Speichelfaeden in der Buttermilch
einf… Liebes Tagebuch, nix für ungut, aber ich glaube, heute bin ich eher unpässlich, weißt du, ich …
18.5.
Liebes Tagebuch, unsere liebe Chefin Eigensperger ist stolz wie Oskar, weil sie schon wieder eine Autogrammkarte von Erich von Däniken für ihre Sammlung ergattert hat. Monika Eigensperger hat mehr als acht Autogrammkarten des UFO -forschers und Alien-Ethnologen in ihrer Sammlung. Wenn man Autogramme sammelt, ist die Arbeit bei FM4 natürlich hilfreich, weil man sich immer wieder mal im Dunstkreis berühmter Menschen bewegt. Claudia Czesch zum Beispiel saß mal auf der Damentoilette neben der deutschen CDU -Chefin Angela Merkel, Burstup hat mal eine Zigarette fertig geraucht, die Fatboy Slim auf die Straße geschmissen hatte. Toll, was? Ich selber bin mal unabsichtlich vom Tennisspieler Roger Federer in einer Tennisgarderobe angerempelt worden, sodass ich umfiel und mit dem Kopf gegen einen Föhn fiel. Ich hab die blutende Beule noch immer. Clemens Haipl hat mal betrunken in der U-Bahn-Passage am Karlsplatz mit einer Frau geknutscht, bis er draufkam, dass es die deutsche Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss war. Mein Kollege Stermann wiederum ist das Patenkind von Erich von Däniken und versorgt die Chefin mit Autogrammkarten, aber auch Chefcontroller Blumenau und Fritz Ostermayer sowie Pamela Rußmann, Hal Rock, Wortchef Pieper und Musikchef Makossa. Sie alle sind begeisterte Däniken-Fans und Stermann natürlich für sie, durch seine Nähe zu von Däniken, ein Glücksfall. Allerdings finde ich, dass Stermann seine Position doch zu sehr ausnutzt.
Liebes Tagebuch, Pamela Rußmann und Martin Pieper backen mir jetzt schon seit vier Wochen dreimal am Tag meinen Lieblingskuchen: Erdäpfelkuchen mit Stachelbeerenkompott. Vielleicht erbacken sich die beiden ja noch eine Autogrammkarte mit persönlicher Widmung meines Patenonkels, wer weiß? Hal Rock bietet mir inzwischen den gesamten Ertrag der Ernte seines Schrebergartens der nächsten drei Jahre dafür, dass ich ein persönliches Treffen arrangiere. Dass meine Kollege auf den Quatsch meines Patenonkels derartig abfahren, verwundert mich ein bisschen. Der gute Fritz Ostermayer, eigentlich doch ein intelligenter Herr, glaubt ja wirklich daran. Für ihn ist »Star Wars« eine Doku, die Welt der Außerirdischen so real wie Schattendorf im Burgenland und Erlebnisberichte von Menschen, die von Aliens entführt wurden, journalistisch wie die New York Times . Ostermayer hält Onkel Däniken für den klügsten Mann der Welt, für den Botschafter der Ufoianer. Mir soll's recht sein. Der Preis für ein Erich-von-Däniken-Autogramm schwankt zurzeit in der FM4- Redaktion zwischen 2000 und 8000 Euro. Herrlich, ich habe die Dinger stapelweise bei mir liegen. Weil ich ja das Däniken-Patenkind bin, zahlen meine durchgeknallten Kollegen inzwischen sogar für meine Autogramme. So kann's weitergehen.
19.5.
Liebes Tagebuch, das Theater in Berlin, wo Stermann und ich immer auftreten, hat lauter schwule Chefs und eine Chefin, die bi ist, also halbschwul. Der Älteste der Chefs, Rainer, ist um die 50 und hat uns von seinem Coming-out erzählt. Und von seiner früheren Angst vor Lederschwulen. Seiner Panik in Dark Rooms, wenn wieder so ein gepiercter Latexkoloss an ihm vorbeiging. Er hatte so lange Angst vor den Lederjungs, bis er bei einem Christopher Street Day an einem Stand vorbeiging, an dem der offizielle Leder Club Berlin selbstgebackene Kuchen verkaufte. Apfelkuchen, Bienenstich und Cremeschnitten. Mit Schürzen über dem Lederoutfit. Damals verlor Rainer die Angst vor ihnen. Ich glaube auch: Wer backt, führt keine Kriege. Zumindest nicht, während der Kuchen im Rohr ist. Stermann und ich backen ja nicht. Wir tragen in Berlin niemals Schürzen überm Leder. Vor uns würde ich mich also in Acht nehmen. Uns würde ich nicht gern im Dunklen begegnen. Vom Hellen ganz zu schweigen.
Liebes Tagebuch, im Flugzeug habe ich ein schönes Zitat gelesen. Da ich ausschließlich Fußballbücher und Fußballzeitschriften und Fußballerbriefe und Fußballerpostkarten lese, ist es natürlich auch ein Fußballerzitat. Ein früherer Trainer vom FC St. Pauli hat einmal auf einer Pressekonferenz den schönen Satz gesagt: »Wir müssen unseren Gegner durch ständiges Toreschießen zermürben.« Das ist eine 1A Philosophie, die sich auch auf anderen Gebieten anwenden lässt. FM4 sollte auch durch ständige Quotenzuwächse alle anderen Sender zermürben. Und der ORF als Ganzes durch eine
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