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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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willen!«, dachte sich Pudelarschloch, »Die Alten!«. Er sah sie kommen, seine Eltern, die im Arm sein altes Pudelkostüm hielten. Das Aquarium war also fertig. Er würde in wenigen Stunden schon in einem uralten, völlig verrotteten Pudelkostüm in einem Aquarium ertrinken. »Na dann«, sagte sich Pudelarschloch, legte zum letztenmal die Pop-Platte von Schobert und Black auf und fügte sich seinem Schicksal.
    Die Tragik, die dahintersteckt
    In Worte kleiden – ihr Leben, das aus den Fugen gerät; ganz aus dem Häuschen sein, wie junge Mädchen, die das Krankenhaus verlassen, nach einer Magen-Darm-Spiegelung –, in Worte kleiden, das überließen sie dem Herrenausstatter Kloppenburg in völliger Verkennung ihrer erbarmungswürdigen Situation. Stermann und Grissemann, zwei Nachkriegseier mit Vorkriegshirnen oder kürzer: Hirn mit Ei. Nur, wer ist Hirn? Und wer ist Ei? Der väterliche Freund Kloppenburg entschied: Grissemann, du bist das Hirn, und Stermann, du bist das Ei. Da weinten beide alten Gäule bitterlich. 30 waren sie gestern geworden, nur vergleichbar mit einem halben Liter Milch, der seit 1968 auf Krk in der prallen Sonne steht. Und das stinkt! Do not ask. Ist das ein Jammer: Ihr Leben ist die Pointe of no return. Torten ins Gesicht, Kaspern bis zum Abwinken, den Affen machen, Bananen in die Augen und auf Haftschalen ausrutschen. Sie könnten ja viel mehr als blöd herumzualbern, aber sie können nicht, es ist ihnen nicht gegeben. Das wussten sie, als sie dasaßen und weinten, während der Herrenausstatter Kloppenburg ihr Elend in Worte kleidete. Fuck Chirac und Greenpeace go home! Dann machten sich Stermann und Grissemann hübsch für die Rampe. Rampe, ein Kultwort für Traumfrau. Im Publikum saß unter anderem das 30. Jahrhundert und knöpfte sich schon mal die Bluse auf. Was wollte man mehr?
    Stermann und Grissemann in der Oper
    Stermann und Grissemann hatten einen genauen Plan. Erst schön spazieren gehen, dann gut japanisch essen gehen und dann noch in die Oper gehen. Den Plan hatte sich der dicke Stermann ausgedacht. Erst spazieren gehen, dann japanisch essen gehen und dann noch in die Oper gehen. »Dreimal gehen?«, warf der filigrane Grissemann ein, »So oft gehen? Will man denn nicht irgendwann auch einmal sitzen?« »Genial«, murmelte Stermann und küsste Grissemann viermal auf den Mund. Und dann sagte er sehr unfein und stillos: »Scheißen wir doch einfach aufs Spazierengehen und scheißen wir aufs japanisch Essen gehen. Gehen wir, oh Grissemann, doch einfach nur in die Oper!« »Und was«, warf Grissemann erneut ein, »wenn wir auch auf die Oper schissen und einfach nur zuhause blieben?« »Genial«, murmelte Stermann erneut, der Tag war gerettet.
    Die meisten legten auf
    »Das erleichtert die Arbeit«, sagte Marcel als er entlassen wurde. Marcel Maulschlacht von der Mundkriegtöte, so hieß er. Ein Kultname. Maulschlacht von der Mundkriegtöte war Zahnarzthelfer bei Herrn Doktor Rachenfeldzug-Gaumenschuss, so war's. Rief jemand in der Zahnarztpraxis an, meldete sich Marcel mit folgenden Worten: »Maulschlacht von der Mundkriegtöte Praxis Doktor Rachenfeldzug-Gaumenschuss«.
    Die meisten legten auf.
    Der Eulenarsch
    Schon in der Früh, wenn er aufwacht, verspürt er diese Lust, diese Lust auf Eulen. Peterle Fittipaldi, ein gewalttätiger Zivildiener fürs Grobe. Er war Rausschmeißer in einem Heim für Arteriosklerose-Patienten und dort von den Patienten gefürchtet wie die Krankheit selbst. Was Peterle Fittipaldi zur Weißglut trieb war das »le« von Peterle. Es machte ihn so harmlos und viel netter als er war. Auf die Idee, sich einfach nur Peter zu nennen, kam der blöde Südtiroler Zivildiener nicht.
    Seit sechs Monaten geht es mit Peterle Fittipaldi durch. Seit sechs geschlagenen Monaten – im wahrsten Sinne des Wortes »geschlagen«, was seine Patienten betrifft – denkt das brutale Zivildienerschwein Peterle Fittipaldi also nur noch an Eulen. Aber die Eulenlust ist sehr diffus, er hat – Zitat – »keinen Bock diese Scheißvögel zu sehen!« Wenn ihm, dem Peterle, einmal eine Eule begegnete würde er, der Peterle Fittipaldi – Zitat – »dem Eulenarsch sofort eine reinsemmeln.« Trotz seiner unerklärlichen Abneigung muss er nicht nur andauernd an sie denken, sondern verspürt obendrein auch fortwährend diese Lust auf Eulen.
    Die Arteriosklerose-Patienten wissen um Fittipaldis diffuse Eulenlust und ärgern ihn. Sobald der gefühlsarme Peterle das

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