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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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und Henry Maske gegeneinander, die beiden einzigen Boxer auf der Welt. Durch das ständige Schlagen auf den Dummkopf sind beide blöd geworden, der Max und der Henry (auch schon so blöde Namen). Aber sie sind beide sehr populär, populärwissenschaftlich gesprochen. Privat können sie nur Fliegen etwas zuleide tun. Max Schmeling vergewaltigt seit Jahren ein und dieselbe Obstfliege, und Henry Maske misshandelt seit Jahren den deutschen Fernsehtalkmaster Jürgen Fliege. Beide scheuen die Öffentlichkeit und wollen nicht erkannt werden. »Was kann man da tun?«, fragte Max Schmeling den dümmeren der beiden, Henry Maske, und fügte hinzu: »Unsere Gesichter sind zu prominent!« »Da hilft nur eins«, sagte Maske, »Maske kaufen!«. Doch der dummgedoofte Henry Maske war so doofgedummt, dass er sich im Maskengeschäft eine Henry-Maske-Maske kaufte, und wundert sich seitdem darüber, dass er als Henry Maske mit Henry-Maske-Maske immer noch als Henry Maske erkannt wird, trotz Henry-Maske-Maske, der Trottel der Nation!
    Johnnys Traum
    »Bist du es, Mutter?«, fragte Johnny, als er seine Mutter Kreuzworträtsel lösend im Ohrensessel sitzen sah. Sie wohnten seit 46 Jahren zusammen in einer sehr, sehr kleinen Wohnung, ein halbes Zimmer und ein Viertel Klo, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Arbeitszimmer am Gang. »Frag doch nicht so blöd!«, antwortete seine Mutter. Zufrieden lehnte Johnny sich zurück in der Wohnung, die einen halben Quadratmeter groß war. Johnny hockte auf der Lehne des Ohrensessels der Mutter. Er musste dort sitzen, denn der Ohrensessel nahm den gesamten Platz der günstigen Halbzimmerwohnung ein. Die Wohnung war so klein, dass Johnny sich letzten Herbst seine abstehenden Ohren operativ anlegen lassen musste, weil die Ohren sonst ständig an den Wänden gescheuert hätten, an allen vier Wänden, je nachdem, wie er seinen Kopf hielt.
    Johnnys Mutter hatte sich bereits vor 14 Jahren aus Platzgründen die völlig gesunden Beine amputieren lassen. Ja, der Wohnungsmarkt in Tokio war hart! Die Luft des fensterlosen Lofts war knapp bemessen, so knapp, dass Johnny und seine Mutter nicht gleichzeitig atmen konnten. Immer schön einer nach dem anderen. Die Wohnung verlassen ging gar nicht, weil die Tür clevererweise nach innen aufging. »Ach ja, natürlich, tut mir leid, Mutter. Von hier oben, Mutter, siehst du manchmal aus wie Yul Brunner«, sagte Johnny verzagt. Johnnys Mutter hätte ihn gern geohrfeigt, aber es war zuwenig Platz um auszuholen. Mutter hatte eine Glatze, ja, aber aus Platzgründen, weil ihr dicker Zopf nicht mehr in die Wohnung passte. Mutters Zopf und die Beine hingen im Arbeitszimmer am Gang, für die beiden unerreichbar, genauso wie Johnnys Schädeldecke. Er hatte sich selber die obere Hälfte seines Schädels entfernt, auch aus Platzgründen. Jetzt stieß er direkt mit den Augen an die Zimmerdecke. Im Inserat war die Wohnung vor 46 Jahren als – Zitat – »gemütliches Schnäppchen für Impotente« angepriesen worden, denn eine Erektion war verständlicherweise aus Platzgründen unmöglich. »Gut, Mutter. Dann schönen Tag noch, Mutter«, flüsterte Johnny. »Moment noch, Johnny! Anderes Wort für räumliche Begrenztheit mit vier Buchstaben?« Sie löste grundsätzlich nur Kreuzworträtsel die maximal vier Buchstaben hatten, denn längere Wörter wären sich aus Platzgründen niemals ausgegangen. »Enge, Mutter! Enge!«, antwortete Johnny stolz und schloss die Augen. Er träumte von einem zweiten Ohrensessel. Aber er wusste, das würde wohl für immer einfach nur Johnnys Traum bleiben.
    Dimitri, Igor, Pjotr und František
    Dimitri, Igor, Pjotr und František, vier hochintelligente bescheidene junge Ostblock-Universitätsdozenten, erleben tagein, tagaus die ganze fancy Ostblock-Party. Alles grau in grau, Fellmützen, Essensmarken, Holztisch mit drei Beinen, und jeder nur eine einzige Ostblock-Socke, eben die ganze fancy Ostblock-Show! Ja, da sitzen sie blass und ausgezehrt, gebeutelt vom Polithorror um sie herum, sympathisch und belesen, Dimitri, Igor, Pjotr und František, vier schöne junge Menschen aus dem Ostblock. Erbse unterm Weihnachtsbaum, teilen, teilen, teilen, altruistisch, kommunistisch, cool, die ganze fancy Ostblock-Party eben! Dimitri und Igor, Freunde, bärtig, gutmütig, noch nie im Ausland gewesen, aber kreuzgescheit und musisch, genau wie Pjotr und František! Zweistreifiger Trainingsanzug, Schlapfen, gute Mütter, gute Mütter, dicke Brillen, die ganze fancy Ostblock-Party

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