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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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schon um 6.05 Uhr auf, weil er noch ein Rendezvous hatte und dann zur Arbeit ging. Die Karikaturistin Lippi Hagel (so wie das Wetter) musste schon um 5.50 Uhr aus den Federn, weil sie noch den Mäusekäfig reinigen musste, bevor sie zur Arbeit ging. Die Plakatkleberin Plush Frustration war schon um 5.33 Uhr unter den Wachen, um aus falsch verstandenem Ehrgeiz früher als ihre Kolleginnen zu affichieren. Und Ärmel Mais? Wann stand Ärmel Mais heute auf? Um 5.32 Uhr! Denn: Ärmel Mais ist der Mann, der früher aufsteht!
    Die Kasperldarstellerin Körper Spiegel (wie das, was im Bad hängt, wenn man eitel ist) stand heute schon um 3.10 Uhr auf, um das Krokodil schon mal vorzuprügeln und dann blöd ab 6.00 Uhr herumzukaspern wie immer. Die Hinterglasmalerin Käthe Mist (so wie der Abfall) stand heute schon um 2.58 Uhr auf, um hinter einem Bierglas sitzend irgendwas zu malen, was keinen Menschen interessiert. Der Knecht Matthias Schuh (wie das, was man unten hat) stand heute schon um 2.40 Uhr auf, um seinem Herrn noch schnell ein folgsamer Diener zu sein und danach windelweich geknechtet zu werden, und natürlich stand er deswegen so früh auf, um Ärmel Mais ein Schnippchen zu schlagen und als erster aufzustehen! Und Ärmel Mais? Wann stand der gute alte Ärmel Mais heute auf? Um 2.39 Uhr, eine Minute vor Matthias Schuh, denn: Ärmel Mais ist der Mann, der früher aufsteht!
    Ärmel Mais (so wie das Getreide), Ärmel Mais ist der Mann, der früher aufsteht. Die Henry-verwandte Bridget Fonda (so wie das Mofa, nur mit F) steht jeden Morgen bereits um 3.20 Uhr auf, um sich selbst zu malen und dann rechtzeitig bei Henry, Peter und Jane zu sein und vor allem, um früher aufzustehen als Ärmel Mais. Der Satanist Peter Rette (so wie das, was man raucht, nur ohne Ziga-) stand heute schon um 2.55 Uhr auf, um ordentlich rumzuteufeln, aber vor allem stand er deshalb auf, weil er die Hoffnung hatte, früher aufgestanden zu sein als der gute alte Ärmel. Der Organhändler Volker Rilke (so wie der Dichter) sprang heute schon um halb drei aus den Federn, um so früh wie möglich Nieren zu verhökern, aber auch und vor allem, um endlich früher dran zu sein als der ausgeschlafene Mais. Und was machte Ärmel Mais? Wann stand Ärmel Mais heute auf? Ärmel Mais stand heute schon um 2.29 Uhr auf! Denn: Ärmel Mais ist der Mann, der früher aufsteht!
    Der Pastetenchauffeur
    »Sie bleiben schön hier«, sagte die Dame am Lufthansa-Schalter, als der Pastetenchauffeur sein Ticket nach Rio vorzeigte. Vor seinen traurigen Augen zerriss die resolute Dame den Flugschein und winkte den nächsten Passagier heran, den sie anstandslos abfertigte und der heute überglücklich in Rio de Janeiro lebt.
    Mutlos hinkte der 62jährige Pastetenchauffeur zu seinem grauen Lieferwagen und weinte dort vier Zentner Gänselberpastete nass. 61 Jahre hatte er auf dieses Flugticket gespart. Er wollte in Rio auf der Straße leben, am Wochenende Armensuppe essen und den Rest der Zeit vor der Fremdenpolizei flüchten. Er wollte das Leben spüren. Oft malte er sich entzückt aus, wie es wäre, zu verhungern oder erschlagen zu werden. Das waren häufig feuchte Träume, aber nicht im sexuellen Sinne, sondern weil das Schiebedach des Lieferwagens nicht mehr zuging, und er schlief oft im Wagen zwischen seinen Pastetenlieferungen.
    Resigniert startete er den Motor. Während er fuhr, erfuhr er, dass die nächste Fuhre nach Erfurt führte. Er sollte dort eine 49jährige spleenige Nonne mit 20 Kilogramm Gänseleber mästen. Sein Spezialgebiet: eine SM -Fahrt. Er war der einzige Sado-Maso-Gänseleber-Zulieferer Europas, und er hasste seinen Beruf. Aber er war prädestiniert für diesen äußerst schwierigen Lehrberuf, denn seine dünnen Beine ermöglichten es ihm, in jeden noch so kleinen Hals mit dem Fuß hineinzufahren, um die Gänseleberpastete nachzustopfen. Mein Gott, wie viele verirrte Seelen hatte er auf diese Art und Weise schon gemästet? Und wie rochen seine Beine? Der Mann war fertig! Er wollte mit allem abschließen, nicht nur mit dem Schlüssel, wie sonst. Er fuhr auf den Pannenstreifen, schaltete das Radio ein, und zur Musik von »Gans und Roses« begann er sich mit dem rechten Bein Pastete in den Hals zu schieben. Ein Kilo Pastete nach dem anderen.
    Als die Polizei ihn fand, war er selbst kaum noch zu erkennen. Er hatte die ganze Ladung Gänseleberpastete in sich reingestopft. Im Handschuhfach, also im Fach seines Arbeitshandschuhs, fand der Inspektor

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