Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry
unteressante Beschäftigung, werden Sie sagen — ich bin in einem Hutgeschäft tätig."
„Und tragen selbst keinen, habe ich recht?"
„Stimmt", gab sie zu. „Ich mache mir durchaus nichts aus Hüten. Und Sie? Ich meine, was treiben Sie so?"
„Ich bin Konstrukteur in einem Motorenwerk, ich habe gerade Urlaub."
„Ach so.“
Er fuhr den Buick zum Parkplatz, wo er ihn durch lange Wagenreihen hindurch manövrierte. Sie hakte sich bei ihm ein. Gemeinsam betraten sie das Lokal. Trotz der Fülle gelang es ihnen, einen verhältnismäßig guten Platz zu bekommen. Hayes bestellte zwei Whisky. Er kannte den Kellner ganz gut, der die Getränke brachte. Das „Alhambra" war eines von Hayes Lieblingslokalen. Ex hatte es in der letzten Zeit aber gemieden, weil es eines der teuersten der Stadt war. Heute machte er eine Ausnahme.
Sie prosteten sich zu. „Sie werden jetzt nicht aufstehen, wenn ich Ihnen sage, daß ich verheiratet bin, Allison."
Das Mädchen hob den Blick und sah ihn erstaunt an. Ihr Erstaunen war ehrlich. Sie stand nicht auf. Ihre schlanken Finger glitten behutsam über das Whiskyglas. Es klirrte leise, als sie den Rand mit ihrem schmalen juwelenbesetzten Ring berührte.
„Und?" Dieses ,Und‘ hing wie ein unbedeutendes, belangloses Etwas irgendwo über seinem Kopf. Er fragte sich, ob es lohnen würde, weiter darauf einzugehen. Hatte ihre Stimme nicht geradezu gleichgültig geklungen? Hayes wurde an der Situation irre. Er vermochte nicht, sich ein Bild über ihre Gedanken zu machen.
„Interessiert es Sie nicht?"
„Ach, schon. Aber eigentlich ist es mir gleich, mit wem ich meine Abende verbringe. Die Hauptsache ist, er ist nett. Die Stunden tagsüber im Hutgeschäft sind langweilig und monoton."
„Und Sie finden mich also nett?"
Sie nickte.
„Und gestern wollten Sie nicht mit mir gehen, weil Sie meinten, daß ich verheiratet sei."
„Ich habe es mir überlegt. Natürlich möchte ich von nun an lieber auf Ihre Gesellschaft verzichten, weil ich weiß, daß Sie verheiratet sind."
Andererseits besteht sie aus Widersprüchen, dachte Hayes. Er bestellte noch zwei Whisky. Er nahm kein Soda. Sie sah deutlich, in welcher Verfassung er sich befand.
„Sie sind alle gleich", murrte er. „Es ist nichts mit ihnen los."
„Nun werden Sie unhöflich. Ich meine, daß man so etwas nicht sagt, wenn man sich noch gar nicht richtig kennt. Man bekommt keinen guten Eindruck. “
„Soso."
Zwischen den bequemen Sesseln im „Alhambra", lagen elegante Läufer. Sie dämpften jeden ^ Schritt. Auch den Takt, den ein hochhackiger Frauenschuh darauf klopfte, hörte man nicht. Die Frau kam von hinten. Dort war eine Art Wintergarten. Jetzt befanden sich einige Spieltische dort, die man im Winter wohl in einem separaten Raum unterbringen würde.
Die Frau war Nora. Sie trug ein bezaubernd schönes Kleid aus gelber Seide. Um ihre Taille schlang sich ein purpurroter Samtgürtel von auffälliger Breite. Sie war nicht allein. Aber nicht Jimmy North begleitete sie, sondern ein Hayes flüchtig bekannter, hübscher Junge, dem das Leben noch keine markanten Züge ins Gesicht gezeichnet hatte. Er hatte noch weiche, unausgebildetete Züge. Aelter als zweiundzwanzig Jahre mochte er kaum sein. Der Junge war offenbar sehr stolz auf diese Frau. Erstaunt verhielt er den Schritt, als Nora ihre Hand auf die Schulter des Mannes legte.
„Jack!" sang ihre Stimme. „Bist du es wirklich? Welche Überraschung! Darf ich bekannt machen: Das hier ist ein Schulfreund von mir, Harry Fleming."
Langsam erhob sich Hayes und drückte eine lauwarme Hand. „Das hier ist Fräulein Allison, Nora. Sie leistet mir Gesellschaft oder auch umgekehrt." Er fühlte einen faden Geschmack im Mund. Es war ihm nicht recht, daß ihm Nora über den Weg lief. Er unterließ es, nach Jimmy zu fragen. Natürlich saß er zu Haus und arbeitete. Jimmy kannte nichts anderes als seine Arbeit.
„Du befindest dich in keiner guten Stimmung, Jack." Nora lächelte Allison zu, die nach der allgemeinen Vorstellung ein reserviertes Lächeln aufgesetzt hatte. Allison war plötzlich ganz Dame. Das Mädchenhafte, das ihn so an ihr bezaubert hatte, war verschwunden. Es schien ihm jetzt, als hätte sie nie anders ausgesehen.
„Wir werden hier Platz nehmen, Jack, es ist dir doch recht?“
Allison fragte sie nicht. Hayes winkte den Kellner. „Wird es möglich sein, noch zwei Sessel heran zu stellen? Kaum, wie? Wie ich sehe, ist hier alles überfüllt."
Der Kellner zögerte einen
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