Speichelfaeden in der Buttermilch
Bürste und gebrochenem Herzen. Bobby Konrad aber lädt sein Schießgewehr durch und rottet weiter nach Herzenslust die Kuckucke im Wald aus.
Die Normalzeituhr der Metzgerin
Ein Hörspiel von Heidelinde Braunau-Besenböck
und Hartmut Nussgesicht
Es ist Nacht. Ein Pferd wiehert auf der Koppel, angewidert. [wieher] Ein Regenwurm wird von einem Kleinkind zerschnitten und kriecht in zwei Richtungen davon. Das Kleinkind heißt Ralf und lebt normalerweise in einem Heim für geistig abnorme jugendliche Rechtsbrecher. Übers Wochenende ist er zu seiner Mutter in die Waldmetzgerei gekommen, um mit ihr gemeinsam seinen zehnten Geburtstag zu feiern. Nach einer gerichtlich angewiesenen Hormonbehandlung ist der 1.30m große Metzgerssohn ganzkörperbehaart und von Krampfadern übersät. Mit einer Axt erschlägt der Bub das Pferd und betritt fröhlich die gemütliche Metzgerei.
»Mama, ich bin's, Ralf! Ich bring die Axt zurück!«
»Brav, hast du Holz gehackt?«
»Nee, ich hab den blöden Gaul gehackt!«
Marianne, die fleischhackende Mutter, ist über ihren Filius entsetzt. Sie hatte sich ein Kind gewünscht, das brav lernt und an der Fleischuniversität studiert, um ein angesehener Fleischarzt zu werden.
»Ralf, du bist 'n Drecksack, eine einzige Enttäuschung.«
Sie schlägt ihn mit einem Schweinskopf windelweich. Doch dann siegt die Mutter in ihr. Sie nimmt den ohnmächtigen ganzkörperbehaarten Ralf in den Arm und drückt ihm einen Kuss auf die haarige Stirn. Sie blickt auf ihre Uhr, die weder die Tokio-, noch die New York- oder Sydneyzeit anzeigt, sondern nur die Waldzeit.
»Meine liebe Normalzeituhr! 11.53 Uhr, vor genau zehn Jahren wurde der kleine Ralf geboren. Ach!«
Verträumt, von schönen Erinnerungen gerührt, blickt sie auf die Holzuhr. Der Zeiger springt auf 11.54 Uhr. Sie legt den Buben wieder auf den Boden.
»Geburtstag vorbei, du missratenes Stück Scheiße.«
Mit dem Schweinskopf bearbeitet sie ihren Sohn bis spät in die Nacht. Am nächsten Morgen wird Ralf wieder ins Heim für geistig abnorme jugendliche Rechtsbrecher gebracht. Bis zum nächsten Geburtstag!
Faschingsgirlanden in der Sargfabrik
Ein Hörspiel von Rainer Werner Froschkopf
und Anja Manuela Marx-Mistelbach
Es ist Nacht. Eine Eule spricht wie ein Mensch.
»Halo. Wigedesdia?«
Es ist ein Mensch im Eulenkostüm, der 47jährige ehemalige Schlagersänger Benjamin »Benny« Bumsmann, der heute als Sargfabrikant sein tristes Dasein fristet. Er ist im Wald unterwegs, um ein wenig Luft zu schnappen. In der Sargfabrik, 200 Meter entfernt, tobt ein schönes Faschingsfest. Die Luft dort ist für Bumsmanns ohnehin angegriffene Lungen Gift. Er legt sich ins nasse Unterholz, um ein wenig durchzuatmen, da erschreckt er sich. Was ist denn da?
»Ja, hoppla, was is denn da? Ja wenn das nich der darmkranke Leichenbeschauer is!«
Bumsmann hat recht. August Freiherr von Sodkotze liegt unter ihm im feuchten Unterholz. Sodkotze hatte scheinbar die gleiche Idee wie Bumsmann gehabt. Der darmkranke Leichenbeschauer nickt dem auf ihm liegenden Sargfabrikanten freundlich zu. Doch da passiert es. Durch das Gewicht des 130-Kilo-Mannes Bumsmann entweicht dem armen Leichenbeschauer ein mächtiger Herrenfurz.
»Oh nee, Herr Freiherr von Sodkotze, muss das sein? Ich extra im Wald wegen de gute Luf' gekomm'!«
Bumsmann läuft Amok. Er erschlägt mit einer toten Eule den furzenden Adeligen. An den wenigen Haaren zieht er August Freiherr von Sodkotze zur Faschingsparty zurück. Bumsmann zersägt den Leichenbeschauer in viele schmale Streifen, die er anschließend bemalt und als unheimliche Faschingsgirlande um die Särge drapiert.
Dostal und der Dunkelzifferapparat
Ein Hörspiel von Friedrich Arthur Kramer-Schopf
und Renata Gartenkaiser-Schnabelhof
Teil 1
Es ist Nacht. Eine alte Eulenmutter singt traurig die Internationale [huhuhuu huu huhuu huu], wohl wissend, dass selbst im Wald ein Rechtsruck stattgefunden hat und die marxistischen Ideale für Fauna und Flora Utopie bleiben. Eine Ameise weicht im letzten Moment einem Range Rover aus und wird trotzdem überfahren. Der Range Rover hat viel zu breite Reifen, sodass die Ameise gar nicht weit genug ausweichen konnte. Wieder ein trauriger Verkehrsunfall mehr im Wald. Er geht auf das Konto von Doktor Tobias Schädel, der in der Stadt ein Insektenspray-Imperium sein Eigen nennt. Der Herr der Schädlingsbekämpfung bringt den Range Rover laut bremsend zum Stehen und steigt aus.
»Scheiße aber auch, schon wieder!
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