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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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nächste Auftrag: »Kuhnert, seien Sie ein Engel, und holen Sie mir den Wanitzky ans Telefon! Ich bin gespannt, was der zu sagen hat.«
    Es kam wie erwartet. Der Schwachstrom in der Telefonleitung tat Wanitzkys Hochstimmung keinen Abbruch. – Ja, er sei mal eben nach Zürich rübergeflogen, um ein paar komplizierte Transaktionen abwickeln zu helfen. Na und? Seinem Kollegen Fischbach fehle eben noch die Übersicht bei internationalen Geldgeschäften. Harte D-Mark in Euro-Dollarwerten anzulegen, das müsse man sich bei der weich gewordenen amerikanischen Währung sehr überlegen. – Zurückgeflogen sei er über Brüssel. Dort habe er einige geschäftliche Probleme gleich mit erledigen können. Ein Mitarbeiter habe ihn mit dem Wagen zum Flughafen Köln/Bonn zurückgebracht. Dort sei er dann in seinen BMW gestiegen und gleich zur Redoute gefahren. – Die hochdramatischen Ermittlungen hätte sich die Bonner Kripo ersparen können; der Herr Kommissar hätte nur zu fragen brauchen, ob und wann er, Wanitzky, nach Zürich geflogen sei. Aber wer nicht einmal richtig zu fragen verstehe, brauche sich auch über unzulängliche Antworten nicht zu beklagen.
    Lupus verzog den Mund und hob die geballte Faust. Freiberg schmunzelte entspannt und wiegelte mit einer Handbewegung ab.
    »Sehr richtig, Herr Wanitzky; jetzt sehen wir ja auch bei der Kripo klar. Dank für Ihre Auskünfte und Belehrungen.«
    Lupus schüttelte mißbilligend den Kopf, und Ahrens sah hilfesuchend Fräulein Kuhnert an. – Wie konnte der Kommissar diese süffisanten Formulierungen schlucken, ohne vor Wut zu explodieren?
    Freiberg drehte sich mit dem Schreibtischstuhl einmal langsam um die eigene Achse – und noch einmal, weil es so schön war. Er stoppte ganz weich die Bewegung und murmelte: »Freunde, denkt mal mit! Ich brauche Rückkoppelung: Rolf Benker hat sich am Brückenpfeiler von Remagen erschossen, weil Korbel ihm im Nacken saß. Waffengeschäfte leben von käuflichen Informanten. – Benker war so einer. Er saß an der Computer-Quelle der Bundeswehr und schöpfte sie für Lad Wany aus, bis Korbel dazwischenfunkte. – Soweit einverstanden?«
    Die Mitarbeiter nickten.
    Jedes Wort wägend fuhr Freiberg langsam fort: »Nun zu unserem Fall. Für das ganz große Geschäft in Bonn braucht man Informationen, die nur wenige liefern können; und es sind wirklich nur ganz wenige, bei denen die Fäden zusammenlaufen. Und wenn nun ein Mann wie Korbel kommt und solche Aktivitäten aufdeckt, dann muß gehandelt werden; notfalls mit Hilfe eines Seils aus Hanf, damit es wie Selbstmord aussieht. Korbel war für den Informanten in der GeDaSi zu einer Gefahr geworden und damit zu einer Gefahr für die Geldhaie in der Koordinata-Bonn. Der Waffenschieber Lad Wany wußte, was ein Eingreifen Korbels zu bedeuten hatte. – Davon dürfen wir wohl ausgehen, oder?«
    Die Mitarbeiter verfolgten jedes Wort Freibergs mit konzentrierter Aufmerksamkeit. Lupus führte den Gedanken weiter:
    »Müßte dann nicht auch von Sendenstein mit drinhängen? Der hat ja schließlich den heißen Draht zu dem mathematischen Genie Nikols. Von dem kommen doch nach deiner Meinung die Informationen über die Investitionsprogramme des Ministeriums für Planung und Organisation.«
    Freiberg öffnete den obersten Knopf seines graugrünen Baumwollhemdes. »Nein, das glaube ich nicht. Von Sendenstein hat von Anfang an versucht, sein eigenes Spiel zu machen. Er hat sich Nikols durch das Darlehen zur Abdeckung der Spielschulden ›verpflichtet‹. – Ich bin sicher, daß der Fall Korbel anders gelaufen ist. Niki, der Kuckuck im Nest bei Arno von Sendenstein, hat das Chef-Wissen als ihr Wissen an Fischbach – und damit an Wanitzky – weitergegeben. Und nur Wanitzky, alias Lad Wany, konnte die von Korbel ausgehende Gefahr richtig beurteilen. – Einverstanden?«
    »Schon – aber der Mann hat doch das allerbeste Alibi«, hielt Ahrens dagegen. »Abendessen im ›Dohlenhaus‹ mit Geschäftsfreunden und sogar einem Abgeordneten des Deutschen Bundestages. – Das steht doch wie ‘ne Eins.«
    »Du hast leider recht«, bestätigte Freiberg. »Wanitzky kann nun wirklich nicht im Stadtwald gewesen sein.«
    Lupus war aufgestanden und sah aus dem Fenster zum Drachenfels hinüber; dann ging er zu seinem Stammplatz an der Tür zurück. »Da wären wir, wenn auch auf einem anderen Weg, wieder bei Fischbach und seiner Gespielin Niki angelangt. Von deren Alibi halte ich nach wie vor nichts. Vielleicht haben sie nach

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