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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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»Sieh an, man sollte doch meinen, die Dame Niki hätte die Nase voll nach dem Fiasko mit dem todsicheren System ihres mathematischen Genies.«
    »Nun«, sagte Lupus gedehnt, »wenn Fischbach zahlt… Der wird schon wissen, welche Qualitäten er sich damit verpflichtet. Ich bin sicher, der weiß durch die Nikols ganz genau, was bei von Sendenstein läuft.«
    »Ja, das ist auch die Meinung der frustrierten Sekretärin«, bestätigte Fräulein Kuhnert. »Aber – und jetzt wird’s erst spannend – sie glaubt, daß die etwas ausbrüten.«
    »Wer sind ›die‹?«
    »Na, ihr Chef Fischbach und der Wanitzky. Seitdem der dritte als Kompagnon zur Firma gehöre, sei dort der Wurm drin. Es würden riesige Geldsummen in die Schweiz transferiert – an von Sendenstein vorbei. Das sei gar nicht mal so schwer, da er sich nie um Geldsachen gekümmert habe. Er sehe seine Aufgabe darin, Aufträge hereinzuholen und gesellschaftliche Verbindungen herzustellen. – Über beste Verbindungen verfüge Wanitzky allerdings auch, und damit müsse es zusammenhängen, daß er sich mit Fischbach in Zürich getroffen habe.«
    »Was?!« fuhr Freiberg hoch und verfiel vom Sie ins Du. »Mädchen, was sagst du da? – Wer mit wem und wann?«
    Die Kommissarin im Ehrenamt erläuterte sichtlich stolz: »Wanitzky mit Fischbach, gestern oder vielleicht auch vorgestern. Aber das ist bei der Sandow mehr ein Verdacht als Gewißheit. Sie konnte nur einige Gesprächsfetzen auffangen, als Wanitzky am Mittwoch das Zimmer Fischbachs verlassen hat. Verstanden haben will sie folgendes: ›…auf alle Fälle warten; ich komme spätestens mit der letzten Maschine.‹ – Ob das alles stimmt, was sie sich da zusammengereimt hat, ist natürlich eine andere Frage. Die Frau ist total verbiestert; da könnte auch die Phantasie mit ihr durchgegangen sein. Schließlich steht doch fest, daß Wanitzky gestern in Bonn war.«
    Freiberg nickte. »In der Redoute war er gewiß, aber er ist eine halbe Stunde zu spät beim Bankett erschienen. – Wann landet die Abendmaschine von Zürich?«
    Fräulein Kuhnert stand auf. »Das haben wir gleich.« Sie ging in ihr Zimmer, wühlte im Schreibtisch und kam mit dem Sommerflugplan in der Hand zurück. »Hier! Lufthansa Flug 259 täglich achtzehn Uhr vierzig ab Zürich, Ankunft Köln/Bonn um neunzehn Uhr fünfundzwanzig.«
    »Das paßt«, rief Freiberg. »Dann konnte er so gegen halb neun in der Redoute sein. Los, Kuhnert, vorsichtshalber rückfragen, ob er in der Maschine gesessen hat.«
    »Wozu das, Walter? Wir sollten uns den Herrn Wanitzky schnellstens vornehmen.« Lupus fühlte sich schon wieder viel besser. »Ich möchte zu gern wissen, was dieser Zeitgenosse auf dem Kerbholz hat und was er ausbrütet.«
    Fräulein Kuhnert war schon wieder in ihr Zimmer gegangen und hatte die Tür hinter sich geschlossen, um ungestört telefonieren zu können.
    »Was ist am Donnerstag – also vorgestern – gelaufen?« überlegte Freiberg laut. »Wir müssen den Mann vom Protokoll ausgraben und uns vergewissern, ob Wanitzky als Lad Wany an den Arbeitsgesprächen auf der Godesburg teilgenommen hat.«
    »Ich erledige das gemeinsam mit der Kuhnert«, sagte Ahrens. »Aber was ist, wenn er doch am Donnerstag in Bonn war?«
    Die Frage blieb unbeantwortet. Freiberg hatte sich zurückgelehnt und wippte mit dem Drehstuhl. »Was geht in der Koordinata vor?«
    »Die schaffen Geld ins Ausland, Spekulationsgewinne vielleicht, oder sie räumen die Kasse der Firma leer. – Aber das ist nicht unser Bier«, stellte Lupus fest. »Die Wirtschaftshaie können Geld bewegen, soviel sie wollen und wohin sie wollen. Wir haben ja freien Devisenverkehr – leider.«
    »Leider«, sagte auch Fräulein Kuhnert, als sie wieder in Freibergs Zimmer trat. »Der Buchungscomputer hat gemeldet, daß weder ein Passagier mit Namen Wanitzky noch einer mit Namen Wany auf der Liste der LH 259 von gestern abend steht.«
    Freiberg drehte seinen Schreibtischstuhl zweimal um die eigene Achse, bremste abrupt und haute wütend auf den Tisch. »Mist, verdammter! Das hätte so schön gepaßt. – Jetzt muß die Anwesenheitsliste von der Godesburg am Donnerstag überprüft werden.«
    Ahrens stand auf und nahm Fräulein Kuhnert bei der Hand. »Komm, das erledigen wir; ich weiß Bescheid.«
    Als sie gegangen waren, fragte der Kommissar: »Lupus, was machen wir falsch? Führen wir noch Ermittlungen, oder jagen wir unseren Zwangsvorstellungen nach? Wunschdenken ist das schlimmste aller Übel bei der

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