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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Bogen war ineinander verschlungenen Blütenranken nachempfunden. Es gab kein Tor, der Durchgang präsentierte sich frei begehbar und zeigte die ungehinderte Sicht auf die andere Seite.
    Ein Raunen ging durch die Zuschauer, innerhalb wie außerhalb der Mauern.
    Dort, wo zuvor nur grünes Land gewesen war, schälte sich durch den fallenden magischen Vorhang ein gewaltiges Gebäude heraus.
    Ein prächtiges Bauwerk.
    Ein Palast.

9.
    Der Weg hinein
     
    Laura kämpfte sich hoch, klopfte sich den Staub ab und rieb ihre wunden Hände. Staunend betrachtete sie, was gerade sichtbar geworden war. Auch die weiterführende Außenmauer war nun deutlich erkennbar. Nie hatte es jemand gemerkt, der dort entlanggegangen war, der Verschollene Palast war nach nebenan gerückt worden, in eine andere Ebene.
    Die Ausdehnung des Palastes war bei Weitem geringer als die Morgenrötes, doch er war prächtiger und höher, turmartiger. Verschachtelter, mit vielen Erkern, Türmchen und Zinnen, Bogenverbindungen auf den höheren Etagen und desgleichen mehr. Wie eines der Märchenschlösser von König Ludwig II., nur viel größer.
    Und reicher. Der gesamte Palast funkelte und glitzerte wie der riesige Kristallhort eines Drachen. Seine Mauern waren weiß gekalkt und über und über mit aufwendig gestalteten Stuckmustern besetzt, Blüten, Bäumen, Sternen, verschlungenen Symbolen, auch Wesen und sogar ganze Szenen waren zu erkennen, in leuchtenden Farben und mit Juwelen verziert.
    Am beeindruckendsten war die Eingangspforte, die schätzungsweise fünfundsechzig Meter hoch war und ganz und gar aus funkelndem Kristall bestand, eingefasst in pures, schweres Gold.
    »Das erklärt einiges.« Arun trat neben Laura, die völlig fasziniert war und momentan nur schauen konnte. »Bei dem Anblick wird selbst der Unbescholtenste zum Langfinger.«
    »Als Wochenendhäuschen durchaus geeignet.« Milt pfiff beeindruckt. »Da hat der asketische Herr Priesterkönig sich aber feudal gegeben.«
    »Nun, schließlich soll der durch das Reich fließende Ydonus ja Juwelen und Gold mit sich geführt haben, für jedermann zugänglich«, erwiderte Arun. »Also hätte es vielleicht keinen Neid gegeben.«
    »Ihm war immer daran gelegen, die Leute gar nicht erst in Versuchung zu führen«, murmelte Laura. »Daher auch der leere Himmel. Das passt schon zusammen.«
    »Ja, dass er sich mit seinen Träumen in nichts von den meisten Menschen unterschied«, bemerkte Finn. »Alles für sich, es ging nie um die anderen.«
    Delios näherte sich. »Und doch war es ein Paradies, bis Sinenomen die Herrschaft übernahm.« Er musterte Laura. »Das war ziemlich gut.«
    »Nur fast .« Laura strengte die Augen an, versuchte sich zu konzentrieren, das Bild heraufzubeschwören, aber es änderte sich nichts. »Ich habe nämlich auf der Geistebene noch etwas gesehen, was jetzt fehlt. Anscheinend wurde es noch nicht befreit, sondern steht weiterhin unter einem Bann. Es muss davon getrennt versteckt worden sein.«
    »Was war es?«
    »Ein Hügel«, antwortete sie. Sie deutete auf den etwa dreißig Meter hohen Turm neben dem Palast, der für sich stand, zu welchem Zweck auch immer. In der Menschenwelt hätte man einen kirchlichen Hintergrund vermutet. »Gleich dahinter, höher als dieser Turm. Ein Hügel mit einem grellen Leuchten. Ein Blitz traf mich und hebelte mich aus, bevor ich mehr erkennen konnte.«
    Die Elfen wichen plötzlich einen Schritt zurück, als wären sie erschrocken.
    »Das kann nur eines bedeuten«, stieß Hanin hervor. »Mein Meister hat es einmal erwähnt.«
    »Und was ist es?«, hakte Laura nach.
    Die Assassinin bemühte sich, etwas zu sagen, dann schüttelte sie verwundert den Kopf. »Ich ... ich kann es nicht erfassen, nicht in Worte kleiden. Aber ich weiß, es ist nicht gut. Nicht gut ... für uns Elfen.«
    Laura sah sich um. »Ihr spürt es alle, nicht wahr?«
    Sie nickten, gleichermaßen verunsichert wie verwirrt.
    »Dann werden wir da oben wohl den Schattenlord finden«, sagte Laura leise.
     
    Während die Elfen ganz offensichtlich von einem unnennbaren Schrecken befallen waren, fragte Milt, der völlig unberührt war, genau wie Finn und Zoe auch: »Was veranlasst dich zu dieser Vermutung, Laura?«
    »Weil dort oben etwas ist, was ihm einen Anker bietet. Das ist sein wahres Ziel.« Laura schüttelte leicht den Kopf, als müsse sie ihre durcheinandergewirbelten Gedanken wieder in die richtige Lage bringen. »Und deswegen werden wir jetzt die Herrscher befreien.«
    Finn zog

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