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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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öffentlich-rechtliche Intelligenz-Speerspitze den Film auf Aramäisch ohne Untertitel gesehen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum Eigensperger uns immer wieder Spielfilme vorführt. Bei »The Passion« vielleicht, um uns auf Ostern vorzubereiten? Oder um uns zu zeigen, dass es andere auch nicht leicht haben?
    In den letzten neun Jahren haben wir »Apocalypse Now« gesehen, »Crying Fields«, »Psycho«, »Nightmare on Elm Street«, »Texas Chainsaw Massacre« und den »Exorzisten«. Wenn Eigensperger glaubt, dass uns Horror-Filme Angst machen können, nach so vielen Jahren Arbeit bei FM4 , dann schätzt sie die Situation unseres Angst- und Freak-Senders wirklich völlig falsch ein.
    Hätte eine Figur wie Chefcontroller Blumenau beim Leiden Christi mitgespielt, stünde Gibsons Quatsch-Film auf jedem Index dieser Welt.
    Liebes Tagebuch, Kollegin Martina Bauer hat mir einen Witz erzählt, während der Gibson-Film lief: Worin gleichen sich ihr neuer Ford Mondeo und Jesus? Beide sind Mehrtürer. Na ja.
    Wer hat Angst vor FM4 ?
    Niemand.
    Und wenn FM4 kommt, dann laufen wir davon.
    Ein beliebtes Spiel bei Geburtstagen von Kollegen. Wie kann man für Außenstehende das furchteinflößende Regime von Chefcontroller Blumenau erklären? Vielleicht mit einem cineastischen Vergleich: Gegen Blumenau wirkt Jack Nicholson in »Shining« wie ein gemütlicher Althippie. Und Hitchcocks Film »Die Vögel« wie ein Kinderfilm über einen Streichelzoo. Zurzeit ermittelt der internationale Gerichtshof für Menschenrechte in Den Haag in 489 Fällen gegen unseren Chefcontroller. Pontius Pilatus ist gegen unseren Statthalter so was wie Goofy.
    2.4.
    Liebes Tagebuch, im Zuge der EU -Osterweiterungskampagne von FM4 war eine Delegation unseres Freak-Senders in der Ostslowakei, wo auf jedem Ortsschild unter dem Ortsnamen der Spruch steht: »This is not the end of the world, but it's fucking close.« Von Bratislava über Kaschau nach Michalovce fuhren wir mit dem knallenden, stinkenden FM4- Bus, um Aufkleber und FM4- Schlecker an genervte Kids zu verteilen. Stermann und ich mussten in jedem Bauernhof, der mehr als fünf Einwohner hat, ein kleines Stand-Up-Programm machen, und BTO Spider legte zehn Minuten auf. Dann ging's weiter ins nächste Kaff. EU -Osterweiterung ist eine anstrengende Sache, vor allem, weil Chefin Eigensperger uns aufgetragen hat, mit jedem Passanten eine Flasche Wodka zu leeren, weil das so landesüblich sei. Liebes Tagebuch, ich habe mich völlig verflüssigt. Mir rinnt Wodka aus den Augen und Ohren, die EU -Osterweiterung macht aus mir einen Menschen, gegen den Harald Juhnke ein Abstinenzler ist.
    Liebes Tagebuch, die Bauern der Ostslowakei haben scharfe Hunde, vor denen wir aufgrund des Alkoholspiegels nicht weglaufen können. Wir können uns nur torkelnd auf die Hunde fallen lassen. BTO Spider war fast zwei Meter groß, als wir losfuhren, inzwischen ist er knapp unter einsvierzig, weil die Bestien ihm soviel von seinen Beinen abgebissen haben. Er ist inzwischen zu klein, um an die Plattenteller zu kommen. Das heißt, Grissemann und ich machen nur noch unser kleines Witz-Programm. Hackedicht und auf Deutsch – vielleicht mit ein Grund, warum die Slowaken uns nur anstarren und nie lachen. Der Österreichische Botschafter hat uns ausrichten lassen, dass wir das Österreichbild, das er mühevoll über ein Jahrzehnt aufgebaut hat, dass wir dieses positive Österreichbild völlig zerstört hätten. In Zeitungen und im Fernsehen würden wir als geisteskranke Alkoholikermonster bezeichnet. Dabei halten wir uns strikt an die Vorgaben von Chefin Eigensperger. Und das Bild, das die Slowaken von uns haben, stimmt ja. So wurde FM4 in Österreich Kult: geisteskranke Alkoholmonster on air.
    3.4.
    Liebes Tagebuch, die Bananen, Kaugummis und West-Zigaretten, die wir tonnenweise dabei haben, sind in Slowenien viel billiger als in Wien. Die Wahrheit ist, den Menschen hier geht's viel besser als uns. Unseren Auftrag, in Ljubljana als gute Onkels aus dem Westen aufzutreten, können wir nicht umsetzen. Stattdessen bekommen wir Spenden von der Bevölkerung. Sie halten uns für obdachlose Tschetschenen. Dabei haben wir uns so schön rausgeputzt. Stermann hat seinen besten Anzug an, die Hose reicht fast bis zum Knie und die Ärmel des Sakkos bis zum Ellbogen. Aus unserem Bus dröhnt die ganze Zeit das FM4 Programm. Vielleicht halten sie uns deswegen für Tschetschenen? Alte Slowenen halten uns übrigens für Monarchisten, wegen dem Schwarz

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