Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry
hat mir Kathleen Morris erschlagen in den Wagen gelegt. Ich war im Begriff, zu einer Party zu fahren, wie sie mein Freund, der hier neben mir sitzt, zuweilen gibt. Ich fahre zwei Wagen. Es sind Buicks. Einer steht immer in der Garage, während ich den anderen auf der Straße lasse. Ich benutze sie abwechselnd. In dem, der auf der Straße stand, fand ich das Mädel. In meinem Schrecken, daß mich ein Vorüberfahrender in dieser Situation überraschen könnte, knipste ich schnell das Licht wieder aus. Ich war wie vor den Kopf geschlagen.
Das Mädchen blutete aus einer Wunde am Hinterkopf. Der Ausdruck ihrer Augen sagte mir sofort, daß sie tot war. Das Blut hatte bereits den Polsterbezug des Rücksitzes befleckt. Sie war noch warm."
Hayes hielt für einen Augenblick inne. Morry hatte seine Zigarette zu Ende geraucht und drückte den Rest im Aschenbecher aus. „Und was taten Sie dann?" fragte er leise.
„Ich beschloß nach kurzer Überlegung, mich der Leiche zu entledigen. Ich fuhr mit ihr aus der Stadt. An der Tankstelle, welche nicht weit von meiner Wohnung liegt, gewahrte ich im Vorbeihuschen einen roten Jaguar und einen Mann. — Darauf komme ich noch zurück. Ich fuhr also aus der Stadt, wobei ich noch nicht wußte, wie ich die Leiche des Mädchens loswerden konnte. Dann glaubte ich, die Lösung gefunden zu haben. Ich wollte einen Verkehrsunfall Vortäuschen. Das Mädel sollte überfahren werden, und ich mußte es tun. Es kam niemand anders dafür in Frage."
„Sie hätten sie einfach auf die Straße legen können", warf Kommissar Morry ein, „dann konnten Sie verschwinden."
Er konnte Hayes nicht aus dem Konzept bringen. Der schüttelte den Kopf. „Zuerst wollte ich es tun, aber ich konnte mich nicht dazu entschließen. Ich wollte so vieles tun, doch ich war völlig durcheinander. Ich hatte Angst, furchtbare Angst. Ich wollte in keinen Mordverdacht verstrickt sein. Man hätte mich auf jeden Fall verhaftet. Ich legte den Leichnam auf die Straße und wartete in meinem Wagen auf das Auftauchen eines Lichtes. Wenn ein Fußgänger gekommen wäre, wäre mein Plan zunichte gewesen. Er hätte sich mir wahrscheinlich genähert, ohne daß ich es bemerkt haben würde. Ich durfte auch nicht allzulange warten, sonst wäre sie zu kalt geworden, und man hätte bei einer Obduktion vielleicht doch noch herausbekommen, daß sie bereits früher getötet worden war. Aber ich hatte Glück. Es näherte sich bald ein Motorradfahrer. Ich sah das Licht seines Scheinwerfers schon in einer beträchtlichen Entfernung. Als es soweit war, fuhr ich los. Dann, als ich sie hinter mir hatte, bin ich stehengeblieben. Den Motorradfahrer habe ich losgeschickt, die Polizei zu holen. Das andere wissen Sie ja."
„Sie haben aber Nerven", murmelte der Kommissar.
Längere Zeit war nur das Atmen der drei Männer zu hören, sonst nichts.
„Sie werden nicht hierhergekommen sein, um mir nur das zu erzählen. Das reicht nämlich voll und ganz für Ihre Verhaftung aus, das ist doch klar?“
„Natürlich", erwiderte Jack Hayes, „es geht auch noch weiter:
Ich habe Harry Fleming in Verdacht, Kathleen Morris umgebracht zu haben."
„Den Sohn des bekannten Industriellen?"
„Ja, ihn. Sein Wagen war es, der an dem Mordabend an der Tankstelle gestanden hat. Ich habe mich dort erkundigt. Die Beschreibung paßt auf Harry Fleming. Außerdem habe ich ihn selbst erkannt."
„Woher kannten Sie Kathleen Morris?"
„Fleming verkehrte bei meinem Freund Jimmy North; ich habe ihn gleich als Zeugen mitgebracht. Wir sahen Fleming mit dem Mädel nur flüchtig. Sie war einmal seine Freundin."
„Freundin?"
„Geliebte", sagte North.
„Haben Sie Beweise?"
Hayes legte das Bündel Briefe vor Kommissar Morry hin. „Hier sind sie."
Der Polizist warf ihm einen schnellen Blick zu. „Sie haben gut vorgesorgt", sagte er. Mit sicherem Griff machte er ein paar Stichproben, dann schob er die Briefe zur Seite.
Hayes hatte auf diesen Moment gewartet. „Seit gestern morgen ist die Frau meines Freundes mit Harry Fleming verschwunden. Ich habe sie beide in ihrem Vorhaben bestärkt, die Stadt zu verlassen."
Morry trommelte mit den Fingern auf der Schreibtischplatte. „Ich nehme an, daß Sie das taten, um Fleming in Sicherheit zu wiegen, nicht wahr?"
„In Sicherheit?" fragte Hayes mit gespannten Sinnen. „Wieso?"
„Ich meine, Fleming hat doch Ihnen gegenüber nichts von dem Mord erwähnt, sondern er wird seinem Vorhaben seine Liebe zu Nora North zugrunde gelegt
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