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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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    Liebes Tagebuch, alle Kollegen wissen, dass das zwischen Irmtraud und mir etwas ganz Besonderes ist. Endlich reden wir Mitarbeiter auch einmal über Gefühle und nicht immer nur über Trailer, Beiträge und Charts. Es tat gut, mit meinen Kollegen über Irmtraud zu reden. Als sie dann auch dazukam, musste ich weinen, weil mir klar wurde, dass sie FM4 bald verlassen wird. Wegen ihrer aufopferungsvollen entwicklungspsychologischen Experimente mit dem FM4- Baby Blumenau, dem kleinen Racker, wird sie heute noch von einem Überfallkommando der Cobra festgenommen und lebenslang eingesperrt. Bis jetzt haben wir verhindern können, dass Exekutivbeamte ins Funkhaus kommen, indem wir die Türen verbarrikadierten, aber in der Früh bekamen wir einen Anruf, dass FM4 heute noch gestürmt werden wird. Ach Irmtraud, unsere Geschichte wird gewaltsam beendet! Du kommst ins Gefängnis und der kleine Blumenau in ein Kinderkrankenhaus. Ich sehe schon die maskierten Beamten, wie sie sich vom Nebengebäude aus abseilen. Die Spritze in meinem Hals wird mich ein Leben lang an dich erinnern. Du große, starke Irmtraud. Aber offenbar ist für Liebe hier kein Platz.
    10.1.
    Am 24. Januar ist FM4- Fest.
    Die Vorbereitungen dafür laufen auf – wie man so sagt – auf Hochtouren. Ein musikalischer Headliner, der bereit ist, für ein Butterbrot aufzutreten, wird fieberhaft gesucht. Das Budget ist so knapp, dass man überlegt, die Pappbecher fürs Bier diesmal zu sparen und die Besucher zu bitten, aus der hohlen Hand zu trinken. Tja, und was die Acts auf der Bühne betrifft, nun ja … Selbst die Auftrittsgage der Skispringer-Liedermacher Christoph und Lollo übersteigt die finanziellen Möglichkeiten. Einzig Tony Wegas wäre momentan drinnen, der Bursche macht's für eine gefüllte Handtasche, ließ sein Management verlauten. Aber mit Wegas würde FM4 sich lächerlich machen. Also wird aller Voraussicht nach eine FM4- All-Star-Band auftreten.
    Clemens Haipl mit der Blockflöte, Chefcontroller Blumenau am Schlagzeug und … ähh. Na ja, das war's schon, das sind die einzigen beiden, die schon mal mit Musikinstrumenten in Kontakt gekommen sind. Okay – gekauft! Das bizarre Duo nennt sich »Flötenschlag«.
    Das wird ein Fest!
    Musikchef Makossa hat Einspruch gegen das Duo »Flötenschlag« erhoben. Das könne man nicht machen, das sei zu armselig, das sei imagemäßig eine Katastrophe usw. Sein Vorschlag: man solle aus dem Duo doch wenigstens eine 4-Mann-Band machen, damit Haipl und Blumenau da nicht so verloren auf dieser riesigen Arena-Bühne rumstehen. Gesagt, getan. Die verdienstvollen Redakteure David Pfister und Robert Zikmund verstärken die Band nun am 24. Januar. Instrumente können sie keine spielen; aber, durch ein Mundmikrofon verstärkt, wird ihr Zähneknirschen eine Art bizarrer Background-Chor für Drummer Blumenaus unkontrollierte Gewaltausbrüche am Schlagzeug und Haipls grenzdebiles Flötenspiel sein. Toll. Das »No Problem Orchestra« lässt grüßen. Haben Sie am 24. Januar schon was vor und können nicht aufs FM4- Fest kommen? Macht nichts. Macht gar nichts.
    12.1.
    FM4- Mitarbeiter sind ja ohnehin landauf-landab als peinlich überernährt bekannt, aber was das kalorienlastige Weihnachtsfutter aus den Radioredakteuren gemacht hat, spottet jeder Beschreibung. Die erste Redaktionssitzung im neuen Jahr war ein fleischiges Stelldichein von Hängebacken, Wursthälsen und speckigen Dreifachkinnen. Rainer Springenschmid musste mit dem Kran aus dem Lift gezogen werden, Matthias Zsutty, immer schon mehr Bauch als Hirn, bringt – wie er satt grinsend verkündete – im neuen Jahr endlich was Dreistelliges auf die Waage, und selbst beim an und für sich gazellengleichen Chefcontroller Blumenau haben sich Kekse übel niedergeschlagen. Gestern Nacht hat er mich im Livestudio erschreckt. Ich hätte schwören können, Michael Moore stehe vor mir, aber es war doch nur Blumenau, der mir mit zwei Ohrfeigen links und einer harten rechts bewies, dass Dicke auch ganz schön ungemütlich sein können.
    Beim traditionellen »Redakteurewiegen« am 2. Januar brachte ich tatsächlich 123 Kilogramm auf die unbestechliche Waage. 14 mehr als vor einem Monat. Ich schlucke seit gestern tonnenweise FM4- Feuerzeuge, um meinem schlappen Körper beim Kalorienverbrennen zu helfen. Meine einzige Hose ist zu Sylvester geplatzt. Mein deutsches Hinterteil liegt jetzt völlig frei. Ich hab's mir rosarot angestrichen, damit die Kollegen glauben, ich

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