Speichelfaeden in der Buttermilch
von einer Zither im Aquarium erschlagen zu werden, das hat die Schöpfung doch gar nicht vorgesehen, so ein Ende für einen Zierfisch. Ein kurioses Ende, etwa so, wie wenn eine Eintagsfliege von einem Damenbarthaar erstochen wird. Kaiserin Zita nannte 34 überwiegend nasse und tropfende Zithern ihr eigen. Um zu verhindern, dass die kleinen Fischtiere weiterhin von ihrem Spielgerät zertrümmert werden, beschloss die Kaiserin, Lebewesen im Aquarium anzusiedeln, die so groß waren, dass sie das Gewicht der ins Aquarium fallenden Zither überleben konnten. Zita entschied sich nach reiflicher Überlegung für einen Zitterrochen. Das eineinhalb Meter große Tier steckte im 80x80 cm großen Becken und wurde also mehr als artgerecht gehalten. Zita war glücklich mit ihrem neuen Haustier, das sie Zitas Rochen nannte. Stundenlang saß sie an dem wackligen Zithertisch und musizierte verträumt vor sich hin, den eingeklemmten Zitterrochen Zitas Rochen fest im Blick.
Manchmal spielte sie vierhändig auf zwei Zithern und da passierte es. Beide Zithern verselbständigten sich und fielen ins Aquarium des Zitterrochens Zitas Rochen. Plumps. Zitas Rochen spürte den Aufprall kaum, aber Zitas Zithern rochen fortan nach Zitterrochen Zitas Rochen.
Nicht mehr, aber auch nicht viel weniger wollten wir mit dieser Geschichte sagen, als dass es sich so verhielt, dass seit diesem unglücklichen Tag Zitas Zithern rochen wie Zitas Zitterrochen Zitas Rochen.
Plusquamperfekt
Immer wenn er aus dem Fenster schaute und spielende Kinder sah, dachte er wehmütig an seine eigene, verlorene Kindheit zurück. Mit drei Jahren hat er zum ersten Mal eine Plattenspielernadel in der Hand gehalten und den Tonarm hin- und herbewegt, immer wieder, trainiert von seinem Vater, der von Anfang an nichts Anderes im Sinn gehabt hatte, als aus seinem Sohn einen Top- DJ zu machen. Jeden Tag musste er auf der DJ -Kanzel sieben Stunden lang üben und anschließend in einer Privatdisco Zusatzschichten einlegen, sein fanatischer Vater immer dabei. Wenn er nicht mehr konnte, weil er durch die Überanstrengung einen DJ -Arm bekommen hatte, legte ihm sein Vater eine auf. Mit fünf gewann er sein erstes DJ -Battle, mit sechs galt er als Wunderkind, und seine Mixes sorgten für Aufsehen. Mit sieben Jahren wurde er für ein Jahr in das DJ -Camp von » MC Sick Politieri« gesteckt. Es war ein sehr harter Stundenplan: 11.00 Uhr wecken, 11.30 Ecstasy schlucken, 12.30 bis 13.30 Hip-Hop-Mützen auf- und wieder absetzen, 13.30 bis 18.00 in Plattenläden in affenartiger Geschwindigkeit Platten stöbern, 18.00 bis 4.00 Uhr früh auflegen, von 4.00 früh bis halb 11 Drogen nehmen und Groupies ficken. Ein hartes Leben für einen Jugendlichen. Seit er zwölf ist, fliegt er als » DJ Plusquamperfekt« mehrmals am Tag um die ganze Welt. Er gilt auf allen neun Kontinenten als Megastar, Barbesitzer lassen sich von ihm ihre besten Longdrinks mixen, aber glücklich, nein, glücklich ist er nicht. Er würde so gerne eine Freundin haben, Hip-Hop-Mützen aufhaben und Ecstasy schlucken wie die anderen Kids und sich in Discotheken zu guter Musik bewegen! Tja, das Lied ist aus. DJ Plusquamperfekt, von einem fanatischen Vater betrogen um seine Kindheit.
Abendbrot bei Pischhorns
Im Mai 1986 hielt es der 17jährige deutschstämmige Snif Pischhorn nicht mehr aus. Die bestialischen Zustände in seinem Elternhaus zwangen den sensiblen Sniff, im Police Department Ohio eine Aussage zu machen, die ganz Ohio erschüttern sollte. Der Bub gab an, von seinem Vater, dem 93jährigen Anästhesisten Rock Pischhorn, jahrelang gegen seinen Willen zum Verzehr von Menschensuppe genötigt worden zu sein. Der junge Pischhorn führte unter Tränen aus, dass ihn sein Vater, der 93jährige Anästhesist Rock Pischhorn, genötigt habe, Menschensuppe zu verzehren, aber das hatte er ja schon gesagt. Rock Pischhorn, so die Ermittlungen, kocht seit zwölf Jahren jeden Freitagabend für seine Familie Menschensuppe, die, durch phantasievolle Fischgewürze angereichert, »einfach lecker schmeckt, ich weiß gar nicht, was Sie haben!«, so Rock Pischhorn wörtlich bei seiner Vernehmung. Über die Entrüstung seines Sohnes bezüglich der Menschensuppe zeigte sich der Hobbykoch Pischhorn nicht sehr überrascht. Zitat: »Snif ist in Suppensachen immer schon etwas wählerisch gewesen.«
Bernhard Russi, Gustav Thöni und FM4
»Russi?«, sagt Thöni immer. »Ja, Thöni?«, sagt dann Russi immer. So beginnt jedes Gespräch zwischen
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