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Sphaerenmusik

Sphaerenmusik

Titel: Sphaerenmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margarete Friedrich
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erblickst und bei jedem Windgesäusel an ein Geigenspiel denkst. Tante Lissy und ich haben hier noch nie eine Geige gehört, weder am Tage noch in der Nacht.“
    John war am Ende der Wendeltreppe stehen g eblieben. Er drehte sich zu Silvia um, brach in sein dröhnendes Lachen aus, das in dem Gang widerhallte, und stellte dann fest: „Allerdings würden wir auch nachts keinen Kanonendonner hören, denn wir schlafen beide so tief wie die Murmeltiere.“
    „Aber in der ersten Nacht wusste ich noch nichts von Daphne“, wandte Silvia ein, doch John achtete nicht auf ihre Bemerkung.
    Er versuchte eine verklemmte und verrostete Eisentür aufzubekommen, die in Augenhöhe mit einer winzigen, vergitterten Luke versehen war. Endlich öffnete sich die Tür knarrend. Modrige, dumpfe Luft schlug ihnen entgegen. John knipste das elektrische Licht an.
    In den Wänden waren mehrere eiserne Halter eingelassen, die früher Pechfackeln aufgenommen hatten, wie John erklärte. In der Mitte des ziemlich großen Raumes befand sich ein langer Tisch, von dem Ketten herabhi ngen.
    „Das Folterbett“, erklärte John.
    Schaudernd wandte sich Silvia ab. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie das jeweilige Opfer im schwelenden Licht der Pechfackeln gequält wurde.
    „Eigentlich hatte ich in diesem alten Schloss kein elektrisches Licht erwartet“, bemerkte sie aus ihren Gedanken heraus.
    „Unter meinem Vetter gab's auch keines“, erwiderte John. „Aber kannst du dir einen Amerikaner ohne technische Errungenschaften vorstellen? Die Lichtanlage hat mich eine Stange Geld gekostet.“
    Silvias Augen glitten an den Wänden entlang. Sie fröstelte, als sie die verschiedenen Folteri nstrumente sah.
    „Komm weiter!“, befahl John. „Das ist kein A nblick für junge Damen, auch wenn diese Geräte längst verrostet sind.“
    Er öffnete neben der Folterkammer eine Tür. „Die Waffenkammer!“ Alte, verrottete Waffen und Rüstu ngen lagen und standen hier herum.
    Danach führte John Silvia den Gang entlang und öffnete hintereinander drei Türen, die gleichfalls vergitterte Luken hatten. Auch hier schlug ihnen kalte, feuchte Moderluft entg egen.
    „Das sind also die Verliese“, sagte John. „An den in den Wänden eingelassenen Ketten kannst du sehen, dass in jedem dieser kleinen Gelasse mehr ere Menschen angeschmiedet werden konnten.“
    John zog die Türen wieder zu und ging zu einer schweren Bohlentür, die den Gang versperrte. Während er sie öffnete und das Licht im Seite ngang anknipste, erklärte er: „Hier befinden sich nur die Vorratsräume, die ehemalige Küche und einige unbenutzte Gewölbe, die selbst ich noch nicht betreten habe. Auf der anderen Seite sind die Weinkeller.“ Er lächelte und fuhr fort: „Aber die werden dich kaum interessieren.“ Er merkte, dass sie sehr enttäuscht war und meinte: „Du hast wohl mehr erwartet, Silvi?“
    Silvia nickte. „Es soll noch geheime Verliese und e inen Geheimgang geben.“
    "Tut mir leid, Kleines, aber so etwas haben wir bis jetzt noch nicht entdecken können. Es sind wohl nur Gerüchte, genauso unwahr wie die Geisterg eschichten.“
    In diesem Augenblick knarrte eine Tür, ein Windstoß fegte durch den Keller. Das Licht fla ckerte, um dann ganz zu verlöschen. Schlürfende Schritte erklangen. Das Licht glomm wieder auf, aber nur so weit, um den Gang mit Schatten zu erfüllen.
    John und Silva waren wie festgewurzelt stehen geblieben. Jetzt erblickten sie am Ende des Seite nganges, halb verborgen von der Treppe, vor einer geöffneten Tür eine Gestalt in einer Mönchskutte, das Gesicht unter einer Kapuze verborgen.
    Während Silvia noch voller Schrecken auf die Erscheinung starrte, schrie John: „Was soll der U nfug? Wer sind Sie? Was haben Sie hier zu suchen?“ Er rannte auf den Mönch zu, prallte dann aber mit dem Kopf heftig gegen die geschlossene Tür. Die Erscheinung war spurlos verschwunden. „Verdammt!“ Fluchend fasste er sich an den schmerzenden Kopf.
    Dann riss er die Tür auf, doch auch in dem Raum dahinter war keine Menschenseele.
    „Der büßende Mönch“, flüsterte Silvia erregt.
    „Unsinn!“, fuhr John sie an und rieb sich seinen noch immer schmerzenden Kopf. „Da wollte sicher nur jemand an meinen Weinkeller und um nicht entdeckt zu werden, spielt er den Geist. Na, wenn ich den erwische, der kann was erleben!“
    „Aber John“, sagte Elisabeth später beim Mittagessen, „das kann ich mir nicht denken. Niemand von der Dienerschaft würde so etwas wagen.

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