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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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habe mich als Pavian verkleidet. Hinter Herrn Springenschmid, Herrn Zsutty, Herrn Zikmund, Herrn Reich, Herrn Pfister, Herrn Rock, Herrn Ramick, Herrn Freeman und Herrn Spider bin ich der zehntschwerste FM4- Mitarbeiter. Ich wiege exakt 65 Kilo mehr als der filigrane Grissemann, der mit einem dreifachen Flic-Flac in den FM4- Räumlichkeiten das neue Arbeitsjahr eröffnete. Ich kann nicht mehr …
    13.1.
    Nach dem doch überraschenden Wechsel von Hannes Eder in das »Starmania«-Team kündigen sich weitere Abgänge bei FM4 an.
    Alles noch brandheiße Gerüchte – aber angeblich hat Heartbeat-Ikone Eva Umbauer ein Angebot von »Frisch gekocht ist halb gewonnen«, Clemens Haipl soll neuer Ombudsman in der Kronenzeitung werden. London-Außenstelle Robert Rotifer hat aus finanzieller Not zugesagt, die Lugners zu beerben: »Die Rotifers« sind ab März auf ATV zu sehen. Und Fritz Ostermayer soll der Nachfolger des viel zu spät gefeuerten Mola Adebisi beim Kindersender VIVA werden. Das Jobkarussell dreht sich, liebes Tagebuch. Ich selbst überlege noch, den Job als Leiter der Gegendiagonaleoriginaleantidiagonale anzunehmen. Mal sehen.
    Ich bin in der luxuriösen Position, zwischen zwei lukrativen TV -Angeboten wählen zu können. Entweder doch »Herzblatt«-Moderator oder der neue »Bachelor«. Hm – was meinst du, liebes Tagebuch? »Herzblatt« ist wahrscheinlich interessanter, denn als »Bachelor« erlebe ich ja nichts Neues. Aus 25 geilen Biestern EINE auszuwählen, das hab ich jeden Tag. Bin grade dabei, mir das »Bachelor«-Angebot durchzulesen. Fanta sponsert die neue Bachelor-Staffel. Statt »möchtest du diese Rose?« müsste ich den 25 Damen »möchtest du diese Dose?« zuschmachten. Ist mir, glaub ich, zu billig. Aber die vom Fernsehen wollen mich unbedingt. Im Gegensatz zu diesem Lackaffen Marcel bin ICH ja wirklich Millionär … Na ja, mal sehen … Möchtest du diese Dose? … Möchtest du diese Dose? … Möchtest du diese …
    14.1.
    Senderchefin Eigensperger hat heute in einer internen Mitteilung – Zitat – »bedingungslose Sendertreue in einem harten Radiojahr« von ihren Untergebenen verlangt. Wer Fremdsender hört, hat mit fürchterlichen Konsequenzen zu rechnen. Wir haben die Anweisung, sofort aus Taxis zu springen, in denen nicht FM4 läuft. In der Kantine sollen Ö3 -Mitarbeiter nur mit einem arroganten Nicken begrüßt werden, während man FM4- Leute immer zu umarmen hat. Knallfrösche müssen immer in der Hosentasche mitgetragen werden, falls man einmal auf der Straße einem Ö1 -Mitarbeiter begegnet. Die FM4- Charts müssen auswendig gelernt werden, und das FM4 Logo wird gerade vom Chefcontroller jedem von uns auf den verlängerten Rücken tätowiert. Aaah …
    Beim Schlafen muss jeder Mitarbeiter den entsetzlich schmeckenden FM4- Lolly schnullergleich im Mund behalten. Man wird angehalten, sich von seinen Verwandten oder Freunden zu verabschieden, falls diese nicht nonstop FM4 hören. Nachdem meine Eltern in Düsseldorf zuhause sind und dort FM4 einfach nicht empfangen können, hab ich versucht, eine Sondergenehmigung zu bekommen. Senderchefin Eigensperger schmetterte meinen Wunsch ab. Ich darf nie wieder mit meinen Eltern Kontakt aufnehmen. »Die können ja nach Wien ziehen«, meinte Eigensperger nicht ganz unbegründet.
    Ich weiß noch nicht, wie meine Eltern entscheiden werden, ich darf ja nicht mit ihnen reden. Tränenreich hab ich mich gestern auch von meiner taubstummen Bekannten Beate für immer verabschiedet.
    FM4 bis in den Tod.
    15.1.
    Die Quotenuntersuchung hat ein nur für mich nicht überraschendes Ergebnis gebracht. Die meisten Hörer hat FM4 am Freitagabend zwischen 20.30 Uhr und 21.30 Uhr. Aber auch in diesem Zeitraum sind die Ergebnisse sehr schwankend. Immer dann nämlich, wenn Stermann spricht, schalten über 30.000 Hörer weg. Die, sobald ich wieder zu sprechen beginne, wieder da sind. Bei schnellen Dialogen ist diese Quotenkurve wirklich extrem. Rauf runter rauf runter. Ist bei den Tagebüchern übrigens das Gleiche. Während sie diese Zeilen hören, hören auch 55.000 andere zu. Wenn Kollege Stermann in wenigen Sekunden zum Mikrofon greift, bleiben noch 4500 übrig. Statistisch. Zur Ehrenrettung Stermanns muss man sagen, dass er nach mir die zweitbeliebteste Stimme von FM4 ist. Alle anderen haben noch viel weniger Hörer.
    Das ist ein Jammer. Laut Quotenblatt des letzten Monats war die Sendung »Im Sumpf« die am wenigsten gehörte. Gezählte 17 Hörer

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