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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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Er nennt sich jetzt Ben Blumenau Muhammed Radio Ali und will uns alle zu Moslems machen.
    Wir Männer müssen uns lange Bärte wachsen lassen, und die Frauen müssen Burkas tragen, so dass sie ständig gegen Hindernisse knallen, weil sie nichts sehen können. Ich trete mir ständig selbst auf den Bart. Die Kopftuch-Diskussion findet bei uns nicht statt. Trotz Burka müssen die Frauen noch Kopftücher tragen. Für gestohlene Witze wird uns die Zunge abgeschnitten, prophylaktisch wird jeder von uns mehrmals am Tag gesteinigt. Gegen Ben Blumenau Muhammed Radio Ali sind die Taliban Agnostiker. Ich bin gespannt, wie sich seine neueste Vorgabe auf die Hörerzahlen auswirken wird. Er will, dass wir, von schlechten Lautsprechern verstärkt, vom FM4- Minarett aus moderieren.
    Bei Allah, you're not at home, you're at work!
    6.4.
    Liebes Tagebuch, das unselige Zusammentreffen von Blumenau mit dem Yussuf Islam, formerly known as Cat Stevens, macht uns allen schwer zu schaffen. Natürlich sind wir alle hier für Religionsfreiheit, aber die Betonung liegt auf »Freiheit«. Wenn Blumenau in seiner Freizeit stundenlang betet, von mir aus, aber dass wir während der Arbeitszeit ununterbrochen auf staubigen, mottenzerfressenen Teppichen gen Mekka hocken müssen, geht an die Substanz. Mir schlafen ständig die Beine ein, das viele auf-dem-Boden-Knien ist schlecht für die Durchblutung. Und das ständige mit-der-Stirn-den-Boden-Berühren führt zu chronischen Schwellungen an der Stirn. Ich kann nicht mehr.
    Be afraid, honey. It's FM4 .
    Liebes Tagebuch, Gott sei Dank. Inschallah. Endlich ist der Verfassungsschutz auf Blumenau, alias Ben Blumenau Muhammed Radio Ali, aufmerksam geworden. Wir wurden glücklicherweise in Schwechat festgenommen, bevor wir nach Kandahar fliegen konnten, um dort Taliban-Radio zu machen. Blumenau hatte für uns schon ein Höhlenstudio in den Bergen zwischen Pakistan und Afghanistan eingerichtet. Wir wurden stundenlang verhört, vor allem, weil es so lange dauerte, uns all die vielen Tücher und Turbane vom Körper zu wickeln.
    Blumenau lässt sich leicht von singenden Fanatikern um den Finger wickeln. Ich erinnere mich noch mit Schrecken daran, wie er bei irgendeiner Echo-Verleihung stundenlang mit dem christlichen Fundamentalisten Xavier Naidoo zusammensaß. Der Mann, der ständig vom Alten Testament faselt. Der weiß offenbar nicht, dass es längst ein neues gibt. Damals war es dann ähnlich. Mit Fegefeuer, Inquisition und Marienprozessionen durchs Funkhaus. Ich verstehe, dass Blumenau als Chefcontroller von FM4 auf der Suche nach wirklichem Sinn ist, aber ich lass lieber den Herrgott einen guten Mann sein.
    Der arme, arme, liebe Gott.
    9.4.
    Liebes Tagebuch, habe eben Stermann im Krankenhaus besucht, obwohl: »Krankenhaus« … Da Stermann ja über FM4 krankenversichert ist, liegt er in so einem Erste-Hilfe-Zelt, wie man es von der Love Parade kennt, und er wird auch nicht von einem Arzt, sondern von einem Zivi auf Exstasy »behandelt«, wenn man das überhaupt Behandlung nennen kann. Der Zivi hatte Kopfhörer auf und drehte sich während der »Visite« wie ein geisteskranker Brummkreisel. Als ich fragte, ob Stermann sterben müsse, brüllte der Zivi: »Yeah, yeah!« Durch den Stromschlag hatte Stermann schwere Verbrennungen erlitten. Er brannte noch immer. Ich versuchte, den zugedröhnten Zivi auf die lodernden Flammen hinzuweisen. Er zwinkerte mir zu und goss dann einen Energy-Drink auf meinen armen Kollegen. Mit einer zischenden Stichflamme erlosch das Feuer, dafür stinkt der gemütliche Stermann jetzt wie ein verkohltes Gummibärchen. Mein Gott, das hat doch mit ärztlicher Fürsorgepflicht nichts mehr zu tun.
    Liebes Tagebuch, ich muss schnell schreiben, da meine wachen Phasen immer kürzer werden. Ich kann mich nur noch erinnern, dass mir Chefcontroller Blumenau bei seiner letzten Standpauke immer und immer wieder ins Ohr gebrüllt hat: »Stermann, gegen den Strom schwimmen. Gegen den Strom schwimmen!«
    Da ich keinen blassen Schimmer hatte, was er damit meinen könnte, zog er mich an meinen Ohren in sein Dienstbadezimmer, warf mich in die volle Wanne und schmiss ein Radiogerät hinein. »Gegen den Strom schwimmen!«, schrie er erneut und zwang mich, trotz Stromschlag Kraulbewegungen zu machen. So lange, bis im ganzen Funkhaus die Sicherungen knallten. Es war wie Silvester. Mein Gott, hoffentlich ist sein Radio nicht kaputt gegangen. Blumenau würde sicher wütend werden, und gegen einen seiner

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