Sphaerenmusik
aus dem Esszimmer gelaufen kam.
Ihr wankte Evelyn entgegen, bleich vor Entse tzen und hysterisch schluchzend: „Die Geister sind los, die Geister sind los!“
Erst als sie von Elisabeth derb an den Schultern gerüttelt wurde, kam sie wieder zur Besinnung. Gemeinsam stiegen sie die Kellertreppe hinunter und fanden John.
Es folgten einige hektische Minuten. Ellen, die sich auf Krankenpflege verstand, gab dem Schlossherrn gleich am Ort des Geschehens eine schmerzstillende Spritze. Dann legte sie ihm mit Hilfe des Butlers eine Notschiene um das gebrochene Bein.
John wollte wissen, ob sie jemand im Keller a ngetroffen hatten, als sie ihm zur Hilfe geeilt waren.
Erstaunt erwiderte Elisabeth, dass niemand im Kellergang gewesen wäre. Auch die anderen schüttelten die Köpfe.
„Warum fragst du?“, erkundigte sich Elisabeth. „Was ist denn hier eigentlich passiert?“
John zuckte die Achseln. „Ich weiß nur, dass ich gestolpert bin. Alles ging so schnell. Und dann glaubte ich, eine Person neben mir zu spüren. Aber sicherlich habe ich mir das nur eingebildet. Ich war schwer b enommen.“
„Ich kann mir auch nicht denken, dass jemand vor uns bei dir gewesen ist“, meinte Elisabeth. „Er hätte dich sicher nicht ohne Hilfe liegen lassen.“
Nachdem John notdürftig versorgt war, trugen der Butler und James ihn die Treppe hinauf, was nicht ohne Flüche von Seiten Johns vor sich ging.
Etwas später wurde John in die geräumige L imousine gebettet. Elisabeth bestand darauf, ihn selbst ins Krankenhaus zu fahren. Bedrückt kehrten die anderen ins Schloss zurück.
Sie fanden sich alle in der Küche wieder, wo Ellen ihnen einen kleinen Imbiss servierte.
Während sie lustlos aßen, rief Silvia plötzlich: „Die arme Tante Lissy! Sie ist ja ohne Essen losgefahren!“
Erschrocken sagte Ellen: „Wie konnte ich auch nur so unachtsam sein? Daran hätte ich denken müssen. Auch der Herr hat nichts mehr bekommen. Na, die Herrschaft wird während der langen Fahrt zum Kra nkenhaus schön auf mich schimpfen.“
„Sie konnten nicht an alles denken, Ellen“, tr östete Silvia. „Sie hatten genug mit Samariterdiensten zu tun.“
„Ich hätte auch daran denken müssen“, warf J oan ein, die gegen ihre Gewohnheit gleichfalls in die Küche gekommen war. „Wir waren alle zu kopflos. Der Unfall kam so gänzlich unerwartet.“
Joan lehnte an dem großen Eisschrank und sah noch blasser aus als sonst. Ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammen gepresst.
„Unfälle kommen immer unerwartet“, erwiderte Silvia.
Sie hatte versucht, einige Bissen des aufg ewärmten Essens hinunterzubringen, war aber noch zu aufgeregt. Sie wurde einen furchtbaren Verdacht nicht los und so fuhr sie fort: „Wenn es ein Unfall war...“ Immerhin war ihr Vater bei einem Treppensturz ums Leben gekommen.
„Was wollen Sie damit sagen, Miss Michaelis?“, rief Joan in ihre Gedanken hinein, und Pamela sagte vorwurfsvoll: „Aber Silvi, du denkst doch nicht etwa, dass man auch Daddy... Ausgeschlo ssen, mein armer Daddy hat keine Feinde!“ Sie sagte das im Brustton vollster Überzeugung.
Als Pamela und Silvia die Küche verließen, hörten sie noch, wie Ellen fast ehrfurchtsvoll sagte: „Ob es der Mönch war, den der Herr gespürt hat?“
Selbst Ellen glaubt, dass jemand in Onkels Nähe war, dachte Silvia. Und aus einem plötzlichen Einfall heraus fragte sie: „Pam, hast du Angst? Ich möchte gern noch einmal in den Keller gehen. Nur...“ Sie zögerte, dann fuhr sie fort: „Also, ehrlich, mir ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken, da allein hinunterzugehen.“
Pamela kicherte. „Kann ich verstehen. Also los, w agen wir uns in die Höhle des Löwen.“
Silvia untersuchte sorgfältig die Kellerstufen, und schon bei der dritten fand sie die verdächtigen Spuren, nach denen sie Ausschau gehalten hatte. In der Wand, knapp über der Stufe, entdeckte sie ein kleines Loch, das ziemlich frisch aussah, und direkt gegenüber am Geländer eine hauchdünne Perlo nschlinge, an der noch ein Rest des abgerissenen Fadens hing.
„Siehst du das?“, fragte Silvia triumphierend und zeigte auf das Beweisstück.
„Glaubst du wirklich, dass...“
„Das glaub ich nicht nur, das weiß ich!“, erklärte Silvia. „Hier ist noch der Rest des Perlonfadens und auf der anderen Seite das Loch für den Nagel. Man hat den Faden über die Stufen gespannt, dein Vater ist darüber gestolpert und hat dabei den F aden abgerissen.“
„Dann müssten der übrige
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