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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Scheck oder bar?«
    »Arme Leute zahlen bar«, scherzte er.
    »Das Geld nehme ich Ihnen gern ab«, sagte das uniformierte Lächeln und ließ die Augen klimpern, »aber den Kommentar nicht.«
    »Schade, daß ich keine Zeit habe, den Beweis dafür anzutreten«, erwiderte er und wandte sich Richtung Abfertigung.
    Sein reiseerprobter Handkoffer enthielt keinerlei metallene Gegenstände, auf welche Detektoren oder Röntgengeräte ansprechen konnten. Diese einfache Regel hatte es ihm in fast allen Ländern der Welt erspart, Koffer oder Taschen öffnen zu müssen.
    Die Prozedur der Kontrollen vor dem Abflug ließ er in aller Ruhe über sich ergehen. Er handelte zwar mit »Werkzeugen«, trug aber niemals solche mit sich herum. Ohne Hast ging er die Gangway hinauf und setzte sich auf den nächsten freien Platz. Seiner Nachbarin nickte er kurz zu und lehnte sich dann in die Polster zurück. Das gleichmäßige Summen der Turbinen ließ ihn bald in seinen leichten Reiseschlaf fallen.
    Etwa über dem Schwarzwald schreckte ihn eine empörte Stimme aus angenehmen Träumen auf. »Nun hören Sie sich das einmal an«, erregte sich seine Nachbarin und schlug mit einer Broschüre auf den noch herausgeklappten Serviertisch. »Diese Schweizer sind doch wohl total übergeschnappt! Bei denen werde ich ganz bestimmt keinen Urlaub verleben. Wer meinen Hund für verseucht hält, soll sich gefälligst nach anderen Gästen umsehen.«
    Wanitzky fragte mehr höflich als interessiert:
    »Haben Sie irgendwelche Probleme?«
    »Ich nicht, aber die Eidgenossen. Impfzeugnisse für Hunde wollen die sehen, gegen Tollwut und was weiß ich. Das ist doch ein starkes Stück. Halten die uns für Barbaren, die mit kranken Tieren herumreisen?« Aufgeregt hielt sie Wanitzky die Broschüre entgegen.
    Er blätterte die »Tourist-Information« durch und sagte mit einem ironischen Lächeln: »Für Papageien brauchen Sie sogar eine Bewilligung des Eidgenössischen Veterinäramtes in Bern.«
    »Was bildet sich dieser Zwergstaat denn ein. Ohne uns könnten die Rheinvergifter ihre Wirtschaft doch einmotten und die Berge plattbügeln. Wenn meine Schwester nicht so krank wäre, würde ich keinen Fuß in dieses Land setzen.« Energisch warf sie sich in ihren Sitz zurück.
    »Das dürfen Sie nicht so eng sehen. Ähnliche Bestimmungen gelten in anderen Ländern auch. Die Schweizer sind eben fleißig und besonders penibel, sie wollen ihr Land sauberhalten. – Vielleicht sollten Sie das Haustier wechseln. Ich lese hier: ›Die Mitnahme von Hamstern oder Meerschweinchen ist ohne Zeugnis möglich.‹«
    »Das könnte denen so passen. Ich werde doch nicht meinen Afghanen gegen einen Hamster eintauschen. – Diese Jodler sind nur scharf auf unser Geld.«
    »Wie recht Sie haben, gnädige Frau«, bestätigte Johann Wanitzky und hatte dabei Mühe, ernst zu bleiben. »Daraus machen die ja auch gar keinen Hehl«, und schmunzelnd las er vor: »Bei der Einreise in die Schweiz wie auch bei der Ausreise darf jeder Reisende deutsche und ausländische Geldsorten sowie sonstige Zahlungsmittel in unbegrenzter Höhe mitführen.«
    Die Nachbarin setzte sich steif auf. »Na bitte, da haben Sie es schwarz auf weiß. Geld wollen die sehen, am liebsten kofferweise, aber keinen deutschen Hund über ihre Grenze lassen. Das ist doch wirklich ein starkes Stück. Die sind für mich erledigt. Ich habe meine Konten ohnehin in Liechtenstein.«
    Dieses überaus anregende Gespräch wurde durch das Zeremoniell des Landeanflugs unterbrochen. Die Stewardeß klappte die Serviertische hoch, und über den Lautsprecher kam die Aufforderung, das Rauchen einzustellen und die Gurte anzulegen.
    »Nicht die Starts, nur die Landungen schlagen mir auf den Magen«, murmelte die Dame und umklammerte ihre Handtasche.
    Doch es gab keinen Grund zur Beunruhigung. Die Landung in Kloten verlief glatt, und die Eidgenossen empfingen auch die Übellaunige mit der Vorliebe für Liechtenstein mit einem freundlichen Willkommensgruß.
    Johann Wanitzky hatte seinen Handkoffer bei der Ausgangsabfertigung nicht öffnen müssen. Mit einer Taxe fuhr er stadtwärts. »Savoy-Hotel bitte«, gab er sein Ziel an. Die Fahrt schien eine Ewigkeit zu dauern, und Wanitzky ärgerte sich wieder einmal, daß die Vorteile einer kurzen Flugzeit erheblich beeinträchtigt wurden, wenn man fast genauso lange brauchte, um vom Flugplatz ins Zentrum zu gelangen.
    Der Empfangschef des Savoy begrüßte ihn als einen vertrauten Stammgast. Wanitzky schätzte dieses

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