Speichelfaeden in der Buttermilch
anrief, denn Peer Augustinsky hatte schon wen dran. Richtig, das Hospital für Nebenrollen. Es ging um den Operationstermin.
Keine Tiere müssen nicht Menschen sein!
K. T. m. n. M. s., man denke nur an Telefone oder Tanz. Man kann ein Jahr nicht kürzer machen, nur Hosen. Der Fuchs Ernst Maler war deshalb oft verzweifelt und kauerte an irgendeinem Kaugummi in irgendeiner Akademiegaleriebrummi. Ansonsten war alles wie immer. Sein Pinsel stand gen Norden, genau auf junge Eskimomädchen. Im Fernsehen lief »Einsatz in Manhattan«. »Nur ein Satz? Sicher so ein Kunstfilm!«, dachte Fuchs und schob eine Videokassette rein. Wim Wenders, Prädikat besonders wertvoll. Der Film war aus Gold. Fuchs liebte diesen Film, erinnerte ihn doch der Hauptdarsteller stark an Bruno Ganz. Was Wunder, war's doch Bruno Ganz! Und da schoss es Ernst Fuchs in den Kopf: Es war einer dieser gefährlichen interaktiven Krimis. Bruno Ganz erschoss Ernst Fuchs aus dem Fernsehen heraus. Aus Rache, hatte doch Ernst Fuchs 1972 die Gattin des Schauspielers Bruno Ganz, Gattin Ganz, entführt und sie bis heute nicht zurückgebracht. Obwohl Ganz immer wieder flehte: »Gib sie wieder her!« Er aber gab sie eben nicht her. Nur einmal, 1978, wäre der Maler Ernst Fuchs bereit gewesen, Bruno Ganz seine Gattin zurückzugeben, aber da meinte Ganz aus Versehen: »Scheiß drauf!« 1986 wollte er sie wieder, aber da wollte Fuchs nicht mehr. Gattin Ganz schien aus dem Spiel völlig raus zu sein, sie wurde gar nicht mehr gefragt, sondern saß seit vierzehn Jahren eng zusammengeschnürt mit einem Apfel im Mund in einem feuchten Keller. Vor zwei Jahren erkundigte sich Ganz höflich bei Fuchs, ob es sich tatsächlich noch immer um den gleichen Apfel handle, der da seit einundzwanzig Jahren im Mund seiner Gattin stecke. Das sei ja interessant, ein Apfel, 21 Jahre alt! An seiner Frau habe er jegliches Interesse verloren, aber den Apfel, den hätte er gern gehabt, wenn geht.
Willi
Willi hatte seinen ersten echten Orgasmus. Vorher waren alle geblufft. Es gefiel ihm, »aber einmal reicht«, dachte er und gründete erst ProSieben und dann die Jugendzeitung »Willi«. Wilhelm Piek, vor fünf Jahren noch Verteidiger bei Grashoppers Zürich, er war der Rechtsanwalt des Clubs, und jetzt also »Willi«, dachte Wilhelm Piek, der vor dem großen Problem stand, eine Jugendzeitung herausgeben zu müssen, die er zum einen ganz gern behalten würde, und die sich zum anderen an taube und schaltragende Jugendliche richtete. Zielgruppe für Willi: taube und schaltragende Jugendliche. So lautete der Auftrag von Wilhelm Pieks Auftraggeber, von dem, was er zwitschernd zwischen den Beinen hatte, zwei taube Nüsse und einen schlaffen Schal. Wilhelm Piek im Zitat: »Für Taube schreiben – das schwerste, man muss sehr laut schreiben!« Und wie er da so laut vor sich hinschrieb, 1974 in Krefeld, konnte er nicht damit rechnen, dass zwei verfeindete Termitenstämme ihm die Arme wegfraßen. Aber so war's! Es war schlecht für ihn und die Jugendzeitung »Willi«.
Aus Verzweiflung darüber, dass seine Arme in Windeseile aufgefressen worden waren, wollte der tapfere Wilhelm sich schneuzen. Allein, er konnte nicht, um nicht zu sagen, er konnte es nicht allein. Und so ging er als »der Schneuzenlasser« in die Krefelder Stadtgeschichte ein. Er schneuzte nicht, er ließ schneuzen. Die Krefelder Regionalliteratur legt heute Zeugnis darüber ab, dass Wilhelm Piek, »der Schneuzenlasser«, für Krefelder und Krefelderinnen mehr ist als jemand, der sich von jemand anderem die Nase putzen lässt.
Gedichte, wie das des gebürtigen Krefelders und Krefelderinners und heutigen Eurosport-Kommentators Volker Höttge legen Zeugnis darüber ab, dass Wilhelm Piek, der Schneuzenlasser, für Krefelder und Krefelderinnen mehr ist, als jemand der sich von anderen die Nase putzen lässt. Das Gedicht lautet:
Der Willi,
der Willi,
der Willi
lässt schneuzen,
der Willi.
Zitas Zithern rochen
Wer kennt das nicht? Wer hat das nicht schon mal erlebt, dass einem die Zither ins Aquarium fällt? Das ist Alltag, nichts Besonderes, verliert man normalerweise kein Wort darüber. Unserer Kaiserin Zita passierte genau das. Ihr, der begeisterten Hobbyzitherspielerin fiel die Zither täglich mehrmals ins Fischaquarium. Kaum saß sie an dem wackligen Zithertischchen neben dem Guppy- und Neonfischaquarium, schon plumpste das Instrument auf die Zierfische und erschlug die armen gefiederten Freunde. Was für ein grausamer Tod,
Weitere Kostenlose Bücher