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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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an, anstatt mich aufzubauen und mich zu unterstützen?«
    »Weil du ab jetzt allein dastehst und allein kämpfen musst, das musst du verdammt noch mal begreifen!«, fuhr er sie an. »Es gibt keinen Rockzipfel mehr, an dem du dich festklammern kannst! Nur du und er!«
    Sie wischte mit dem Handballen über die Augen und zuckte zusammen, als das Salz auf den heilenden Schürfwunden brannte. »Schlag mich gleich zu Boden und trample noch auf mir rum«, schluchzte sie. »Macht sowieso keinen Unterschied mehr.«
    »Unversehrt bist du nützlicher.« Leonidas packte ihre Hand, bevor sie erneut die Augen reiben konnte, und hielt sie fest. »Genau das meine ich. Du ergehst dich in Selbstmitleid! Du willst wissen, warum ich das tue? Schau dich an! In diesem Zustand kannst du die letzte Schlacht unmöglich schlagen. Aus dem Grund bereite ich dich darauf vor! Und wenn ich dich nur aufwecken kann, indem ich dir Todesangst einjage, dann muss das eben so sein.«
    Laura murmelte spontan eine Beleidigung, die sie von Zoe gelernt hatte.
    »Schon besser«, sagte er daraufhin und ließ sie los.
    Laura schämte sich, und sie hasste Leonidas, aber sie war zugleich verwirrt über seine Vorwürfe. Und irgendwie hatte sie immer noch nicht alles erfahren.
    »Aber ... wie hast du es fertiggebracht, dass die Bevölkerung dich derart gefürchtet hat?«
    »Du lenkst ab.«
    »Kann sein. Ich will die Antwort trotzdem wissen.«
    Er lachte rau. »Ich bitte dich, nichts ist leichter, als Gerüchte in die Welt zu setzen. Warum sollten die Normalbürger anders sein als du in ihrer Naivität? Berichte von Massakern, die wir angeblich angerichtet haben, und dergleichen mehr schüren die Gerüchteküche, mehr muss man gar nicht tun, damit es sich zum Selbstläufer entwickelt. Natürlich haben wir Steuern erpresst und einige Hütten niedergebrannt, aber ich habe dafür gesorgt, dass anschließend die Iolair zur Stelle waren.«
    »Du hast Vögel benutzt, nicht wahr? Es hieß ja, Sgiath wäre ein kleiner Vogel.« Sie deutete nach oben, wo immer noch der kleine Piepmatz saß und alles beobachtete.
    Leonidas hielt die Hand hoch, und der Federball flatterte herab und landete zwitschernd auf seinem behandschuhten Finger. »Der hier ist der Beste und Frechste, von Hand aufgezogen. Die Vögel waren in der Tat trainiert. Der Alte vom Berge half mir dabei. Ich selbst verfüge schließlich nicht über Magie, er hingegen schon. Da wir beide Alberich abgrundtief hassten und uns schon lange kennen, lag es nahe, uns zu verbünden.«
    »Das ... das hätte ich mir denken sollen.« Laura schüttelte fassungslos den Kopf. Sollte sie Gelegenheit bekommen, das irgendjemandem zu erzählen, würde ihr niemand Glauben schenken. Wahrscheinlich nicht einmal Hanin. Dies war, wenn sie es genau nahm, die größte und erfolgreichste Intrige von allen. Der Schattenlord konnte noch von den beiden lernen. Und das Unglaublichste daran: Sie waren die Guten!
    Leonidas fuhr mit seiner Erklärung fort: »Wenn sich mal jemand genauer nach Augenzeugen umgesehen hätte über die Gräueltaten, die wir angeblich begangen hatten, wäre er schnell ins Leere gelaufen, denn es gab keine. Wir haben die Leute in den Dörfern mehr erschreckt als ihnen wirklich geschadet, einige haben wir verschleppt und dann mit entsprechenden Instruktionen zurückgeschickt. Wen wir tatsächlich getötet haben, das waren Kollaborateure und Verräter. Und die findet man überall. Die Leute waren derart eingeschüchtert, dass sie selbst dann noch an die Gerüchte glaubten, wenn sie es anders erlebt hatten. Das Einzige, was nie gelogen war, ist meine Befähigung als Krieger. Und die meiner Leute. Wir sind die Besten.«
    »Von dir hätte ich das am wenigsten erwartet«, gestand Laura. »Hut ab. Es ist dir von Anfang an hervorragend gelungen, mir einen solchen Schrecken einzujagen, dass ich nie weiter gedacht habe. Ja, du hast recht. Ich bin genauso naiv wie die Normalbürger hier. Aber ist das schlecht?«
    »Du befindest dich an exponierter Stelle, natürlich ist das schlecht! Ihr Menschen seid so leicht zu manipulieren – und bis zu einem gewissen Grad die Elfen auch. Selbst Alberich hat in diesem Spiel den Kürzeren gezogen.« Leonidas fletschte die Zähne zu einem breiten Grinsen. »Genau deshalb war ich ja so erfolgreich, weil niemand je weiter gedacht hat. Nur ein Einziger der Iolair hat meine Identität gekannt. Aus dem Grund, weil wir uns absprechen mussten und die Rebellenschar gemeinsam aufgebaut haben.« Er warf die

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