Speichelfaeden in der Buttermilch
ist der FM4- Praktikant Helmut Nestelbaum. Jetzt ist die Katze aus dem Sack und ich bin erleichtert, liebes Tagebuch. Nestelbaum, ein 19jähriger Niederösterreicher, ist nach der Einschulung von Chefcontroller Blumenau in ein schweres Schocktrauma gefallen. Offensichtlich hat Blumenau ihm die üblichen FM4- Gagen verraten, was laut Senderchefin verboten ist und schon den armen Smash 1999 in ein vierwöchiges Trauma fallen ließ. Helmut Nestelbaum hat drei Wochen lang in der Musikredaktion von FM4 gearbeitet, das Klavierspielen hat er übrigens von mir gelernt.
Wir haben ihn auf den Zeitungsfotos sofort erkannt, den lieben Helmut Nestelbaum. Vor seiner Zeit bei FM4 hat er gesprochen wie ein Wasserfall, als er die ORF -Kantine zum ersten Mal sah, wurde er schon eine deutliche Spur schweigsamer, und in der Obhut vom Chefcontroller war's dann endgültig aus mit Reden. Komplett eingeschüchtert schlich er über die Gänge. Um ihn zusätzlich psychisch zu foltern, schnitt ihm der grausame Herr Edlinger alle Etiketten aus dem Anzug raus. Nestelbaum sollte wie ein FM4- Sklave gehalten werden. Ich persönlich habe dem lieben Nestelbaum ein Flugticket nach England besorgt. Offensichtlich ist er während des Fluges aus dem Flugzeug gesprungen. Lieber Helmut, falls du diese Worte hörst: Ich wünsche dir alles Gute und du musst nie mehr wieder zu FM4 ! Mach's gut, Helmut Nestelbaum.
12.5.
Viele FM4- Redakteure verdienen sich mit einem Nebenjob ein, zwei Tausender dazu. Das ist ihr gutes Recht und niemand wird es ihnen verübeln. David Pfister ist im Sommer zweiter Bademeister im Wiener Gänsehäufel, Clemens Haipl hat einen Blumenladen am Meidlinger Bahnhof und Esther Csapo arbeitet halbtags in einer Fabrik, die Kürbiskernöl in bauchige Flaschen abfüllt. Alles ehrbare, anständige Nebenberufe. Nur der grundverschlagene, sehr geizige Herr Edlinger, Nebenmoderator der verzichtbaren Minderheitensendung »Im Sumpf«, gab kürzlich zu Protokoll, dass er unregelmäßige Einkünfte aus einer gewissen Erotikagentur »Knarz« bezieht. Was soll das heißen, »Erotikagentur«? Ist Edlinger ein verdeckter Zuhälter? Handelt er mit unsittlichem Teufelszeug? Was ist da los, Tagebuch?
Ich kann Licht ins Dunkel der dubiosen Edlinger-Nebengeschäfte bringen, liebes Tagebuch! Auch wenn's mir peinlich ist zuzugeben. Aber ja, ich und der liebe Schreiber Fred, wir …, ähm, wie soll ich sagen? Nun, wir zwei lassen uns seit ein paar Jahren nachts erotisches Spielzeug in die Redaktion schicken, weil uns langweilig ist. Scharfe Herrenunterwäsche, Spielzeugpenisse, Liebeskugeln und Potenzmedikamente. So Sachen halt. Harmloses Zeug, mit dein wir uns des Nachts vergnügen. Und tatsächlich, liebes Tagebuch: der Chef der Erotikagentur Knarz, die uns mit den Liebesspielsachen versorgt, ist kein Geringerer als der seltsame Herr Edlinger! Ich habe im Katalog sein Konterfei erkannt. Mein Gott! Was ist denn so schlimm daran? Das muss doch im toleranten FM4- Umfeld möglich sein! Der Edlinger hat's auch nicht leicht.
13.5.
Liebes Tagebuch, das ist ja mal klassisch. Stermann schimpft wie ein Rohrspatz über die vielen deutschen Gastarbeiter in Österreich. À la: »Die größten Kritiker der Elche waren selber früher welche«. Er hat wahrscheinlich Sorge, dass zu viele Deutsche in unserem herrlichen reichen Land seine Position schwächen und wir irgendwann deswegen einen Grant auf die Piefkes kriegen. So ein Quatsch. Keine Sorge, Stermännchen, gegen Piefkes hatten wir auch schon früher was. Mein Kollege war ja einer der ersten deutschen Gastarbeiter in Wien, inzwischen sind's über 40.000 in Österreich. Die Deutschen putzen unsere Klos, wischen unsere Ärsche und lecken unsere Liftanlagen blitzeblank. Und das alles, um es mal auf Bundesdeutsch zu sagen, »fürn Appel unnen Ei«. Herrlich, fast jeder meiner Freunde hat inzwischen einen Deutschen, der sich um den Haushalt kümmert. Jetzt erst verstehen sie alle, warum ich mir schon seit Jahren Stermann halte.
Liebes Tagebuch, in Deutschland gibt es fast 98% Arbeitslosigkeit, das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt bei knapp über drei Euro. Mein Gott, wenn ich da an früher denke. Als Deutsche in Österreich noch mit ihren 50 Meter breiten Mercedessen mit 1000 D-Mark-Scheinen um sich warfen und ihre fetten, reichen Körper in Österreichs Seen warfen. Vorbei. Wenn jetzt Autos mit deutschen Kennzeichen durch Österreich brettern, kann man davon ausgehen, dass es reiche Österreicher sind, die
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