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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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war für die Morgenschicht eingeteilt. Ahrens und Fräulein Kuhnert wollten vom Mittag bis zum Abend am Schafberg stromern, und Freiberg hatte nicht sehr begeistert die Abendschicht übernommen. Lieber hätte er seiner »studentischen Hilfskraft« bei der Einstimmung auf »Big Mäc« geholfen, denn sie mußte sich am nächsten Morgen zur Arbeit melden. Doch er konnte sich vom Sonntagsdienst nicht ausschließen.
    Peters hatte noch in der Nacht bei Lupus angerufen und ihm mitgeteilt, daß Wanitzky gegen einundzwanzig Uhr mit einer »Dame« im »Dohlenhaus« angekommen sei. Den großen BMW habe er nicht in die Garage gefahren, sondern neben dem Eingang abgestellt. Infolge der dichten Vorhänge hätten sich bis Mitternacht nur einige Fetzen Musik vernehmen lassen. »… eine Stunde nach Verlöschen des Lichts, so gegen eins, habe ich die Beobachtung eingestellt. – Alles in allem: keine besonderen Vorkommnisse.«
    Lupus hatte die Durchsage von Peters auf einem Zettel notiert, den er draußen ergänzen und an die Kollegen weitergeben wollte.
    Die Morgenstimmung am Schafberg erinnerte ihn an die frühen Morgenstunden im Stadtwald. Dieses Observieren war nach seiner Meinung so überflüssig wie ein Kropf. Fischbach dürfte die wichtigere Figur im Spiel sein, und Wanitzky hatte vielleicht gar nichts mit dem Fall zu tun. Jeder Schritt seines Verhaltens konnte eine glaubhafte Erklärung finden, was man von Fischbachs und Nikis Telefonalibi nicht behaupten durfte.
    Lupus kam sich in seinem Lodenanzug und Wanderschuhen, Fernglas und Brotbeutel ziemlich verfremdet vor. Wollte er das »Dohlenhaus« im Auge behalten, dann durfte er nicht den Höhenweg nehmen, denn von dort aus war die Sicht durch Häuser und dorniges Dickicht blockiert. Die am Fuße des Berges vorbeiführende Autostraße auf und ab zu laufen versprach alles andere als Vergnügen. So stapfte er im Tal durch die sumpfigen Wiesen am Katzenlochbach entlang – mit guter Sicht auf sein Beobachtungsobjekt.
    Im »Dohlenhaus« blieb alles still. Nach seinem zweiten Rundgang stellte Lupus fest, daß die Vorhänge an einigen Fenstern beiseite gezogen waren. Er dachte an seine »gepflegte Villa« und an die liegengebliebenen Gartenarbeiten und daran, daß ihm der Fall Korbel abermals einen schönen Morgen verkorkst hatte. Beobachtungen haßte er wie die Pest. Damit wurde seine Motorik nicht fertig, und der Blutdruck stieg. Noch zwei Stunden »quälte« er sich dahin. Endlich kletterten Ahrens und Fräulein Kuhnert den Hang herauf, als ginge es zu einer Fotosafari. Kamera, Stativ, Teleköcher und auf den Rucksack geschnallt die ameisenfeste Wolldecke. Den beiden würde die Zeit nicht lang werden. Lupus begrüßte sie wie Wanderer von einem fremden Stern und berichtete kurz: »Wanitzky ist wohl noch mit seiner Puppe drin. Sein BMW steht unter der Kastanie am Eingang. – Hier unser Merkzettel. Notiert, was ihr seht, und gebt das Papier dann weiter. Wenn es langweilig wird, bedankt euch beim Chef – und sollte es euch beiden Spaß machen, dann bitte auch!« Weg war er, der Herr Kriminalhauptmeister Wolfgang Müller, genannt Lupus.
    »Der ist ja richtig widerlich heute!« stellte Fräulein Kuhnert fest und zog Ahrens an der Hand zu einem lauschigen Plätzchen, wo das Unterholz Schutz bot, ohne die Sicht auf das »Dohlenhaus« zu nehmen. »Wir werden uns hier häuslich niederlassen – für Verpflegung ist gesorgt. Der Chef hat gesagt, wir sollen es uns gemütlich machen – also komm!«
    Doch gemütlich wurde es erst, nachdem Ahrens die Kamera mit Hilfe des Stativs auf die Zufahrt zum »Dohlenhaus« justiert hatte, gut getarnt hinter Sträuchern. Das zehn Meter lange Kabel für den elekromagnetischen Auslöser lief zur Lagerstätte, die nicht nur Pflichten, sondern auch Vergnügen versprach.
    Der Beobachtungsstandort was so gewählt, daß die beiden Späher infolge der Hanglage über die Mauer hinweg den unteren Teil des Hofes überblicken konnten. Während Fräulein Kuhnert das Picknick arrangierte, hatte Ahrens einmal das ganze Anwesen umrundet und dabei aus guter Deckung mit dem Glas jeden Quadratzentimeter abgesucht, ohne einen Anhalt für den Einbau von Videokameras zu finden. Aus allen vier Himmelsrichtungen hatte er mit der Zweitkamera Übersichtsaufnahmen geschossen.
    Seine »Octopussy« – so wurde Fräulein Kuhnert von Lupus genannt, seit er wußte, daß die beiden sich bei James Bond 007 im Gangolf-Kino nähergekommen waren – hatte für jeden ein kaltes Kotelett,

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