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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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Schon die dritte Ameise in diesem Monat! Hoffentlich hat's keiner gesehen!«
    Fahrerflucht. Doktor Tobias Schädel hält sich nicht an die vorgeschriebene Verhaltensmaßregel bei Verkehrsunfällen sondern flirtet, statt erste Hilfe zu leisten, mit Fräulein Dostal, dem jungen Ding, das am Beifahrersitz schon die Beine gespreizt hat, bereit von Tobias Schädel »durchgebumst« zu werden, wie er sich uncharmant ausdrückt.
    »Scheiß auf die Ameise, Dostal! Du weißt genau, warum wir in Wald sind, ne?«
    »Ja, Chef.«
    »Jetz is bumsen bumsen bumsen!«
    Die friedlichen Waldbewohner lauschen dem ordinären Treiben. Spechte, Kuckucke, Raupen, Tausendfüßler, Füchse und Dachse sind entsetzt, sind sie doch alle gut befreundet mit Fräulein Dostals Mann, dem tierlieben Förster Herrn Dostal, der sich seit Jahren für die Rechte der Waldbewohner, auch der kleinsten und schwächsten, einsetzt. Herr Dostal ist ein erbitterter Gegner des Ameisenmörders Doktor Tobias Schädel. Alle Tiere des Waldes schlagen auf einmal Alarm und krähen, scharren, pfeifen und klopfen, um Herrn Dostal zu alarmieren, der fünf Meter vom sündigen Range Rover entfernt in einer Hängematte ein Schläfchen hält. Tatsächlich erwacht der Förster.
    »Jo, Sakrahaxn, wos homs denn, die Viecher? Jo, wos isch'n des? Jo, des isch jo es Auto vom Schädel! Jo, sowos, der dearf do ned do afoch in Wold einefoahrn!«
    Die Tiere haben ihr Ziel erreicht. Der herzensgute Herr Dostal erhebt sich erbost und schreitet zielstrebig zum wackelnden Range Rover.
    »Schädel, kim ausse do! Wos moch'schn do drin? Duasch schnaxln do, ha? Geh, foahr weida!«
    Als Herr Dostal durch die Scheibe erkennt, dass es sich bei der Frau um seine eigene handelt, wird sein Ton ein wenig schärfer.
    »Des gibt's jo ned! Gabriele, bisch du des? Mei, des hätt i ma nit von dir gedacht!«
    Doktor Schädel gibt auch seinen Senf zu der pikanten Situation ab.
    »Hau ab, du Penne! Siehst du denn nicht, dass ich gerade am Bumsen bin?«
    »Schatzi, leg dich doch wieder hin, ich bums nur schnell fertig, dann komm ich eh nachhause!«
    Traurig wendet Herr Dostal sich ab. Die Tiere im Wald sind fassungslos. Mit hängendem Kopf will Dostal zur Hängematte zurück. Da entdeckt er am Boden die Ameisenleiche. Eindeutig stammen die Reifenspuren auf dem Ameisenkörper von dem inzwischen wieder heftig wackelnden und sich fast überschlagenden Range Rover.
    Teil 2
    Es ist immer noch Nacht. Auf dem kleinen Försterweg herrscht Aufregung. Im Range Rover des Pestizidenfabrikanten Doktor Tobias Schädel sind der Industrielle und die Frau des Försters Dostal heftig sexuell ineinander verstrickt, während der Förster vor dem wackelnden Range Rover eine überfahrene Ameise findet, die eindeutig von Dr. Tobias Schädel überfahren worden ist. Nicht das erste Ameisenopfer in diesem Herbst.
    »Schädel! Schädel, lang dauert's nimma, und i hob di, du Verkehrsrowdy! Auf dem Fell von der Ameise, des isch der Beweis, du Mörder! Des woar ned die erste Ameise!«
    »Du Flasche wirst mir nie nachweisen können, wie viele Ameisen ich überfahren habe! Und jetz lass mich in Ruhe, ich bin gerade deine Frau am Fertigpimpern!«
    Was Tobias Schädel nicht weiß, ist, dass Förster Dostal in seiner kargen Freizeit einen Dunkelzifferapparat gebaut hat. In Windeseile verschwindet Dostal im Försterhaus, um dort den Dunkelzifferapparat zu aktivieren. Wenige Tage später kommt es in der Stadt zu einem aufsehenerregenden Prozess in Sachen Waldtiere, vertreten durch Förster Dostal, gegen Doktor Tobias Schädel, Fabrikant. Der Richter Doktor Harald Vater eröffnet den Prozess mit einem für die Kläger niederschmetternden Satz:
    »Uns liegen keine genaue Zahlen über tote Ameisen vor. Darum ist der Prozess hiemit beendet.«
    Zufrieden lächelt Doktor Tobias Schädel. Aber er freut sich zu früh, denn jetzt kommt der große Auftritt von Herrn Dostal.
    »Einspruch, euer Ehren! Keine genauen Zahlen? Doch, die hob i!«
    »Herr Dostal, es gibt da nur eine Dunkelziffer.«
    »Hohes Gericht, des hier isch mein Dunkelzifferapparat. Wenn Sie bitte schau'n möchten, es isch eine genaue Dunkelziffer zu sehen, nämlich die 17. Herr Schädel hat also 17 Ameisen überfahren und dann Fahrerflucht begangen.«
    Ein Raunen geht durch den Gerichtssaal. Doktor Tobias Schädel erbleicht. Fräulein Dostal, des Försters Frau, die unter der Anklagebank hockte, um dem Fabrikanten während des Prozesses sexuelle Dienste zu erweisen, kriecht ebenfalls

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