerade den New Yorker Central Park, liebes Tagebuch. Er, seine Frau Jeanne-Claude und hunderte freiwillige Helfer tauchen den Park in leuchtendes Safrangelb. Feine, spektakuläre Sache, das. Aber den wirklichen Knaller verriet Christo auf einer Pressekonferenz gestern Nachmittag: Sein nächstes Projekt nämlich führe ihn nach Wien, genauer in

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