Speichelfaeden in der Buttermilch
berüchtigten Wutanfälle ist ein Stromschlag wie eine Streicheleinheit.
Be afraid, honey. It's FM4 .
14.4.
Liebes Tagebuch, die wilden Katzen und streunenden Hunde im Funkhaus werden langsam zu einer wirklichen Plage, von den unzähligen Hamstern, Hasen und Kaninchen ganz zu schweigen. Ich fand damals schon, dass wir das Gebäude nur mieten dürfen, wenn der pleite gegangene Tiergroßhandel, der unser Vormieter war, renoviert und vor allem seine Ware mitnimmt. Aber Chefin Eigensperger wollte das Gebäude sofort, auf der Stelle mieten. Und jetzt haben wir den Salat, im wahrsten Sinne des Wortes, weil wir den Hunderten von hoppelnden Nagern Berge an Grünzeug von zuhause mitbringen, damit uns die Viecher nicht krepieren und wir Ärger mit Vier Pfoten kriegen. Dabei haben Stermann und ich noch Glück. Im »Projekt X«-Zimmerchen war früher die Reptilienabteilung der Tierhandlung. Haipl, Knötzl und Votava werden mehrmals täglich von Schlangen gebissen und müssen Unsummen für Gegengifte ausgeben. You're not at home, baby …
Liebes Tagebuch, die Kanarienvögel gehen ja noch. Auch wenn's ein bisschen viele sind. Ich hab sie zum Spaß mal gezählt: es sind über 2000, die in Käfigen im »Salon Helga«-Büro leben. Ein wirkliches Problem sind aber die Greifvögel, Adler und Falken, die bei den Umbauarbeiten aus ihren Käfigen geflohen sind und jetzt ständig über Grissemann und mir kreisen, wenn wir eine Sendung vorbereiten. Immer mal wieder greifen sie uns an – na ja, es sind nun mal Greifvögel. Grissemann tut mir leid, er traut sich nicht, sich zu bewegen, aus Angst, dass eins der Eier von seinem Kopf fällt. Vor drei Wochen hat ein aggressiver Falke Grissemanns Haar als Nest auserkoren und auf meinem Kollegen die Eier ausgebrütet. Mit seinen spitzen Krallen hat er sich in Grissemanns Kopfhaut eingekrallt. Grissemanns Schreie sind eine Mischung aus Schmerz und Angst. Be afraid, honey, it's … FM4 .
18.4.
Liebes Tagebuch, ich habe dir ja schon erzählt, dass in unserem Funkhaus früher eine Tiergroßhandlung war, so eine Art Metro für Tierfreunde, Zoos und Zirkusse. Leider hat der Händler seine Tiere bei uns zurückgelassen. Während ich diese Zeilen schreibe, nagt eine Hyäne an mir und ein Aasgeier kreist über meinem Haupt, auf dem ein Falke seine Babies mit Würmern füttert. Ich bin eigentlich durchaus tierlieb, aber als Stermann eben von einem Nashorn gejagt wurde und dann ins offene Maul eines Krokodils gefallen ist, hab ich mir gedacht: »Grissemann«, hab ich mir gedacht, »so kann man unmöglich arbeiten«. Na ja, zurzeit arbeite ich hauptsächlich daran, die Hyäne von mir abzulenken und ihre Aufmerksamkeit auf Claudia Czesch und Martin Pieper zu lenken, die gerade von einer Python gewürgt werden. You're not at home …
Liebes Tagebuch, hilfe, ich bin ein Star, hol mich hier raus. Es sind beängstigende Zustände bei FM4 . Für längere Hauswege nehm ich inzwischen eins der beiden Dromedare – aber nicht, weil ich so faul bin, sondern aus Vorsicht, weil ich so nicht auf die unzähligen Skorpione treten kann. Bei FM4 ist es wie beim Karneval der Tiere, nur dass für uns Menschen ständig Aschermittwoch ist. Mirjam Unger wurde eben von einem Rudel Affen in die Besenkammer verschleppt, Elisabeth Scharang und Heinz Reich kämpfen mit einem balzenden Pfau, und Eva Umbauer liegt seit Tagen unter einer tonnenschweren Riesenschildkröte. Sie wird sich schwer tun, »Heartbeats« zu moderieren, weil sie nie ins Studio kommen wird. Scheißschildkröte. Moment, liebes Tagebuch, ich muss aufpassen, das Krokodil schnappt wieder zu, ich werde …
1.5.
Gestern war's lustig, du kleines, geiles Tagebuch, du. Nach der täglichen Krisensitzung saßen einige von uns noch im Büro von Wortchef Pieper, um ein bisschen Jägermeister wegzumachen, und da erfand der wortverliebte Wortchef ein listig-lustiges Spielchen, mit dem wir uns bis sieben Uhr Früh die Zeit vertrieben. Das Spiel heißt: »Welches ist das längste einsilbige Wort?« Der dicke, dumme Stermann glaubte, schnell mit »Hut« den vorzeitigen Sieg zu landen, bis ihn Chefcontroller Blumenau mit »Schmuck« überbot. Die anwesenden Damen Natalie Brunner, Mari Lang und Johanna Zechner staunten sehr. Dann kam aber ich, hob den Zeigefinger und sagte triumphierend: »Schlauch.« Acht Buchstaben! Wow. In dem Moment hätten wohl alle, nicht nur die anwesenden Damen, die Beine für mich breit gemacht. Ich wähnte mich schon mit einem satten Grinsen
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