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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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Fenster geschmissen, und blieb dabei völlig unverletzt. Aber wie durch ein Wunder starb er an den Folgen dieses »Unfalls«! Das war das Ende der Ökopuff-Bewegung. Vollkorn-Volker arbeitet heute unter dem Namen »Volker Rühe« als deutscher Verteidigungsminister. Das war das Ende einer großen Utopie.
    Zwei Dosen Seerosen
    »Zwei Dosen Seerosen, und wer soll das bitte schön alles essen?« Dieser Satz wird nie in die Geschichte eingehen, in keine. Sätze wie »Ick bin ein Berliner« oder »Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer für die Menschheit«, diese Sätze sind selbstverständlich Legende, aber »Zwei Dosen Seerosen, und wer soll das bitte schön alles essen?«, dieser Satz scheint in keinem Buch auf, so als wäre dieser Satz nie ausgesprochen worden. So als wäre er nur trivialer Quatsch. Dieser Satz – und das ist mehr als offensichtlich und gleichsam das Tragischste seit der Entwicklung der Atombombe – dieser Satz hat keine Lobby. Baumeister Peter Golaschewsky, Sachverständiger für Bewertung von Grundstücken und Bauwerken und begeisterter Mädchenmörder, sagte diesen Satz. Sein Freund Milan Stübel-Schrems, kastrierter Schriftführer im Verein der Wiener Mädchenmörder e. V., hatte diesen Satz provoziert. Er deckte den Tisch mit 18 blutjungen Blutwürsten und zwei Dosen Seerosen, die er noch schnell am Gemüsemarkt gekauft hatte. Genau in diesem Moment sagte Peter Golaschewsky, der auch am Tisch saß: »Zwei Dosen Seerosen, und wer soll das bitte schön alles essen?« Kein Chronist der Welt hielt es für notwendig, diesen Satz zu verewigen. Mussten wieder wir herhalten. Als hätten wir nicht schon genug um die Ohren mit Autogrammstunden und Karriere. Alles muss man selber machen, auch Karriere. Es ist zum Heulen.
    Neues aus dem Hospital für Nebenrollen
    Franz Suhrada hatte es schon lange befürchtet, eigentlich schon seit seiner Rolle als Polizist in »Kottan«, und jetzt hatte er es schwarz auf weiß: eine Überweisung ins Hospital für Nebenrollen. Suhrada wusste, was einen dort erwartet. Es war ein Gesprächsthema unter vielen beim großen Nebenrollen-Kongress in Mainz. Eddi Arent hatte eine Rede gehalten, er hat also den Zettel gehalten, von dem Martin Semmelrogge vorlas. Und er las: »Eddi, mein Kumpel, und ich, wir stehen stellvertretend für eine ganze Reihe von Schauspielerkollegen, die im Hospital für Nebenrollen behandelt und schikaniert worden sind. Ich will hier nur die Geschichte von Fritz Wepper erzählen: Fritz wurde im Hospital für Nebenrollen von betrunkenen Krankenschwestern das Blut rausoperiert und in einen kleinen Kühlwagen geschüttet, den er fortan seitlich neben sich herziehen musste, bis er es nicht mehr aushielt und sich den Kühlwagen aufschnitt. Rolf Zacher, mein Kollege Rolf Zacher, dem haben sie das Fleisch ausgetauscht gegen Fischfleisch. Rolf lebt jetzt mit einem Hecht zusammen und in ständiger Panik vor Katzen. Und mir selbst, mir selbst hat das Hospital für Nebenrollen den Hals entfernt und ersetzt durch eine sogenannte ›Kopfkordel‹. Die Kordel wurde ursprünglich für die Spülung des Wasserklosetts verwendet im Hospital für Nebenrollen. Wir müssen endlich was tun gegen diese unangenehmen Schikanen für Nebendarsteller!« Wenige Tage nach der Rede schnitt sich Semmelrogge die Kopfkordel durch. Und jetzt also Suhrada. Die Operation dauerte zwei Stunden und wurde unter Fernkose durchgeführt. Narkose gab's nur drüben, im Hospital für Hauptdarsteller, und Chirurgen zum Saufuttern gab's drüben auch, aber hier, im Spital für Nebenrollen, führten die betrunkenen Krankenschwestern alle Operationen durch. Für Suhrada hatten sie sich etwas Besonderes ausgedacht: Zunächst einmal tauschten sie dem Nebendarsteller Ober- und Unterschenkel aus. Damit nicht genug, krönten sie die Körperschikane damit, dass sie seine Ohren mit seinen Händen vertauschten. Alles geschah unter Fernkose, also bei vollem Bewusstsein. Fortan war es für ihn unerträglich laut, wenn man ihm die Hand gab, und wenn er bei Theateraufführungen klatschen wollte, schlug er sich unentwegt aufs Gesicht. Jetzt war er nicht mehr gut zu sprechen aufs Hospital für Nebenrollen. Er wollte seinen guten Freund Peer Augustinski warnen. Suhrada hatte von einer betrunkenen Krankenschwester aufgeschnappt, dass man plante, Peer Augustinskis gesamte Wintergarderobe ins Innere des Körpers zu stecken. Kalt würde ihm dann trotzdem sein. Leider war besetzt, als Suhrada bei Augustinski

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