Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spektrum

Spektrum

Titel: Spektrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:

    »Was ist unser Platz in diesem Prozess?«, fragte Doggar-ken. Er war sehr ernst geworden.
    »Ich kann meine Worte nicht beweisen«, antwortete Martin, »aber ich glaube, Ihre Zivilisation hat einen radikalen Schritt der Selbstverteidigung unternommen. Bei allen Unterschieden zwischen den intelligenten Rassen besitzen sie doch alle das Potenzial zur weiteren Entwicklung. Dieses Vermögen wollen wir der Einfachheit halber ›Seele‹ nennen.«
    Doggar-ken lächelte.
    »Ich bestehe nicht auf einer religiösen Interpretation des Wortes«, erklärte Martin. »Vor allem weil es für Sie ohnehin nur ein Wort wäre … eine hundertprozentige Abstraktion. Doch diese ›Seele‹ gibt allen Zivilisationen so seltsame Dinge wie Glauben, mystische Erlebnisse … teilweise auch, wie mir scheint, die Intuition … Aber Ihre Zivilisation … bitte verübeln Sie mir das nicht, Doggar-ken … ist sehr mechanistisch. Darin liegt Ihre Stärke, Sie haben eine herrliche Welt aufgebaut, eine sehr rationelle, bequeme, komfortable Welt. Dabei haben Sie weder Ihre Gefühle noch Ihren Verstand verloren. Aber Sie haben auf etwas Größeres verzichtet. Vielleicht feit Sie das allerdings gegen eine neue Apokalypse …«
    »Weil wir nicht weiter von Belang sind? Für Gott oder für das Universum?«, brummte Doggar. »Das meinen Sie doch, oder?«
    Martin nickte.
    »Vielleicht sollten wir uns eine synthetische Seele zulegen?«, fragte Doggar lächelnd. »Gut, gehen wir einmal davon aus, Sie hätten recht. Auch was unseren Schutz angeht … daran würde ich ja gern glauben. Ich teile Ihre Sorgen, Martin, und die Gedanken, die Sie sich um Ihre Heimatwelt machen, sind mir ebenfalls nicht unbekannt. Was spielt also Talisman in dieser Geschichte für eine Rolle?«
    »Was bedeutet er denn für Sie?«, fragte Martin. »Wir haben Ihnen das mitgeteilt, was wir wissen. Jetzt sind Sie dran.«
    Doggar seufzte. »Anfangs interessierten uns drei Besonderheiten an Talisman. Die erstaunliche Struktur seines Nebels, die ununterbrochene Energieerzeugung durch das Felsgestein und die sogenannten ›Safes‹.«
    »In dieser Reihenfolge?«, hakte Irina nach.
    »Ja. Auf alle diese Fragen haben wir Antworten gefunden. Der sogenannte Nebel stellt eine komplizierte Molekülsuspension dar, die absolut neutral gegenüber den lebenden Organismen ist und als Schutzschirm fungiert. Der Nebel absorbiert die harte Strahlung des Sterns, verwandelt sie in Energie und gibt sie ans Felsgestein ab. Letzten Endes haben wir es also mit einem Elektrizitätswerk zu tun … wenn es auch die Größe des Planeten hat.«
    »Oh!«, rief Martin aus. »Und diese Daten … sind nicht geheim?«
    »Sie wurden irgendwo veröffentlicht«, meinte der Aranker schulterzuckend. »Aus dieser Technik braucht man kein Geheimnis zu machen. Allerdings scheint sie derzeit noch nicht nachgeahmt werden zu können. Doch wer wollte seinen Planeten auch in einen solchen Nebel einhüllen? Energie kann man an jedem beliebigen Punkt auf Talisman abzapfen, wovon man allgemein ja auch gern Gebrauch macht.«
    »Und die Safes?«, wollte Irina wissen.
    »Die Safes sind unserer Ansicht nach …« Doggars Stimme büßte ein wenig ihrer Sicherheit ein. »… nichts anderes als Synthesatoren von Materie. Die Sache ist die, dass die ungeheure Energiemenge, die in die Felsen gelangt, irgendwie verbraucht werden muss. Die bequemste Form scheint die Synthese von Materie zu sein, was ein ausgesprochen arbeitsintensiver Prozess ist.«
    »In den Jahrtausenden hätten die Safes dann aber schon bis oben hin mit Dingen vollgestopft sein müssen!«, widersprach Irina ungläubig.
    »Sie synthetisieren die Materie nicht nur, sie zerstören sie auch. Eine sinnlose Arbeit, oder? Wir glauben, dass der Planet von einer unbekannten alten Rasse – jedoch nicht von den Schließern – umstrukturiert und in eine gigantische automatische Fabrik verwandelt worden ist … die ›alles-was-man-will‹ herstellt. Als für diese Fabrik keine Notwendigkeit mehr bestand, schaltete man sie in den Leerlauf. Das war einfacher, als den Prozess anzuhalten. Der Planet folgt weiter einem Zyklus, der vor Unzeiten in Gang gesetzt wurde, und produziert in einem fort unerklärliche und für uns meist unnütze Dinge, die er anschließend wieder zerstört. Wir haben eine direkte Abhängigkeit zwischen der Sonnenaktivität und der Häufigkeit des Auftretens dieser Artefakte in den Safes beobachten können. Wenn der Stern mehr Energie ausstrahlt, steigt die Zahl

Weitere Kostenlose Bücher