Spektrum
Augen: »Ich bin kein Major. Ich bin Oberleutnant der Reserve.«
»Und jetzt Major«, teilte Juri Sergejewitsch ihm betrübt mit.
»Sonst dürftest du keinen Zugang zu der Sache haben. Komm schon, überspring einen Dienstgrad … Gagarin.«
»Ich habe nicht vor, für den FSB zu arbeiten!«, erklärte Martin tapfer.
»Und was hast du die letzten Tage gemacht, wenn nicht für uns gearbeitet?«, wandte Juri Sergejewitsch vernünftig ein. »Hier steht es doch: zeitweilig, im Staatsinteresse und aufgrund besonderer Umständen«
»Und wenn ich nicht unterschreibe?«, fragte Martin.
»Eine Anordnung des Präsidenten sollst du ja gar nicht gegenzeichnen«, stellte Juri Sergejewitsch klar. »Du unterschreibst dann lediglich einen Vertrag über die Aufnahme in den Dienst.«
»Und wenn …«
»Dann ist das Hochverrat«, brummte Juri Sergejewitsch, wobei Martin nicht zu entscheiden vermochte, ob der andere scherzte oder seine Worte ernst meinte.
Vorsichtshalber nahm er das Gesagte lieber ernst – und unterschrieb die drei Ausführungen des Vertrags.
Sorgsam steckte Juri Sergejewitsch die Blätter ein. »Morgen früh kriegst du einen Ausweis«, teilte er mit. »Eine Uniform brauchst du für unser Spiel nicht … Ach, ja. Hier.«
Er zog seinen Aktenkoffer zu sich heran, öffnete ihn und entnahm daraus eine Papierrolle, die Martin vage bekannt vorkam.
»Was ist das?« Der frisch gebackene Major verkrampfte sich.
»Der Thermostrahler, den man dir geschenkt hat«, erklärte Juri Sergejewitsch angewidert. »Das hat mich auch … einige Mühe gekostet, an den heranzukommen … davon haben wir rund zwei Dutzend im Arsenal, aber … Kurz und gut, er gehört dir. Vorübergehend.«
»Wofür?«, wunderte sich Martin. »Was soll ich auf der Erde damit?«
»Wer hat dir denn gesagt, dass du auf der Erde bleibst?«, konterte Juri Sergejewitsch. »Komm schon, Major … lass uns die Sterne begießen.«
Noch bevor sie den Kognak tranken, schloss Martin die Thermowaffe der Aranker in den Waffensafe. Der Geheimdienstler seufzte und aß eine Zitronenscheibe. »Alles, was ich dir bei unserem letzten Gespräch gesagt habe, ist die reine Wahrheit«, fing er dann an. »Niemand hat Irina verraten. Das Mädchen hat tatsächlich die Empfehlungen ihres Vaters gelesen, sich darüber aufgeregt und ist dann durchs Tor gegangen … Das ist die Wahrheit.«
»Und wo fängt die Lüge an?«, erkundigte sich Martin mit leiser Stimme.
»Nicht die Lüge … das Unausgesprochene. Stimmt, wir fürchten nicht die Schließer, die plötzlich auf die Idee kommen könnten, die Erde vom Transportnetz auszuschließen. Das würden wir überleben, keine Frage! Auch in den Kosmos kommen wir ohne sie, schließlich haben wir ausreichend von ihrer Großzügigkeit profitiert … Wir glauben wirklich, dass die Schließer die Nachfolger einer anderen Rasse sind, auf die die erste Expansionswelle im Weltraum zurückgeht. Und sie steuern, ob sie es wollen oder nicht, auf neue Katastrophen zu …«
»Was für Katastrophen?«, fragte Martin freiheraus. »Wer führt den Schlag?«
»Wenn wir das wussten …« Juri Sergejewitsch seufzte. »Alle sitzen daran … sowohl unsere hauseigenen Experten für außerirdische Zivilisationen als auch die Theologen aller Konfessionen … Richtig, wir ziehen sogar die Variante einer göttlichen Einmischung in Betracht. Der Turmbau zu Babel Nummer 2! So wird es in den Berichten genannt.«
»Und was sagen die Diener Gottes?«, wollte Martin wissen.
»Nichts Gescheites. Die Protestanten haben sich gegenwärtig weitgehend den Buddhisten angenähert … Sie sind überzeugt, Gott existiere, zeige sich jedoch nicht und plane keine Sintflut. Die Katholiken machen das Beste aus der Sache und taufen Außerirdische, wie dir vielleicht schon zu Ohren gekommen ist … In Assisi wurden ökumenische Gottesdienste von Geddarn und Loks-o abgehalten. Die Moslems haben die Reihen geschlossen und halten alle Außerirdischen für Ausgeburten des Schaitans …«
»Und unsere Leute? Die Orthodoxen?«
»Unsere Leute haben sich noch zu keiner klaren Position durchringen können. Die Bibel ist nebulös, bei den Kirchenvätern finden sich keine direkten Hinweise … Kurz und gut, es gibt keine gemeinsame politische Linie.« Juri Sergejewitsch grinste. »Freilich, über eins ist man sich einig: Die Außerirdischen brauchten bloß zu verschwinden, und alles wäre gut. Man würde ihren Besuch als Werk des Teufels deklarieren …«
»Und die Juden?«, fragte
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