Speichelfaeden in der Buttermilch
plattgedrückt am Glas deines Terrariums, ein Geschenk von Edi. Das zeigte dir sofort, wie wenig er dich kennt, du hast doch Angst vor Krokodilen! Wie nanntest du sie? Fressende Handtaschen. Mein Gott, dein Sinn für Humor, Marie, ein eigenes Kapitel wert. Friederike, kurz vor ihrem Tod, sie schwitzte, weil ihr war so warm, sie sagte: »Puh, im Schatten 30 Grad!«, und du dann drauf die Pointe: »Dann geh doch aus dem Schatten raus!« Was haben wir gelacht, Marie. 100 Jahre haben wir mit dir gelacht, Marie, geweint, Marie, geliebt, Marie. Oh Marie, sieh nur, Stermann weint! Es ist, weil, Marie, du weißt es selbst, seit du 80 Jahre alt geworden bist, da fing sie an, die Altersbosheit. Du hast das Krokodil vergiftet. Warum? Das Röcheln des gepanzerten Tiers drang bis auf die Straße, Marie. Man dachte, du bist es. »Die stirbt!« Und der Notarzt fand das verendete Krokodil, während du schallend lachend im Ohrensessel saßt. Aber dann, Marie, du erinnerst dich, die Jahre in der Psychiatrie, bis 95, 15 Jahre, eineinhalb Jahrzehnte. Das war der Preis, Marie. Medikamente stellten dich ruhig, du wurdest leise. Komm sing, Marie! Sing, Marie! Sing für mich noch einmal ein Lied aus längst vergangener Zeit, Paulchen Kuhn, oder das »Grüner-Kaktus«-Lied! Mit Schalmeien werd ich dich begleiten! Marie, lass die Maus aus, Marie, und denk an all die Freunde aus der Psychiatrie! Da war der Knut, der Hermann und der Manfred, die Else und die Ruth, ach, wie gut das tut, das Denken an Früher, Marie! An deinem hundertsten Geburtstag, Marie, gab dir der Bürgermeister seine Hand. Du hast ihn nicht erkannt, hast einfach aus dem Mund getropft. Hast einfach aus dem Mund getropft. Hast einfach aus dem Mund getropft. Wir gehen jetzt, Marie. Wir gehen jetzt, Marie. Lassen 100 Jahre 100 Jahre sein. Fass die Maus an, Marie! Schalt den Computer ein, Marie! Kennwort: Einsamkeit. Bei so viel Ruhe möcht man schreien, Marie. Marie. Schrei's durchs ganze Internet: world wide weg. Marie tut alles weh weh weh. Maria.aus-schluss.ad. Ade.
Pummel
»Ui. Uije, uijemine!«, sagte er, als er versehentlich einem alten Rind ins giftige Rückenmark biss. »Was für ein Fehler, was für ein Riesenfehler«, dachte er. Von einem Fettnäpfchen tapste er ins nächste. 1986 war er auf Frischluftkur in Tschernobyl; im Jahr 2000 war er in Paris besoffen auf der Startbahn des Flughafens Charles de Gaulle, wo ihm ein großes Metallstück aus der Jacke fiel. Die Folgen sind bekannt. Und hätte er in Galtür mit der rechten großen Zehe nicht wütend in den Schnee gestampft, hätte sich auch das eine oder andere verhindern lassen. Menschenskinder, es gibt Leute, die ziehen das Pech richtig an. Pummel war so einer. Der dicke Knecht Pummel, der in einem Agrarbetrieb sein tristes Dasein fristete, wollte einmal im Leben auch was Kreatives tun und schrieb das Drehbuch zu »Ternitz, Tennessee«. Und hätte Pummel 1969 nicht in Afrika diesen perversen Sex mit einem Rudel Affen gehabt, na ja, wer weiß, ob dieser teuflische Virus uns allen nicht erspart geblieben wäre. Dass Pummel kein einziges Fußballspiel der österreichischen Nationalmannschaft in den letzten 50 Jahren versäumt hat, kann auch kein Zufall sein. Geh weg, Pummel.
Kennwort »Steiler Zahn«
Mein Name ist Roger Rusche. Kann ich noch mal anfangen?
Hällöchen, ich bin der Roger. Das ist doch alles Scheiße! Kann ich noch mal anfangen? Oder soll ich gleich abhauen?
Hello, hier sitzt der Roger. Ein Mann, der… so ein Dreck: »ein Mann«… – das bin ich doch verdammt nochmal selbst. Hören Sie auf, mich so blöd anzugucken, ich hau Ihnen gleich … Ich beginne noch einmal.
Ich heiße Roger und bin 32 Jahre alt und ich … das bringt ja überhaupt nichts. »Ich heiße Roger…« – das klingt doch total blöd. Rudi, sag diesen beiden Moderatorenarschlöchern, wenn sie nicht sofort aufhören, so blöd zu gucken, dann hau ich sie windelweich!
Guten Abend, Rusche mein Name, ich bin nach einer schweren Krankheit kurz vor einer Erholungsreise nach Tunesien und suche für diesen Urlaub eine weibliche Begleitung. … Das ist doch affig. Glaubt hier irgendjemand im Ernst, dass auf mich irgendeine Braut da draußen scharf ist? Rudi, das ist doch lächerlich, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es irgendjemanden gibt, der auf Typen ohne Zahnfleisch steht. Ich fange noch einmal an. Ich heiße Rudi, Quatsch, Roger Rusche, und ich leide unter einen ekelhaften Parodontose. Meine Zahnhälse
Weitere Kostenlose Bücher