Spektrum
Moskauer Umland scheint die Sonne.«
»Und über den anderen Stationen?«, erkundigte sich Martin.
»Das haben wir überprüft, es ist alles normal. In Nowosibirsk ist es klar, in Krasnodar geht Regen, der jedoch schon nachlässt. In den Staaten …« Juri Sergejewitsch stockte, um sich dann zu ereifern: »Warum rechtfertige ich mich eigentlich vor dir? Wo bist du gewesen? Was hast du gemacht?«
»In der allerersten Station der Schließer«, antwortete Martin unschuldig. »Wie Sie es mir andeutungsweise nahegelegt haben.«
»Gar nichts habe ich«, antwortete Juri Sergejewitsch rasch.
»Ganz ruhig, das war alles inoffiziell …«, beruhigte Martin ihn. »Haben Sie mir also nichts nahegelegt – soll mir auch recht sein. Folglich war ich nirgends und weiß rein gar nichts.«
»Was geht auf Bessar vor sich?«, fragte Juri Sergejewitsch seufzend.
»Das Entscheidende ist bereits geschehen«, informierte Martin ihn. »Die Bessarianer haben ein Raumschiff flott gemacht und sind damit, indem sie die Technik der Schließer nutzten, nach Gamma Capella aufgebrochen.«
»Warum ausgerechnet dorthin?«, wunderte sich der Tschekist.
»Das ist die Heimat der Schließer. Die Amöben wollten diese Welt zerstören … genauer das Wasser in dieselbe Form bringen, die es auf Bessar hat. Ein origineller Angriff, oder?«
Unversehens erbleichte Juri Sergejewitsch.
»Aber keine Sorge«, erbarmte sich Martin. »Der Angriff schlug fehl. Wir haben die berühmte Flotte schwarzer Schiffe entdeckt, die sich beim Nachbarplaneten aufhielt, ich habe auf die Bessarianer geschossen und …«
»Wir? Du?«, schrie Juri Sergejewitsch.
»Ich, er, er, sie«, gab Martin unschuldig Auskunft. »Zwei Amöben, Irotschka und ich. Aber was ist? Wollen wir das Gespräch nicht an einem gemütlicheren Ort fortsetzen? Oder muss ich erst mit dem Kopf gegen die Wand hämmern, einen Anwalt verlangen und eine Petition für den Internationalen Gerichtshof in Den Haag aufsetzen?«
»Sie sind ein intelligenter Mann«, brachte Juri Sergejewitsch hervor, vielleicht nicht als Drohung, aber fraglos als unmissverständliche Anspielung.
»Sie werden mir natürlich nichts antun«, befand Martin. »Mich weder schlagen noch mir Drogen spritzen. Und wissen Sie auch warum nicht?«
Juri Sergejewitsch beschloss, Schließer zu spielen und die Frage unbeantwortet zu lassen.
»Weil Sie ebenfalls ein intelligenter Mann sind«, erklärte Martin. »Und Sie glauben meinen Worten. Die Sache ist doch die: Anscheinend habe allein ich die Chance, die Galaxis zu retten. Aus irgendeinem Grund hat es sich so gefügt …«, fügte er bescheiden hinzu, als ihm aufging, dass er zu stark auftrug.
»Was willst du?«, fragte Juri Sergejewitsch nach kurzem Schweigen. Er holte sogar ein kleines Notizbüchlein aus der Tasche.
»Eine neue Trommel, einen echten Säbel, eine rote Krawatte, eine junge Bulldogge …«, zählte Martin auf. »Und heiraten …«
Juri Sergejewitsch riss den Stift vom Papier und starrte den frisch gebackenen Tom Sawyer an.
»Nach Hause will ich! Sofort!« Martin gestattete es sich, die Stimme zu heben. »Was soll diese Verhaftung? Als ob Sie mich nicht selbst dazu gedrängt hätten, nach Bessar zu reisen! Hätte ich danach untertauchen sollen? Das Tor in New York nehmen und dort um politisches Asyl bitten? Diesen Bubis an der Grenze gegenüber Widerstand leisten? Ich will nach Hause, ich will mich waschen, einen guten Kaffee und ein Gläschen Kognak trinken. Danach können wir uns ernsthaft unterhalten.«
»Wenn du wüsstest, wie dieser bürokratische Apparat arbeitet, Martin … und welche Spielchen hier gespielt werden …«, stieß Juri Sergejewitsch angewidert aus. »Vier Stunden hat es mich gekostet, um dich freizukriegen … Gehen wir … du nichtsnutziger Skywalker …«
Jeder Mensch, der nicht an einer seltenen Allergie – der gegen Wasser – leidet oder der kleinkindlichen Vorliebe für Schmutz anhängt, wie sie der Dreckspatz in Tschukowskis Märchen vorexerziert, weiß, was es für eine Wonne ist, sich nach einer langen Reise im eigenen Heim zu waschen.
Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, wie dein Bad gestaltet ist. Winzig, mit einer Sitzwanne, von der die Farbe abblättert, und schlichten, stellenweise gesprungenen Kacheln aus der Zeit Stalins und der Umleitung der nördlichen Flüsse. Oder geräumig, modern ausgestattet mit einem Whirlpool, einer Hängetoilette, einem Bidet und einer Duschkabine, die sich in ein Dampfbad umwandeln lässt.
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