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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Arbeit der Kriminalpolizei.«
    Lupus hatte seinen polternden Spott verloren und sprach sehr bedächtig. »Korbel ist von einem Herrn und einer blonden Dame in einem älteren Mercedes abgeholt worden und hing wenig später mit einem Abschleppseil aus Hanf um den Hals an einem Ast im Stadtwald. – Das ist immer noch der Kern unserer Geschichte. Jetzt stochern wir ohne große Hoffnung in einem Misthaufen herum, der vielleicht nichts anderes enthält als den Dreck unserer Zeit.«
    »Wir müssen den Haufen noch einmal umgraben.« Freiberg sah auf, als Fräulein Kuhnert und Ahrens die Köpfe durch die Tür steckten. »Na?«
    »Schöne Bescherung«, meldete Ahrens. »Lad Wany hat tatsächlich an den Arbeitsbesprechungen auf der Godesburg teilgenommen. – Kein Zweifel möglich.«
    Freiberg blieb ganz ruhig, streckte die Hand aus und sagte nur ein Wort: »Flugplan!«
    Fräulein Kuhnert reichte ihm das Faltblatt aus Hochglanzpapier. Sein Blick glitt über die Datenreihen. »Aha! – Letzter Abflug nach Zürich siebzehn Uhr fünfzehn. Es ist also durchaus möglich, daß Wanitzky nach den Beratungen auf der Godesburg am Donnerstag mit dieser Maschine nach Zürich geflogen ist. Die Passagierliste muß überprüft werden.«
    Der Wunsch war kaum ausgesprochen, da war schon der neue Anruf zum Flughafen Köln/Bonn getätigt, und man hörte Fräulein Kuhnerts triumphierende Stimme: »Chef, er war drin in diesem Vogel!«
    »Als?…«
    »Als Johann Wanitzky.«
    »Was für ein kaltschnäuziger Hund!«
    »Respekt«, sagte Lupus, »Respekt. – Eine ganz normale Geschäftsreise. Das wird er uns auch unter die Nase reiben, wenn wir danach fragen. – Aber wie ist der Bursche zurückgekommen?«
    »Mit dem Auto, vermute ich.«
    »Von Zürich? Walter, du spinnst«, stellte Lupus lakonisch fest.
    Freibergs Gedanken entwickelten eine geradezu plastische Vorstellung von den Vorgängen: Auf der Godesburg hatte Wanitzky am Donnerstag den richtigen Moment abgepaßt, um zu verschwinden. Sein Wagen stand bereit. – Auf eine Taxe hatte er verzichtet, um nicht warten zu müssen. – Dann zum Flughafen, den Wagen geparkt, eingecheckt und ab nach Zürich. Am Freitag vormittag krumme Geschäfte. Rückflug am Nachmittag – aber wohin? Nach Düsseldorf vielleicht, oder…
    Als Lupus zu einer Frage ansetzen wollte, winkte Freiberg energisch ab. Er dachte an das Gespräch mit dem Kollegen Boeremans in Brüssel: »…aber wir vermuten illegale Waffengeschäfte.« Das könnte es sein: Im Unternehmen in Brüssel war vielleicht etwas zu regeln; in jedem Fall aber gab es dort Helfer und Fahrzeuge. Dazu eine schnelle Autobahnverbindung zum Flughafen Köln/Bonn oder direkt in die Bundeshauptstadt.
    Freiberg wußte nicht, wie lange das Schweigen gedauert hatte. Er sah nur die Augen seiner Mitarbeiter auf sich gerichtet. Die Gesichter entspannten sich, als er rief: »Kuhnert! Noch einmal Boeremans in Brüssel, subito!«
    Jetzt lief es. Die Leitung stand in wenigen Minuten, und Boeremans wunderte sich, schon wieder die Stimme aus Bonn zu hören. Freiberg skizzierte seine Überlegungen und bat festzustellen, ob Wanitzky gestern, am Freitag nachmittag, von Zürich kommend in Brüssel-National gelandet sei.
    »Das ist spätestens in einer halben Stunde geklärt. Ich rufe dann zurück«, sagte Boeremans. »Ihr seid ja mächtig aktiv!«
    »Sind wir«, bestätigte Freiberg, »wenn man das Auf-der-Stelle-Treten so nennen kann. Schnelle Hilfe wäre willkommen.« Er stand auf und zog sein Cordjackett aus, um es über die Stuhllehne zu hängen. Ihm war warm geworden. Doch das mußte er bei seinem Faible für Cord in Kauf nehmen. Er hatte weder zum Rabaukenlook à la Schimansky noch zum Edeldreß aus feinem Zwirn, wie Sonny Crockett von der Miami Vice ihn demonstrierte, ein Verhältnis gefunden. Seit seiner Studentenzeit trug er Cord in allen Lebenslagen und als Konzession an das Bonner Umfeld hin und wieder Krawatte. Die zog er sich jetzt allerdings energisch vom Hals. Das war auch ein Zeichen von Unruhe. Von Boeremans Antwort würde viel abhängen.
    »Brüssel kommt«, rief Fräulein Kuhnert.
    Freiberg meldete sich und schaltete den Lautsprecher ein. Boeremans verkündete triumphierend: »Eagle has landed! – Lad Wany ist mit der Sabena um dreizehn Uhr fünf angekommen.«
    Freiberg bedankte sich erleichtert und versicherte seinem Kollegen, daß dies eine sehr hilfreiche Nachricht im Fall Korbel sei. – Er sehe jetzt endlich Licht am Ende des Tunnels.
    Und schon lief der

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