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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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lag auf Ziegenhemds Gesicht in einer leeren Fabrikshalle am Rande der Stadt.
    Oma Belästiger, Udo und Ziegenhemd III
    Als Udo mit dem Tierarzt in die leere Fabrikshalle trat, in der es nach Bier und Verwesung roch, japste er vor Freude nach Luft, als er Oma da auf dem Gesicht des toten Vorsteherhundes Ziegenhemd liegen sah. »Oma!« rief er stolz, als er neben der besinnungslosen alten Frau ein lebensgroßes leeres Fass Bier fand. »Das hat sie selber ausgesoffen!«, rief er mit stolzgeschwellter Brust dem ängstlichen Tierarzt zu, der sich sofort daranmachte, zum wiederholten Male Ziegenhemds Tod festzustellen. »Ich weiß!«, lachte Udo glücklich, als er den Befund hörte, und befahl dem Tierarzt unter Androhung körperlicher Gewalt, sofort Formalin über den Hund zu gießen, damit der Verwesungsprozess ein wenig eingedämmt werde. Weil die besoffene Oma aber mit ihrem schweren Körper auf dem toten Hundeaas lag, wurde sie vom Veterinärmediziner gleich mitbegossen, was Udo gar nicht gefiel. »Oma in Formalin?!«, brüllte er und prügelte auf den Akademiker ein, dass dem Hören und Sehen verging, und zwar wirklich. Der Tierarzt wurde blind und taub, weil Udo ihm beide Ohren abriss und in die Augen biss. Als Oma Tage später erwachte, war Udo längst im Knast (zehn Tage Gefängnis wegen schwerer Körperverletzung). Oma selbst sah gesünder und lebendiger aus als je zuvor, wahrscheinlich lag's am Formalin. Glücklich stand sie auf, zückte einen Flachmann, trank den in einem Zug aus und fiel um, aber nicht ohne kurz vorm Aufprall noch den Hut vor sich selbst zu ziehen, vor solcher Trinkfestigkeit!
    Für die lesende Dame
    Im Delphinarium ist es ganz feucht.
    Hört, wie dort die Qualle keucht!
    Der Delphin in Leder und Lack
    greift der Qualle
    an den prallen Quallensack
    Mutter und Kind
    »Wo kommen Sie denn her?«, fragte die junge Frau ihr neugeborenes Kind im Kreißsaal. So begann eine zwar höfliche, aber doch immer sehr distanzierte Mutter-Kind-Beziehung. Die beiden hatten getrennte Schlafzimmer, jeder kochte für sich selbst, und sie fuhren auch nie gemeinsam auf Urlaub. Es war toll, jeder hatte seine eigene Privatsphäre, von Anfang an! Als das Kind drei Jahre alt war, schlug die Mutter vor, doch einmal gemeinsam zu Abend zu essen, aber das Kind hatte schon gegessen. »Vielen Dank, ich bin bereits satt«, wehrte das Kind freundlich ab. »Allerdings wär ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir endlich einen Namen geben könnten.« »Suchen Sie sich doch selbst einen aus«, schlug die Mutter vor. Dann verließ sie das Haus und kam drei Wochen später zurück.
    Das Kind hatte sich in der Zwischenzeit den Namen »Pissnelke« gegeben, wozu die Mutter herzlich und aufrichtig gratulierte. »Übrigens, Mutter«, sagte Pissnelke etwas später, »ich nehme mir eine eigene Wohnung, nur dass Sie's wissen und sich nicht unnötig Sorgen machen.« »Schon in Ordnung, Sie sind dreieinhalb und können tun und lassen, was Sie wollen, Pissnelke.« Zum Abschied legte die Mutter eine Platte der »Goombay Dance Band« auf, und zwar die B-Seite von »Limbodance«. »Alles Gute also! Lassen Sie mal wieder etwas von sich hören!«, sagte die Mutter und reichte dem Kind die Hand. Ein kräftiger Händedruck beendete die stets freundliche, aber doch auch immer ein wenig distanzierte Beziehung zwischen Mutter und Kind.
    Die Wurst des Zufalls
    Paul Auster ist verschlossen wie eine Auster. Es war im Regionalzug nach Mürzzuschlag, als Paul Auster sein Buch »Die Wurst über Manhattan« las. Er war begeistert, der Schriftsteller, der schöne. Dann aß er sein Buch und hörte dazu im Walkman Musik von »Waterloo und Robinson«. Paul Auster hat einfach keine Beziehung zu Literatur. Er hat keine einzige seiner Zeilen selbst geschrieben. Paul Auster ist Bayer und: Er ist Kellner beim Münchner Oktoberfest. Das ist sein erlernter Beruf. Außerdem war Paul Auster lange Jahre zuständig für die Toiletten auf der Wiesn. Damals nannte man ihn »Ronnie Urini«. Im Februar 1956 besuchte der damals noch junge Robert Lembke das Münchner Oktoberfest. Lembke und Auster kamen ins Gespräch. Das »Gespräch« war damals die angesagteste Hütte am Münchner Oktoberfest. Lembke und Auster sprachen vier Jahre miteinander; durchgehend, ohne schlafen, nur mit Küssen. Im Verlauf dieses langen Gesprächs wechselte wie von Zauberhand Lembkes Krankenkassabrille 842.000-mal die Nase. Von Lembke zu Auster und wieder zurück. Sie konnten es sich beide nicht

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