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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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stellte sie fest.
    Die Elfen sahen sich interessiert um. Milt und Finn rempelten sich gegenseitig an und feixten.
    Die Schlafkammer des Königs war mit aufwendigen Goldarbeiten und Edelsteinen geschmückt, das Bett ganz aus Saphir gefertigt. Das Bogenfenster war schmal, aber sehr hoch, kein farbiges Glas.
    »Mir dünkt, als spielte sich alles hier unten ab, und nach oben zu gibt es nur Treppen für den Ausblick vom Turm.« Finn zog eine gezierte Miene.
    »Wir werden es herausfinden, bester Finn.«
    »Noch viel lieber wäre mir, lieber Milt, wir würden das Königspaar finden.«
    »Dann geh mal wieder voran, geschätzte Laura.«
    Die Elfen sahen sich an. »Jetzt drehen sie durch.«
    Laura ging mit Stelzschritten voran, und die beiden Männer folgten ihr stolzierend, mit gewichtigem Ausdruck. »Platz da! Platz der vieledlen Laura von Donalda-Quakenstein!«, rief Finn, und Milt ergänzte: »Billiges Volk hat zu weichen, und zwar augenblicklich, in angemessen unterwürfiger Haltung!«
    So schritten sie den Gang zurück, gefolgt von den Elfen, die ziemlich zweifelnde Mienen trugen.
    »Kann es sein«, fragte Spyridon schließlich, »dass ihr das hier nicht besonders beeindruckend findet?«
    Die drei prusteten los. »Ehrlich, Spyridon«, antwortete Laura lachend und wies um sich, »aber das hier ist wirklich des Guten zu viel. Ich meine, derart pompös, das ist nicht normal. Nennt sich Priesterkönig, verbietet Spiegel, damit niemand eitel ist, und dann baut er sich das? Kein Wunder, dass er den Palast vor den Augen des Reiches verborgen hat.«
    »Es ist aber kein Elfengold«, bemerkte Yevgenji. »Alles echt.«
    Laura zuckte die Achseln. »Mag ja sein. Aber wenn wir auch nur ein Stück von hier mitnehmen würden, würden wir in unserer Welt auf der Stelle verhaftet, anstatt daraus Kapital schlagen zu können.«
    »Nach all dem Dreck, durch den wir gewatet sind, ist das hier ... paradox«, sagte Milt. »Ich habe mit Fallen, Wächtern, Gefahren gerechnet. Aber damit? Nein, niemals. Komme mir vor wie im rosa Wunderland, fehlen nur noch Zuckerwatte und ein Luftballon-Pudel. Disneyland oder so.«
    »Ich stelle mir gerade Alberich hier drin vor.« Finn kicherte. »Oder Fokke.«
     
    Sie wanderten einen Gang nach dem anderen ab; zum Glück waren diese nicht lang, und sie konnten ohnehin nur in die Räume treten, zu denen sich die Türen automatisch öffneten. Laura ging dabei mehrmals still in sich und wiederholte öffentlich, dass sie nicht den Eindruck habe, das Königspaar befände sich hinter einer der geschlossenen Türen.
    »Vielleicht sind das nur Attrappen.« Finn klopfte gegen die Türen, doch da sie aus Kristall oder Onyx waren, gab es kein Geräusch. Achselzuckend wandte er sich ab.
    »Ich bin enttäuscht!«, wetterte Spyridon, der Temperamentvollere der Ewigen Todfeinde. »Da gehen wir in einen geheimen Kristallpalast, die besten Krieger der Welten, und keine Gefahren und Abenteuer erwarten uns!«
    »Wahrscheinlich ist Arun genau deshalb nicht mitgegangen – er hat gewusst, wie langweilig das wird, und schaut lieber den Gog/Magog draußen zu«, meinte Yevgenji.
    Sie gelangten in einen Esssaal mit Tischen aus Gold und Amethyst, an denen wahrscheinlich nie jemand gesessen hatte und zu dem es keinerlei Zugang von der Küche aus gab – geschweige denn dass es eine Küche und Vorratskammern gab; und sie entdeckten Wohnräume mit jeweils einer vorherrschenden Farbe, wie sie zum Beispiel in den Roten, Blauen, Grünen und Gelben Salons in den Schlössern der Menschenwelt üblich waren. Alles wirkte wenig heimelig und wohnlich, nicht einmal prächtig, sondern einfach nur protzig. Selbst die Elfen gaben das irgendwann zu, weil sie des ewigen Glitzerns und Funkelns müde wurden. Auch in der Anderswelt, sagten sie, gäbe es so etwas nicht; höchstens vielleicht unter den geflügelten Kristallelfen, die ja selbst halbe Edelsteine wären. Keiner von ihnen hatte bisher jemals solch einen Reichtum gesehen, und sie trachteten nicht danach, ihn zu besitzen.
    Damit hatten sie alle Räume im Erdgeschoss durch. Also hinauf. Laura nahm den mittleren gewundenen, schmalen Aufgang; eine große Treppe gab es erstaunlicherweise nicht. Sie stiegen über dreißig Stufen hinauf, bevor sie das nächste Stockwerk erreichten, deren Räume über eine Galerie zu begehen waren, die wiederum an der Mauer der Eingangshalle entlangführte.
    Erneut protzige Räume, die wahrscheinlich niemals genutzt worden waren. Langsam fragten sich alle, was der

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