Sphaerenmusik
ihr auf die Nerven. Nur noch zaghaft wagte sie sich weiter.
Doch dann blieb sie erschrocken stehen. Unb estimmte Laute waren an ihr Ohr gedrungen. Sie lauschte angestrengt in die Dunkelheit hinein. Es hörte sich wie ein dumpfes Klopfen an. Erneut überflutete sie die Angst. Schon wollte sie umkehren, und wieder siegte ihre Neugierde.
Vorsichtig mit ihrer Taschenlampe den Boden ableuchtend ging sie den Geräuschen nach. Dann entdeckte sie auf dem Boden einen Lichtschimmer, der durch eine Öffnung drang. Sofort machte sie ihre Lampe aus und schlich sich an den Durchlass.
Sie schaute in ein Gewölbe, das genauso wie die schon durchquerten aussah, nur dass an der einen Wand eine brennende Pechfackel befestigt war, die hin und her flackerte und bizarre Muster auf die Steinwände zeichnete.
In diesem unheimlichen Licht stand eine Gestalt in einer Mönchskutte, den Rücken ihr zugewandt, und schlug mit einem Hammer gegen die Wand. Das Schlagen wurde immer heftiger, dann warf der Mönch plötzlich den Hammer auf den Boden. Er stieß einen von den Wänden widerhallenden Fluch aus und fügte wütend hinzu: „Wieder alles u msonst!“
Hatte Silvia eine unvorsichtige Bewegung g emacht, oder fühlte sich der Mönch beobachtet? Jedenfalls fuhr er plötzlich herum. Das übrige Gesicht im Schatten der Kapuze verborgen, prallten stechende, unheimliche Augen auf Silvia.
Gellend schrie sie auf, als der Mönch sie jäh mit einer Taschenlampe anstrahlte. Geblendet schloss sie die Augen. Von Panik ergriffen stürzte sie wie blind davon.
Obwohl Silvia um ihr Leben lief, glaubte sie nicht vorwärts zu kommen. Die sie verfolgenden Schritte kamen immer näher. Aufstöhnend rannte sie weiter.
Dann hatten sie die Schritte erreicht. Vor Schreck stolperte sie, die Taschenlampe entfiel ihren kraftlosen Händen und erlosch. Sie verspürte kaum mehr den heftigen Schlag auf ihren Hinte rkopf, der sie ins Dunkel riss.
Aus einer schwarzen Tiefe heraus erwachte Si lvia. Verwundert blickte sie um sich. Sie lag in einem Bett, das viel zu hoch war, um ihres zu sein. Über sich erblickte sie einen zerschlissenen Baldachin. Erschrocken fuhr sie hoch, ihre Augen wanderten unstet umher. Sie befand sich in Daphnes Schlafzimmer! Entsetzt sprang sie aus dem Bett heraus, stürzte zur Tür und riss sie auf.
Erst als sie wieder in ihrem Schlafzimmer war, fasste sie sich. Sie wankte zum Spiegel: Ein kre ideweißes Gesicht sah ihr entgegen, das von zerzausten Haaren umrahmt war. Nein, so kann ich mich unten nicht sehen lassen, dachte sie. Was soll ich ihnen erzählen? Sie müssen mich ja für irre halten!
Stürmisch wurde die Tür aufgerissen. „Hier steckst du also! Ich habe dich schon überall g esucht, Silvi, im Pavillon, im Schloss und sogar in deinem Zimmer. Ich fand dich aber nicht, du warst spurlos verschwunden.“
„Ich war draußen vor dem Schlosstor“, log Si lvia hastig, „da bin ich gestolpert und mit dem Kopf hart aufgeschlagen. Ich habe mich dann durch den Daphne-Tower ins Schloss geschlichen, um ungesehen in mein Zimmer zu kommen, so wie ich ausschaue.“
„Ach so!“ Pamela betrachtete ihre Kusine mi tleidig. „Du siehst tatsächlich sehr ramponiert aus.“
Ablenkend fragte Silvia: „Warum hast du mich gesucht? Ich dachte, du hättest bei Mike Unte rricht.“
„Das schon, aber Mike gab mir eine Überse tzung ins Französische, und damit ich ungestört arbeiten konnte, ließ er mich allein. Das macht er bei solchen Gelegenheiten oft.“ Pamela lachte. „Sehr zu meiner Freude, denn wenn ich früher mit der Übersetzung fertig werde, habe ich frei, da Mike meine Arbeit immer erst nach dem Essen kontrolliert. Heute war ich besonders früh fertig. Aber nun komm, es ist Essenszeit.
„Ich kann nicht, ich habe Kopfschmerzen! Kannst du mich nicht entschuldigen?“
„Natürlich! Man wird dir das Essen hinaufschicken. Bye - bye!“
* * *
Am darauffolgenden Sonntagvormittag hielt vor dem Schloss ein Rolls Royce. Heraus stieg ein kleines dünnes Männchen mit einem faltigen Gesicht und grauem Haar. James führte ihn ins Arbeitszimmer des Hausherrn.
Tante Elisabeth erklärte Silvia, dass es sich bei dem Besucher um den Anwalt Richard Lacy ha ndeln würde.
Bald darauf kam der Butler und bat Silvia ins Arbeitszimmer.
Bei ihrem Eintritt erhob sich Richard Lacy aus einem breiten Ledersessel und ging ihr einige Schritte entgegen. Ganz Kavalier alter Schule verbeugte er sich und reichte ihr die Hand.
„Ich freue mich ganz
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