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Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Titel: Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Augen an einem Gesicht eines Mannes haften, der sich langsam entfernte. Dieses Gesicht gehörte Tilbury. Das Gesicht hatte gelächelt. Die bis zur halben Höhe herunter gekurbelte Scheibe von Tilburys Wagen war wohl schuld daran gewesen, daß das Lächeln eigenartig und unwirklich gewirkt hatte. Tilbury hatte in Hemdsärmeln hinter dem Steuer gesessen, und North hatte seinen mächtigen Oberkörper gesehen, die gewölbte Brust. Tilbury mußte über große Körperkräfte verfügen. North war von jeher ein guter und korrekter Autofahrer gewesen, der zwar gern schnell fuhr, doch immer wußte, wann und wo er das durfte.
    An diesem Abend war er erregt und brauchte eine Ablenkung. Er verschaffte sie sich, indem er schneller fuhr als sonst und zwar da, wo er es nicht durfte. Das brachte ihm ein Strafmandat ein. Er nahm es lächelnd hin und fuhr weiter. Sonderbarerweise wurde er, obwohl er das Gaspedal bald ganz hinuntergetreten hatte, nach einiger Zeit von einem anderen Fahrzeug überholt. Langsam glitt der Wagen an ihm vorüber. Sie befanden sich bereits außerhalb der Stadt. North fuhr zum ersten Mal seine Maschine aus. Er hatte es vorher noch nie getan. Es entzog sich seiner Kenntnis, ob Nora schon einmal bis an die mögliche Geschwindigkeitsgrenze gefahren war. Norths kleine Villa lag nicht auf diesem Weg. Es war auch nicht seine Absicht, nach Hause zu fahren. Er gestand sich ein, nicht mehr weiter zu wissen. Alles in ihm sträubte sich, Jack Hayes gegenüberzutreten und ihm ins Gesicht zu sagen: ,Du bist ein Mörder, ich weiß es.'
    Das Fahrzeug vor ihm fuhr noch immer schneller als er. Nach einigen Minuten wurde North ruhiger. Das übertrug sich unbewußt auf sein Gaspedal. Der Sportwagen wurde langsamer.
    North wußte nicht genau, wie lange er gefahren war, als ihn zwei Scheinwerfer voll trafen. Das gleißende, fast weiße Licht blendete seine Augen. Mit Erschrecken gewahrte er, daß sich die grellen Lichter mit höllischer Geschwindigkeit näherten. Das Fahrzeug fuhr auf der falschen Straßenseite. Tilbury! schoß es ihm durch den Kopf. Tilbury oder ein Betrunkener. North war zwei, drei Sekunden gelähmt vor Schreck, dann handelte er. Er drosselte das Gas. Aber auch der andere paßte auf, doch das Kabriolett war wendiger. Als die Lichtflut unerträglich wurde, war es soweit: North riß das Steuer herum. Ein harter Schlag traf den kleinen Sportwagen. North gelang es, den Wagen, der ein paar Mal heftig schleuderte, abzufangen. Dann stoppte er und wandte den Kopf. Was er erwartet hatte, bewahrheitete sich. Der andere hielt nicht an. Er raste wie ein Wilder in die Stadt zurück. In der Dunkelheit verschwanden langsam die Hecklichter. North hätte gern gewußt, was der andere für einen Wagen fuhr. Erschöpft lehnte er sich zurück. Nur haarscharf war der Tod an ihm vorbeigefahren. Als er sich eine Zigarette anzündete, zitterten seine Hände. Entweder Tilbury oder ein Betrunkener, dachte er und rauchte nervös. Er glaubte eher das erste. Tilbury hatte eine Veranlassung dazu, ihn umzubringen. Warum setzte Tilbury sein eigenes Leben aufs Spiel, fragte er sich. Oder besaß er einen stark gepanzerten Wagen und wollte ihn, den Freund Jacks, auslöschen, um einen Mitwisser unschädlich zu machen? Wäre das nicht ein Beweis für die Schuldlosigkeit des Freundes?  
    Tilbury hätte demnach Angst vor dem, was unweigerlich nach dem Verhör von Harry Fleming kommen mußte.. Es gab so viele Möglichkeiten. North zermarterte sich den Kopf. Bewies er nicht damit, daß er nicht an die Schuld seines Freundes glaubte? Warum sollte er wohl sonst Hayes und ihn selbst auslöschen wollen? North hatte plötzlich einen anderen Gedanken: Wenn Hayes schuldig war und man verhaftete ihn, dann würde er ganz bestimmt ebenfalls sprechen. Tilbury wäre also in beiden Fällen ein verlorener Mann. North hieb sich mit der flachen Hand an die Stirn. Natürlich, dachte er, so war es. Diese Tat Tilburys bewies überhaupt nichts. Sie sprach seinen Freund nicht frei. North stieg aus und besah sich den Schaden. Es war nicht so schlimm, wie er gedacht hatte. Tilbury hatte ihn nur schwach erwischt. Der linke Kotflügel war an der Seite eingedrückt und die Tür zerschrammt. Plötzlich und gerade jetzt, als aus der Stadtrichtung Lichter auftauchten, besann er sich, daß er in Lebensgefahr schwebte. Zuerst wollte er in den Wagen, dann machte er etwas anderes, weitaus Klügeres. Er sprang über den kleinen Graben an der Seite der Straße und lief so schnell wie es

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