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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Priesterkönig hier getrieben haben mochte. Immerhin hatte das Schloss wohl einen Selbstreinigungseffekt, denn es gab nicht den Hauch eines Staubkörnchens oder gar eine Spinnwebe.
    »Noch eine Etage?«, stöhnte Milt.
    »Augenblick«, sagte Laura.
    Sie deutete vor sich, schräg gegenüber auf der Galerie. Gegenüber der Pforte, die noch weit über dieses Geschoss hinausragte, sahen sie eine Tür, die anders als die anderen war. Sie besaß zwar schöne Schnitzereien, bestand aber nur aus einfachem Holz, völlig ohne Prunk und Pomp. Sie war nicht höher als zwei Meter und breiter als einen Meter.
    »Dort ...«, flüsterte sie.
    Der Zugang führte zu dem höchsten Turm des Palastes, wie es aussah. Milt gab seiner Hoffnung Ausdruck, nicht etwa noch einmal vierhundert Stufen hinaufsteigen zu müssen.
    Laura ging weiter, jetzt wie in Trance. Diese Tür bildete einen Anachronismus zum ganzen Rest, und schon allein deshalb musste sie die richtige sein. Es gab einen Ring zum Öffnen, und Laura benutzte ihn, ohne lange zu zögern.
    Mit einem leisen Ächzen und Quietschen ließ sich die Tür nach innen aufschieben, und den uneingeladenen Besuchern eröffnete sich ein großer, heimeliger Raum völlig ohne Prunk. Holz und Teppiche, ein großes Bett, Sessel, Tisch, Schränke und Vitrinen und gegenüber der Zugang zu einem großen Balkon mit geöffneten Türen; durchsichtige Seidenvorhänge wehten davor. In kleinen Nischen linker Hand zeigten geschlossene Türen weitere Gemächer an.
    Laura wurde geradezu nach innen geschubst, als ihre Gefährten neugierig nachdrängten.
    »Langsam!«, beschwerte sie sich laut flüsternd. Sie wusste nicht, warum, aber sie dämpfte automatisch die Stimme. Blinzelnd sah sie sich um. Die Sonne drang mit voller Wucht durch die Öffnung zum Balkon herein und schien alles zu überstrahlen.
    »Was ... Das ist die Morgensonne«, stotterte Finn. »Waren wir so lange hier drin? Die ganze Nacht? Wir sollten umfallen vor Müdigkeit ...«
    Laura fühlte sich überhaupt nicht müde. Es kam ihr so vor, als hätten sie sich höchstens eine Stunde hier drin aufgehalten. »Zeitmanipulation«, murmelte sie. »Da wette ich. Draußen ist die Welt schneller an uns vorbeigerast, als wir uns hier drin bewegt haben.«
    »Also doch eine Falle«, bemerkte Milt. »Und dank Laura haben wir uns nicht darin verfangen.« Er sah sie stolz an. »Du hast uns zielsicher geführt.«
    »Hoffentlich ist es nicht zu spät ... hoffentlich nur eine Nacht«, sagte Hanin.
    Sie verschluckte jedes weitere Wort, und alle anderen erstarrten, als sie gleichermaßen eine Bewegung ausmachten. Links vom Balkon näherte sich eine Schattengestalt, die, als sie vor das hereinströmende Licht trat, noch dunkler zu werden schien. Eine weitere, kleinere Gestalt kam hinzu.
    Von leuchtenden Strahlen wie von einer Aureole umgeben, kamen die beiden Wesen näher. Männliche Konturen, weibliche Konturen, die weibliche Gestalt vielleicht etwas kleiner als Laura, die männliche etwas kleiner als Milt.
    Keiner der uneingeladenen Besucher regte sich, niemand sagte etwas. Laura verspürte ein Kratzen im Hals und den Drang zu husten. Genau wie im Theater, in der Kunstpause vor dem dramatischen Einsatz der Todesarie, wenn alles ergriffen auf den ersten Ton wartete. Mühsam unterdrückte sie den Zwang, konnte es aber nicht verhindern, dass ihre Schultern dabei zuckten.
    Dann sah sie und vergaß zu atmen.

10.
    Die Herrscher
     
    Der Morgen zog herauf. Die drei Sucher hielten abwechselnd Wache, Jack war irgendwann eingeschlafen. Er musste Kräfte sammeln vor der letzten Schlacht, die unausweichlich drohte.
    Luca war bei ihm, und sie schlummerten eng aneinandergekuschelt.
    Cedric warf ab und zu einen Blick auf die andere Seite, wo Arun sich aufhielt. Die meiste Zeit stand er vor der geschlossenen Pforte.
    »Irgendein Zeichen?«, rief er hinein.
    Arun schüttelte den Kopf. »Es ist völlig still. Kein Fenster öffnet sich. Ich habe einen großen Balkon entdeckt, kann aber nicht direkt zu ihm hinsehen. Es gibt hier immer noch Schutz – vielleicht ist es der von Anbeginn.«
    Prinz Laycham kam heran. »Die Gog/Magog da draußen bereiten sich vor«, sagte er. Er neigte sich und weckte Luca. »Geh zu Zoe, du findest sie in dem Zelt dort hinten.« Er wies den Weg. »Bleib bei ihr. Hast du noch Munition?«
    Der Junge nickte. Eilig machte er sich auf den Weg.
    Jack, der gleichzeitig wach geworden war, stand auf und streckte sich. »Dann bereite ich mich auch mal vor«, murmelte

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