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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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Erfahrung sind. Der Reihe nach: Steve Chaid hat in Kalifornien einmal gesurft, Rainer Springenschmid hat in München mal ganz in der Nähe des FC -Bayern-Fanshops gewohnt, Thomas Edlinger wurde mal in der U-Bahn von einem Innsbrucker Fußballfan angebrüllt und hat fürchterlich zu weinen begonnen, Hannes Duscher ist mal betrunken mit dem Fahrrad gegen den Zaun eines Fußballkäfigs gefahren und hat sich dabei alle zehn Zehen gebrochen, Hosea Ratschiller musste in der Schule mal Handkes Buch »Die Angst des Tormanns beim Elfmeter« lesen. Stermann hat einen Aschenbecher in Form eines Balls, und Clemens Haipl trägt zuhause privat eine kurze Adidas-Sporthose. Ich bin noch nie mit Fußball in Kontakt gekommen. Ich finde es auch affig, hochzuspringen und dann den Ball in einen Korb zu werfen. Nein, Fußball ist nichts für mich.
    Liebes Tagebuch, Martin Puntigam ist mal bei einem Auftritt in einer niederösterreichischen Mehrzweckhalle mit Medizinbällen beworfen worden, und Rudi Schöllerbacher hat vor seiner Tätigkeit hier als Balljunge auf einem oberösterreichischen Minigolfplatz gearbeitet. Man kann also nicht sagen, dass wir alle gar keine Ahnung von Fußball haben. Der Ball ist rund, und ein Spiel dauert so lange, bis einer drei Sätze gewonnen hat. Fred Schreiber, unser Torwart, hat früher rhythmische Sportgymnastik und Biathlon gemacht, Michel hat als lebender Sandsack mit einem Hollabrunner Juniorenvizestadtmeister trainiert. Ich finde, das alles macht ein wenig Hoffnung für unser Fußballspiel, vor allem, weil Fred Schreiber versprochen hat, all seine Gewehre vom Biathlon mitzunehmen.
    12.3.
    Liebes Tagebuch, na ja, das heißt wohl nichts, aber wir haben in einem Juxspiel die österreichische Fußballnationalmannschaft 4:0 besiegt, obwohl wir fast alle während des Spiels geraucht haben. Sie haben uns im Trainingslager besucht; es war peinlich, weil ich mehrere Stunden lang Krankl mit Stermann verwechselt habe (wegen der Haarfarbe), und Roman Wallner verwechselte ich mit Thomas Edlinger (wegen der Alkoholfahne). Es war ganz lustig, Fred Schreiber ist in unserem Tor eingeschlafen, mir selbst sind beide Beine eingeschlafen, alle anderen aus unserer Mannschaft saßen während des Spiels sowieso auf dem Boden. Puntigam las ein Buch, und Chris Kemmler, der ja seit Jahren einen neunfachen Bänderriss hat und eine Schiene für Kinderlähmung trägt, hat ununterbrochen mit dem Handy telefoniert, während er nebenbei vier Tore schoss. Krankl, Stronach und Westenthaler haben getobt, aber am unzufriedensten war unsere Trainerin Ute Hölzl: »Jungs!«, schrie sie uns an. »Mit so einer Leistung haben wir gegen die Grazer Hobbykicker nicht den Hauch einer Chance!« Na ja, gut waren wir wirklich nicht.
    Liebes Tagebuch, Steve Chaid ist sauer, weil ihm von Trainerin Hölzl untersagt worden ist, sein Surfbrett mit aufs Spielfeld zu nehmen. Und happy ist Hannes Duscher auch nicht wirklich mit dem Sonnenbrillenverbot; er findet es mega-uncool, ohne Brille aufzulaufen, und scheint jedes Interesse am Spiel verloren zu haben. Unser tägliches Training sieht so aus: Steve Chaid wachst sein Brett, Harmes Duscher gelt sich das Haar, Edlinger und Grissemann trinken traurig in sich hinein, Springenschmid und ich essen tonnenweise Chiochips, Fred Schreiber macht merkwürdige Ballettübungen, Michel raucht Wasserpfeife, Schöllerbacher baut ein Bordell aus Plastilin, Puntigam und Haipl spielen »Was bin ich?«, und alle anderen liegen auf Matten und kratzen sich zwischen den Beinen. Ich glaube, diese entspannte Stimmung ist wichtig, aber Trainerin Hölzl und Chefcontroller Blumenau zerstören mit ihren affigen, gebrüllten Befehlen die legere Grundstimmung, finde ich.
    13.3.
    Liebes Tagebuch, Mist. Wir müssen den gesamten Satz Trikots zurückgeben, die Leibchen sind einfach zu eng. XL  – das war ja klar. Wer soll denn da reinpassen? Niemandem hat's gepasst, Stermanns Trikot ist gerissen, als er versucht hat, es über seine deutsche Wampe zu ziehen, viele andere haben es nicht mal über den Wasserkopf bekommen. Bei dem Großkopferten Hannes Duscher steckt es regelrecht fest, er sieht seit Stunden nichts, weil wir es nicht mehr vom Kopf kriegen. Auch bei den Hosen tat sich unsere Mannschaft schwer, wir mussten sie in der Mitte im Schritt aufschneiden, um sie über die dicken Oberschenkel zu bekommen. Na ja, trägt halt jeder zwei Hosen, eine pro Bein. Dazu die Trikots um den Hals bzw. auf dem Kopf. Wir sind bereit.
    Liebes

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