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Speichelfaeden in der Buttermilch

Speichelfaeden in der Buttermilch

Titel: Speichelfaeden in der Buttermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Stermann , Christoph Grissemann
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wir gute Figur machen im Tourbus. Und weil Kollege Stermann gern betet vor dem Schlafengehen, hat ihm Michel Attia ein Gebetbuch in den Rucksack gesteckt. Ich hab von Mona Moore noch eine frische Zahnbürste geschenkt bekommen, auf meiner waren nämlich gar keine Borsten mehr drauf, und in der Mitte abgebrochen war sie auch. Kein Wunder, dass ich permanent Zahnfleischbluten habe, wenn ich mir dreimal am Tag mit dem kaputten Holzstück im Mund rumfummel! Die Bands werden Augen machen, was für patente und hygienische Buben die zwei hübschen Moderatoren sind.
    Ich will nicht mit Grissemann im Bus-Stockbett schlafen! Schon gar nicht im rosaroten Idiotenpyjama! Mir ist das alles so peinlich, vor allem, weil ich im Schlaf spreche. Ausschließlich obszönes Zeug übrigens. Was soll sich denn der tolle »Sterne«-Sänger denken, wenn ich ihn im Nightliner im Schlaf »geile Puppe« nenne und »mach's mir, du scharfes Biest!«. Das geht doch nicht. Ich verliere mein Gesicht. Grissemann hat mir geraten, mit einem Plastiksack am Kopf zu übernachten, damit man nicht genau versteht, was ich während des Träumens vor mich hin plappere. Aber was macht das denn für einen Eindruck auf die Bands?
    Oh Gott, oh Gott, das kann was werden …
    10.5.
    Liebes Tagebuch, ich hab gestern Nacht von HC Strache geträumt. Strache sieht ja aus wie einer der Baldwin-Brüder und ist so gesehen wie geschaffen für den Hauptdarsteller in meinem Traumfilm. Na, jedenfalls war der schmissige Heinz-Christian in meinem Traum Pizzabote, der mit einem herzlichen Grinsen und einer Pizza Diavolo vor meiner Tür steht. Ich lass ihn rein, und er geht nicht mehr. Und er verliebt sich in mich, und ich mich in ihn, und wir seifen uns beim Duschen gegenseitig ein und schauen zusammen »Starsearch« in flauschigen Bademänteln, der Strache HC und ich. Und dann küssen wir uns auch noch leidenschaftlich und schlafen eng umschlungen ein.
    Wie kaputt macht mich diese Arbeit hier bei FM4 , liebes Tagebuch, dass ich von solchen perversen Träumen heimgesucht werde?
    Auch ich träume Bizarres in letzter Zeit, liebes Tagebuch. Vorgestern standen in meinem Traum Andreas Khol, Hilmar Kabas und HC Strache verkleidet als die Heiligen Drei Könige vor der Tür meines Schweizer Landhauses. Ich lass alle drei rein und beginne, sie langsam auszuziehen, um Küsse auf ihre durchaus ansehnlichen Hinterteile zu verteilen. Dann hört der erotische Teil aber schon auf, und wir vier spielen »Fang den Hut«. Andreas Khol kriegt irgendwann Hunger und schmiert sich in meiner Küche ein Leberwurstbrot. Kabas und Strache saufen sich sowieso im Wohnzimmer mit deutschem Bier die Mütze nass. Im letzten Bild meines Traumes stehe ich mit Wasser in den Augen in der Tür und winke meinem seltsamen Besuch nach. »Kommt mal wieder, Jungs!«, rufe ich noch und schließe die Tür. Tja. So wars. Grissemann und ich, wir müssen zum Arzt, fürchte ich.
    11.5.
    Liebes Tagebuch, dass wir Mitarbeiter nicht so gut verdienen bei FM4 , habe ich dir ja schon öfter erzählt, aber die Auswirkungen werden immer merkwürdiger. Gestern im »Flex« hab ich beobachtet, wie drei Mitarbeiter zusammenwarfen, um sich ein kleines Bier zu kaufen. Hätten Sie nicht auf der Gästeliste gestanden, wären die drei Euro Eintritt für sie unerschwinglich gewesen. Mathias Zsutty kroch auf allen vieren über den Boden und sammelte ausgedämpfte Zigaretten auf, während Rainer Springenschmid stundenlang ausgiebig auf dem Klo saß. Zum ersten Mal in dieser Woche, wie er mir sagte, zuhause habe er keins. Er bewohnt tatsächlich ein kleines Kellerzimmer, Klo nicht mal am Gang. Gierig stürzten sich die Kollegen auch auf die zahlreichen Flyer – endlich was zu lesen!
    Zeitungen oder Bücher sind unerschwinglich für sie. Ihre ganze Information beziehen Sie über Flyer. So bekommen sie zwar einen Eindruck über das, was auf der Welt passiert, aber doch einen eher begrenzten. Leider merkt man das dann auch in den Sendungen.
    Ja, Armut macht dumm.
    Liebes Tagebuch, habe gestern Grissemann in seinem Haus am Wiener Graben besucht. Schmuckes kleines Ding. Bis jetzt hat er nur ein Telefon, sonst noch gar nichts, und von diesem Telefon aus kann er auch nur anrufen, nicht aber angerufen werden. Etwas störend find ich auch die großen Fensterflächen; ich persönlich mag das nicht so, wenn alle Leute hineinstarren können. Na ja, dafür ist es günstig, es kostet eigentlich gar nichts, nur wenn er telefoniert, kostet's was. »Die

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