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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Hand hoch, und der kleine Vogel flog piepsend nach oben und durch den Mauerschlitz davon.
    »Aber dass deine eigenen Leute dichtgehalten haben ...«
    »Die wussten es ebenfalls nicht, die gingen davon aus, dass ich genau wie sie nichts von Alberichs Usurpation halte und mich nicht benutzen lasse. Bis auf einen, der mein Werk fortgesetzt hätte, wenn mir etwas zugestoßen wäre, waren sie ahnungslos.«
    »Und haben genauso wenig nachgedacht wie die normalen Naivlinge , zu denen übrigens auch die Iolair zählen.«
    »Die habe ich hinreichend beschäftigt, damit sie nicht nachdenken. Meine Löwenkrieger sind mir schlichtweg treu ergeben und folgen mir überallhin, ohne Fragen zu stellen. Aber jetzt sind sie durch mein Verschwinden genauso verunsichert wie die Iolair dort draußen.«
    »Dann sollten wir sie langsam mal aufklären«, schlug Laura vor.
    Er nickte. »Das werden wir. Aber zuerst sollten wir den Zugang zu dem Spiegel suchen, denkst du nicht?«
    »Wieso ... Da vorn ist doch der Aufgang ...«
    »Laura, nach all den Prüfungen verhältst du dich manchmal unglaublich dumm. Glaubst du ernsthaft, dass es so leicht wäre, den Spiegel zu erreichen? Wozu dann der ganze Aufwand? Dieser Aufgang kann natürlich betreten und erstiegen werden, doch er führt nirgendwohin. Man geht immer nur hinauf und hinunter, ohne jemals anzukommen.«
    Laura dachte an die unmöglichen Bilder von Escher, wo es viele solche Treppen gab, die gleichzeitig hinauf- und hinabführten und dabei immer nur im Kreis. Das ergab Sinn, und sie musste diesen neuerlichen, leider berechtigten Rüffel hinnehmen. Naiv und dumm – na ja, immer noch besser als so arrogant und überheblich.
    »Hast du dich deswegen die ganze Zeit über hier versteckt?«, konnte sie sich eine Replik nicht verkneifen.
    »Ich habe mich nicht versteckt «, herrschte er sie wütend an, und Laura stolperte einen Schritt zurück. Dann drehte Leonidas sich um und schritt den Gang voran.
    Sie empfand allerdings eine Ungereimtheit. Weshalb hatte er, wenn er schon mal hier war, nicht gleich das Herrscherpaar befreit? Hätte er das etwa schon die ganze Zeit gekonnt?
    Der General, der ein gutes Stück voraus war, drehte sich zu ihr um. »Deine Gedanken schreien so laut, dass es wie ein Gongschlag durch den ganzen Turm schallt.«
    »Dann erklär's mir!«, forderte sie ihn heraus.
    »Folge der Logik, Laura, und konzentriere dich! Ich war natürlich nicht die ganze Zeit hier«, antwortete er prompt. Er hatte ihre Gedanken tatsächlich erraten! »Während Delios da draußen das Kommando hatte, habe ich, genau wie du, nach dem Zugang zu dem Verschollenen Palast geforscht. Ich wusste ja, dass er da war ...«
    »Das hast du gewusst?«, unterbrach Laura. »Aber warum hast du es den Iolair nie gesagt?«
    »Wir hätten uns nur unnötig verzettelt. Die Iolair hätten ohnehin nichts unternehmen können, also brauchten sie es nicht zu wissen. Womöglich hätte sich irgendeiner noch verplappert, und Alberich hätte es erfahren.«
    »Fein erklärt. Ich wiederhole: Du wusstest die ganze Zeit über , dass die Herrscher sich hier verbargen?«
    »Gewiss! Aus dem Grund bin ich geblieben, als Alberich den Thron besetzte. Aber ich konnte den Palast wegen der durchtrennten Ley-Linie nicht finden. Für mich ist das ohnehin schwieriger als für Elfen. Sobald du dann den Weg geöffnet hattest, bin ich euch gefolgt, und während ihr in den Palast hineingegangen seid, habe ich mich dem Turm gewidmet. Erfolglos, wie du dir denken kannst, weil man dazu deine Gabe benötigt.«
    »Aber ... Arun war hier draußen ... und Jack und die anderen haben bei der Mauer Wache gehalten ...«
    Leonidas seufzte. »Ich bin an einer so gut wie nicht einsehbaren Stelle über die Mauer geklettert, und während sämtliche deiner Freunde beobachtet haben, wie du über die Schwelle schreitest, bin ich in den Turm hineingegangen. Ich hätte dabei wahrscheinlich noch Rasseln und Pauken schlagen können, ihr hättet es nicht bemerkt.«
    Laura zog es vor zu schweigen.
    Leonidas fuhr fort: »Sehr weit bin ich also nicht gekommen. Also müssen wir jetzt gemeinsam nach dem Zugang zum Spiegel suchen.«
    »Klingt einleuchtend.« Laura nahm die Gegebenheiten an, das hatte sie gelernt. Sie würde es auch nicht wagen, seine Vorgehensweise zu kritisieren, denn Leonidas hatte einen weitaus größeren Überblick als sie und gewiss auf jede Frage eine Antwort. Und sie wollte ihn nicht verärgern. Auch wenn sie in Wirklichkeit Verbündete waren, war er

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