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Sphaerenmusik

Sphaerenmusik

Titel: Sphaerenmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margarete Friedrich
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schäumend zwischen den mit Geröll bedeckten Ufern dahi nschoss.
    Eine Hand legte sich plötzlich auf ihre Schulter. Erschrocken stieß Silvia einen Schrei aus und fuhr hemm. Vor ihr stand Mike und grinste sie an.
    „Hab' ich Sie erschreckt?“, fragte er auf Deutsch. „Das wollte ich nicht. Ich hörte nur jemand an meinem Schlafzimmer vorbeihuschen, wurde neugierig und wen sehe ich da, sich wie ein Burgfräulein über die Brüstung lehnen? Meine holde Kusine und...“
    „Ich bin nicht Ihre Kusine“, unterbrach ihn Si lvia.
    Mike lachte, seine Augen glitzerten.
    „Deine Ururgroßeltern waren meine Urgroßeltern“, erklärte er ironisch. „Wenn das keine Verwandtschaft ist! Auf jeden Fall ist das kein Grund, so kratzbürstig zu sein.“ In seinen Augen stand Spott, als er hinzusetzte: „Ich muss allerdings gestehen, das reizt einen Mann besonders.“
    Silvias Wangen röteten sich. Wie kam es nur, dass sie sich auf einmal über ihn ärgerte? Zuerst hatte sie ihn doch so sympathisch gefunden. Vie lleicht verglich sie ihn zu sehr mit Peter, der sie stets voller Zärtlichkeit umworben hatte. Mike dagegen war etwas zu dreist, ja, er geht gleich mit Kanonen vor, dachte sie. Unwillkürlich musste sie über diesen Vergleich lächeln, was Mike sofort auf sich bezog.
    „Siehst du“, sagte er, „du lächelst mich an. Das steht dir vorzüglich. Wir werden noch Freunde werden, auch wenn du mich gestern Abend versetzt hast, kleine Silvi.“ Er wollte wieder seine Hände nach ihr ausstrecken. G eschickt wich sie aus.
    „Wieso habe ich dich versetzt?“, fragte sie. Sie merkte dabei nicht, dass sie auch „du“ g esagt hatte.
    Verblüfft starrte er sie an. „Das weißt du nicht? Wir hatten uns am Springbrunnen ve rabredet.“
    Silvia dachte krampfhaft nach, dann fiel ihr die Szene im Rauchsalon ein, und sie lachte hellauf. „Das habe ich nicht für ernst genommen“, antwo rtete sie. „Soviel ich mich erinnere, habe ich nicht zugesagt, oder?“
    Sie merkte, dass er sich ärgerte und fuhr able nkend fort: „Wie kommt es, dass du so gut Deutsch sprichst?“
    „Ich war einige Jahre als Soldat in Deutschland stationiert“, erwiderte er. „Aber können wir die Zeit nicht nutzbringender anwenden?“ Er trat wi eder näher.
    Silvia umging ihn geschickt und wollte zur Falltür. Mike vertrat ihr den Weg.
    „Lass mich!“, sagte Silvia. „Es ist schon spät und die anderen werden längst mit dem Frühstück auf uns warten.“
    Mike lachte. „Und wenn! Lass sie...“
    „Was tut ihr denn hier oben?“
    Aus der Falltür tauchte ein roter Schopf auf. Gleich darauf stand Pamela vor ihnen. „He, was soll das? Hast du mir nicht versprochen, dass ich bei deinen Entdeckungsfahrten stets dabei sein darf, Silvi? Außerdem hat Mam schon Mary und Eve ausgeschickt, um dich zu suchen.“
    Silvia, über Pamelas Auftauchen sehr erleichtert, lachte. „Was gibt es noch für dich zu entdecken? Wie ich dich kenne, hast du das Schloss längst in allen Winkeln untersucht.“
    Nach dem Frühstück bat Silvia ihren Onkel, ihr die Verliese zu zeigen. Unterwegs fragte sie ihn, ob er an Gespenster glauben würde.
    „Ich, an Gespenster?“, lachte John dröhnend auf. „So ein Unsinn! Du hast wohl inzwischen über die Harleigh Schreckgestalten allerhand erfahren? Sicherlich von Ellen, nicht wahr?“ Als Silvia nickte, fuhr er fort: „Lass dir von ihr nicht bange machen! Solche alten Schlösser wie unseres hatten gewöhnlich eine stürmische Vergangenheit, und daraus entstehen dann die Legenden.“
    Sinnend antwortete Silvia: „Mein Vater sagt immer, dass viele Leute Dinge sehen, die nicht ex istieren, nur weil sie sie sehen wollen.“
    „Ist schon was Wahres dran,“, erwiderte John, während sie die Wendeltreppe des Torture-Towers zum Keller hinunterstiegen. „Vor allem bei der gruselig-romantischen Geschichte von Daphne und Pierre. Empfindsame Gemüter sehen seitdem in jedem Schatten oder Nebelbild ihre Gestalten.“
    „Aber, Onkel John“, widersprach Silvia, „wir dürfen dabei nicht das Geigenspiel vergessen! Ich habe es selbst schon zweimal gehört, und außerdem oben auf dem West-Tower und fast zur gleichen Zeit auch unten auf dem Kiesweg dieselbe Gestalt gesehen. Und ich habe scharfe Augen.“
    „Trotzdem Sinnestäuschung, mein Kind! Wie sollte es auch angehen: zur gleichen Zeit an zwei Orten? Du scheinst dich so stark mit dieser u nglücklichen Liebesgeschichte befasst zu haben, dass auch du in Nebelfetzen und Schatten Gestalten

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